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Republikaner verlieren weitere Wahlen: Donald Trump hat allen Grund, nervös zu sein
Eine Bürgermeisterwahl in Miami, ein Parlamentssitz in Georgia: Binnen eines Abends bröckeln republikanische Hochburgen. Das ist kein Zufall mehr, das ist ein Trend.

Stand:
Wird es jetzt wirklich gefährlich für Donald Trump und die Republikaner? Die Anzeichen dafür mehren sich.
Während der Präsident am Dienstagabend in Pennsylvania den Auftakt einer Redetour durchs Land feierte, wählten die Bürger Miamis erstmals nach fast drei Jahrzehnten republikanischer Herrschaft eine Demokratin zur Bürgermeisterin: Eileen Higgins. Sie ist außerdem die erste Frau an der Spitze der Stadt.
Trumps Favorit Emilio González verlor die Stichwahl, obwohl der Präsident sich persönlich für ihn eingesetzt hatte. Wahldienstage entwickeln sich längst nicht mehr im Sinne des Präsidenten.
Es zeichnet sich ein klarer Trend ab
Was in Miami passiert ist, fügt sich in ein größeres Bild. Am selben Tag eroberten die Demokraten in Georgia einen zusätzlichen Sitz im Landesparlament – in einem Bezirk, den Trump vor einem Jahr noch mit zweistelligem Vorsprung gewonnen hatte.
Seit Herbst haben die Demokraten mehr als zwanzig Mandate in Regional- und Nachwahlen hinzugewonnen. Das ist kein Zufall mehr, sondern ein klarer Trend.
Besonders brisant ist die Entwicklung unter Latino-Wählern. Verhalfen diese Trump 2024 noch zum Sieg, so ist dieses Fundament ein Jahr später brüchig. Darauf weisen nicht nur die jüngsten Ergebnisse hin, das zeigt auch eine aktuelle Umfrage des renommierten Pew-Instituts: 73 Prozent der Latinas und 67 Prozent der Latino-Männer lehnen die Amtsführung des Präsidenten ab.
Dass das die Republikaner Wahlen kostet, sah man auch bei den Gouverneurswahlen Anfang November in New Jersey und Virginia. In New Jersey hatten neun der zehn Wahlbezirke mit dem stärksten Linksruck eine hispanische Bevölkerung von über 60 Prozent. Auf diese Stimmen sind die Republikaner aber angewiesen.

© dpa/AP/Lynne Sladky
Fast 80 Prozent der Latinos glauben, dass Trumps Politik ihrer Gemeinschaft schadet. Nur jeder Zehnte sieht einen Vorteil. Es geht vor allem um die Wirtschaft: steigende Preise, Mieten, Versicherungen.
Wählergruppen, die Trump für sicher hielt, stimmen jetzt gegen ihn. Sie bestrafen den, der ihre Lage verschlechtert.
Helena Wittlich
Viele hatten gehofft, Trump würde die Lebenshaltungskosten senken. Das ist nicht passiert. Stattdessen erleben sie eine aggressive Abschiebepolitik. Gerade in Miami kennt man die Folgen: Das neue Haftzentrum, „Alligator Alcatraz“, erzeugt Angst – erstmals berichten Einwohner, dass sie ihre eigene Regierung fürchten.
Trump behauptet, „Spaß“ zu haben
Währenddessen reagiert Trump mit Ablenkung. Der Präsident gab sich am Dienstagabend in Pennsylvania selbstbewusst. Bei seinem Auftritt sollte er eigentlich über Wirtschaft sprechen, verließ nach wenigen Minuten aber das Redemanuskript.
Über neunzig Minuten plauderte er über Windräder, Golf und Migration. „Ich habe praktisch nichts vom dummen Teleprompter abgelesen“, sagte er – und fügte hinzu: „Ich habe Spaß.“ Trump kehrt mit einer ausschweifenden, von Beleidigungen durchzogenen Rede in den Wahlkampfmodus zurück.
Doch die Wähler suchen keine Show mehr. Sie suchen Lösungen, vor allem eine finanzielle Entlastung für das immer teurere Leben in den USA. Seine sinkenden Zustimmungswerte zeigen, wie sehr diese Inszenierung an der Realität vorbeigeht.
Selbst Parteistrategen warnen vor einer „Wipeout“-Gefahr, einer Verlustwelle bei den Zwischenwahlen im nächsten Jahr. Die Erwartungen einer roten Welle – also eines fulminanten Sieges der Republikaner – sind einer Nervosität gewichen. Trumps Selbstdarstellung hat ausgedient.
Mehr als nur eine lokale Niederlage
Die Wahl in Miami ist deshalb mehr als ein lokaler Machtwechsel. Sie trifft den Präsidenten und seine Partei empfindlich. Nach der Wahl 2024 verkündeten viele Republikaner einen dauerhaften Stimmengewinn der Latinowähler. Die aktuellsten Wahlen haben deutlich gezeigt: Das war nicht mehr als eine Momentaufnahme. Wenn sich diese Dynamik fortsetzt, könnte die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus fallen.
Miami, Georgia, New Jersey, Virginia – das Muster ist klar: Wählergruppen, die Trump für sicher hielt, stimmen jetzt gegen ihn. Sie bestrafen den, der ihre Lage verschlechtert. Und sie tun es dort, wo seine Partei glaubte, unangreifbar zu sein. Die USA stecken mittendrin im Zeitalter des Populismus. Das heißt auch: Wer nicht liefert, wird abgewählt.
Das sollte Trump beunruhigen. Denn die Wahlen in dieser Woche waren keine Ausrutscher. Es waren Vorboten. Was in wenigen Staaten beginnt, kann sich landesweit fortsetzen.
Trump hat allen Grund, nervös zu sein.
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