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Die Aufnahmen der Polizei zeigen den Verdächtigen im Fall Charlie Kirk, Tyler R.

© AFP/Bearbeitung: Tagesspiegel/-

Update

Scherze in Online-Forum: So äußerte sich der mutmaßliche Mörder von Charlie Kirk kurz nach der Tat

Tyler R., der Verdächtige im Fall Charlie Kirk, sandte nach der Tat Nachrichten in einem Online-Forum an Bekannte. Dabei machte er sich über die Tat lustig. Ermittler suchen derweil noch nach dem Motiv.

Stand:

Tyler R., der Verdächtige im Fall des Mordes an dem Trump-Vertrauten und rechten Influencer Charlie Kirk, hinterließ kurz nach der Tat im Online-Forum Discord Nachrichten zu der Tat. Das berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf einen Bekannten von R., der die Nachrichten aus dem Portal öffentlich machte.

In dem Online-Forum, in dem R. mit rund 20 anderen Usern aktiv war, stellte ein Mitglied einen Tag nach der Tat Tyler R. die Frage, wo er sei. Daneben postete er ein Totenkopf-Emoji. Kurz zuvor hatte das FBI-Fahndungsfotos des Täters veröffentlicht (siehe Bild oben). Der User glaubte eine Ähnlichkeit zu R. zu erkennen.

Die vom FBI in Salt Lake City auf X veröffentlichte Aufnahme zeigt den Verdächtigen im Zusammenhang mit dem tödlichen Schuss auf Charlie Kirk.

© dpa/Fbi Salt Lake City

R. reagierte umgehend auf die Frage und antwortete scherzhaft: „Mein Doppelgänger versucht, mich in Schwierigkeiten zu bringen.“ Ein anderer User schrieb kurz darauf, wohl immer noch scherzhaft auf den Tod von Kirk anspielend: „Tyler hat Charlie ermordet!!!!“

Den Ermittlungen des FBI zufolge war der Verdächtige Tyler R. nach der Tat in einem grauen Dodge-Sportwagen vom Gelände der Universität in die mehr als 200 Kilometer entfernte Stadt St. George gefahren, wo er wohnte.

Ein silberner Dodge-Wagen wird vor dem Haus der Familie von Tyler R. abgeschleppt.

© dpa/David Becker

Ein anderer User in der Gruppe scherzte, dass sie R. dem FBI ausliefern könnten, um die Belohnung von 100.000 Dollar einzustreichen. „Nur, wenn ihr mich beteiligt“, antwortete R. daraufhin. In dem Forum ging es zwischen dem Verdächtigen und den anderen Usern noch eine Weile hin und her.

In weiteren Beiträgen, die R. in dem Forum postete, wird klar, dass er die Nachrichten zur Tat an dem Tag verfolgte. Er äußerte sich zum Beispiel zu der Vermutung, dass politische Botschaften in Kugeln vom Tatort eingraviert seien.

Hey, fascist! Catch! ↑ → ↓↓↓

Gravur auf einer der Patronenhülsen, die am Tatort gefunden wurden.

Außerdem scherzte R.: „Eigentlich bin ich ja Charlie Kirk, der seinen Tod vorgetäuscht hat, um endlich raus aus der Politik zu kommen.“ R.s Avatar (also seine digitale Persönlichkeit) in dem Forum war das Gesicht des Besitzers von Garfield, schreibt die „NYT“.

Aber nicht nur in dem Online-Forum wurde Tyler R. identifiziert. Der Onkel von R. sagte, er habe den Verdächtigen auf den Ermittlungsfotos erkannt und sie Tyler R.s Vater gezeigt. Tyler R. soll dann gegenüber seinem Vater zugegeben haben, dass er Kirk erschossen habe. Er soll seinem Vater Medienberichten zufolge gesagt haben, dass er sich lieber umbringen als der Polizei stellen wolle. Der Vater kontaktierte daraufhin einen Geistlichen, der die Polizei informierte.

Ermittler vor dem Haus, in dem Tyler R. in St. George lebte. Er teilte sich die Wohnung mit einem Mitbewohner.

© AFP/ROMAIN FONSEGRIVES

Tyler R. lebte als ältester von drei Brüdern in der Nähe seiner Familie in der Stadt St. George rund 250 Kilometer südwestlich des Tatorts. Seine Eltern sind als konservative Wähler registriert. US-Medien berichteten, er sei nicht vorbestraft und habe eine weiterführende Schule besucht.

Die Gravuren, die R. auf den Patronenhülsen hinterließ, lösten schon kurz nach der Tat Spekulationen aus. Für die Behörden spiegelte sich darin eine „linksradikale Ideologie“. Tatsächlich weisen sie, wie später klar wurde, Referenzen an Online-Memes oder Internet-Trends auf.

Auf einer Patrone war laut den Ermittlern „Hey Faschist, fang“ (die Original-Gravur zeigt: „Hey, fascist! Catch! ↑ → ↓↓↓“) zu lesen. Die Folge von Pfeilen ist die Tastaturkombination, um im Spiel „Helldivers 2“ Bomben abzuwerfen. Das Spiel wird von Nutzern als eine Faschismus-Satire gesehen.

Auf einer anderen Patrone stand „Oh bella ciao, bella ciao, ciao, ciao“, offensichtlich eine Anspielung auf die bekannte Hymne italienischer Partisanen aus dem Zweiten Weltkrieg. Das Lied war aber auch Teil einer Challenge, die sich vor einigen Monaten auf TikTok millionenfach verbreitete.

Auf einer anderen Kugel stand: „Wenn du das liest, bist du schwul Ichlachmichschlapp“ (im Original: „If you read this, you are gay LMAO“ – LMAO steht für „laughing my ass off“).

Ermittler glauben das Mordmotiv in der Beziehung zum Mitbewohner zu finden

Ermittler fanden auch den Satz „Notices bulges OwO what’s this?“ (zu Deutsch in etwa: „Sieht Wölbungen, um Himmels willen, was ist das denn?“). OwO ist die Tastaturkombination für ein überraschtes Smiley-Emoji, das vor allem in der Furry-Community gebraucht wird, also von Menschen, die Rollenspiele als Tiere oder tierähnliche Kreaturen machen. „Bulge“ kann die Wölbung im Schritt eines Mannes sein.

Der Satz hatte wohl auch dazu geführt, dass es vor der Verhaftung hieß, auf den Kugeln des Schützen seien Anspielungen an Transgender-Ideologie zu finden. Damit hat der Spruch allerdings nichts zu tun. Als Internet-Meme wird der Satz zusammen mit einem beliebigen Bild verwendet, um Überraschung auszudrücken und sich über jemanden oder etwas lustig zu machen. Auch als selbstironische Referenz ist er inzwischen gebräuchlich.

Ein mögliches Motiv für die Tat vermuten Ermittler derzeit im Privatleben von Tyler R., wie mehrere US-Medien am Sonntag berichten. Wie zum Beispiel das Nachrichtenportal „Axios“ schreibt, glauben die Ermittler, dass R. eine Liebesbeziehung zu seinem Mitbewohner hatte, der transgender ist und laut manchen Berichten als Frau geboren wurde.

Charlie Kirk hatte sich häufig kritisch gegenüber den Rechten von transgender Menschen geäußert. Kurz bevor der Verdächtige am Mittwoch den tödlichen Schuss auf Kirk abgab, sprach Kirk über Massenschießereien von transgender Menschen, die viel zu häufig vorkämen. Tatsächlich machen solche Schießereien nur einen sehr kleinen Teil der Schusswaffenstraftaten aus.

„Ein Thema, das meiner Meinung nach so sehr gegen unsere Sinne und gegen das Naturgesetz verstößt und, ich wage zu sagen, wie ein pulsierender Mittelfinger gegenüber Gott ist, ist die Transgender-Thematik, die derzeit in Amerika diskutiert wird“, sagte Kirk zum Beispiel in einer Rede im Jahr 2023.

Laut den Medienberichten kooperiert R.s Mitbewohner mit den Ermittlungsbehörden.

Tyler R. sitzt derzeit in Haft. Er soll am Dienstag einem Richter vorgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft will für den Verdächtigen, sollte er verurteilt werden, die Todesstrafe beantragen.

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