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Fahrzeuge des Roten Kreuzes bringen Geiseln aus dem Gazastreifen (Symbolbild).

© IMAGO/APAimages/IMAGO/Omar Ashtawy \ apaimages

Rückgabe von toten Geiseln verläuft schleppend: Israel unterstellt absichtliche Verzögerung der Hamas

20 lebende Geiseln sind nach Israel zurückgekehrt. Doch von den 28 Toten wurden nur vier zurückgegeben. Der Unmut in Israel wächst.

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In die Freude über die Freilassung aller noch lebenden 20 Gaza-Geiseln mischt sich in Israel zunehmend Unmut, dass nur wenige tote Geiseln zurückgegeben wurden. Es sei klar gewesen, dass die islamistische Hamas eventuell nicht alle 28 Toten innerhalb der dafür vereinbarten Frist sofort am Montag zurückgeben könne, schrieb das Nachrichtenportal „ynet“. Aber Regierungsvertreter hätten mit „Schock und Frustration“ reagiert, als nur vier Särge übergeben wurden. 

Israel habe in dieser Frage „Fortschritte“ spätestens bis zum Dienstagabend gefordert, schrieb die Zeitung „Times of Israel“. Offizielle Angaben wurden dazu zunächst nicht bekannt. Auch die Hamas gab keine Erklärung ab. Aus Kreisen in ihrem Umfeld hieß es jedoch, es würden Maschinen und mehr Zeit benötigt, um die Verschütteten zu bergen.

Die Regierung in Jerusalem glaube der Hamas jedoch nicht, wenn sie behaupte, nicht zu wissen, wo die Toten seien oder diese in dem schwer zerstörten Gazastreifen nicht bergen zu können. Israel gehe vielmehr davon aus, dass die Terrororganisation die Toten als Druckmittel für weitere Verhandlungen zurückhalte, berichteten mehrere israelische Medien.

Übergabe von Leichen kann Wochen dauern

Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) könnte die Übergabe der Leichen allerdings noch Tage oder Wochen dauern. „Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass dies viel mehr Zeit in Anspruch nehmen könnte, da es schwierig ist, die menschlichen Überreste in Gaza zu finden, die sich möglicherweise unter den Trümmern befinden“, sagte IKRK-Sprecher Christian Cardon in Genf.

Es sei auch nicht auszuschließen, dass manche Leichen nie gefunden würden, sagte der Sprecher. Das IKRK betone in allen Besprechungen, wie wichtig die Rückführung von sterblichen Überresten für die Angehörigen und auch für eventuelle Versöhnung nach Kriegsende sei.

Verteidigungsminister Katz drohte mit Konsequenzen

Verteidigungsminister Israel Katz hatte der Hamas schon am Montag einen Bruch der Vereinbarungen über die Waffenruhe vorgeworfen und mit Konsequenzen gedroht. Allerdings blieb unklar, wie die aussehen könnten. Israel hatte am Montag seinen Teil der Verpflichtung erfüllt und fast 2000 Palästinenser freigelassen.

Eine Angehörige einer toten Geisel kritisierte die israelische Regierung scharf. Jael Adar, die Mutter der Geisel Tamir Adar, warf der Regierung „Verrat“ an den Familien vor. Israel habe es in den indirekten Verhandlungen mit der Hamas versäumt, eine absolute Frist für die Rückgabe aller Toten zu setzen, sagte sie im Fernsehen, wie die „Times of Israel“ berichtete. 

Die Vereinbarung über die Waffenruhe im Gaza-Krieg sieht vor, dass – neben den überlebenden – sämtliche tote Geiseln ausgehändigt werden. (dpa)

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