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Julia Nawalnaja, die Witwe des Kremlkritikers Alexej Nawalny

© Imago/Didier Lebrun

Update

Sie lebt im Exil: Russisches Gericht erlässt Haftbefehl gegen Nawalny-Witwe

Das Gericht in Russland wirft Julia Nawalnaja die Beteiligung an einer „extremistischen Organisation“ vor. Die Witwe des verstorbenen Kremlkritikers habe sich den Vorermittlungen entzogen.

Stand:

Ein Gericht in Russland hat einen Haftbefehl gegen die im Exil lebende Witwe des verstorbenen Oppositionellen Alexej Nawalny wegen des Vorwurfs der Beteiligung an einer „extremistischen Organisation“ erlassen.

Julia Nawalnaja habe sich den Vorermittlungen entzogen, erklärte der Pressedienst der Moskauer Gerichte am Dienstag im Onlinedienst Telegram. Daher sei sie auf die Fahndungsliste gesetzt worden.

Nawalnaja führt Arbeit ihres toten Mannes fort

Das Gericht gab an, es habe „dem Antrag der Ermittler zugestimmt und eine Präventivmaßnahme in Form einer Haft von zwei Monaten beschlossen“.

Nawalny war der wichtigste Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er starb im Februar in einem Straflager nördlich des Polarkreises unter ungeklärten Umständen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Haftbefehl als antidemokratisch verurteilt. „Der russische Haftbefehl gegen Julija Nawalnaja ist ein Haftbefehl gegen den Wunsch nach Freiheit und Demokratie“, schrieb Scholz am Dienstagabend im Onlinedienst X. Nawalnaja trage das „Vermächtnis“ ihres Mannes weiter - „und mit ihr viele mutige Russinnen und Russen“.

Nawalny-Vertrauter Wolkow reagiert mit Ironie

Nawalnaja hat für den Tod ihres Mannes Kremlchef Wladimir Putin verantwortlich gemacht und angekündigt, den Kampf Nawalnys für Demokratie in Russland fortsetzen zu wollen. Nawalny wurde von russischen Gerichten unter anderem wegen Extremismus zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.

Ein Vertrauter Nawalnys, Leonid Wolkow, reagierte am Dienstag mit Ironie auf den Haftbefehl: „Eine schöne Anerkennung von Julias Entschlossenheit, Alexejs Kampf fortzusetzen“, schrieb Wolkow im Onlinedienst X.

Fast alle wichtigen Oppositionellen in Russland sind entweder hinter Gittern oder im Exil. Auch tausende gewöhnliche russische Bürger wurden wegen Protestaktionen oder ihrer Kritik an der Offensive in der Ukraine festgenommen, viele wurden zu schweren Strafen verurteilt.

Nawalnaja hat bislang keine Angaben dazu gemacht, wann sie nach Russland zurückkehren will. Allerdings sind Menschen, die von der russischen Führung als feindlich eingestuft werden, auch im Ausland nicht immer sicher. Immer wieder gibt es Fälle, bei denen russische Oppositionelle Opfer von Anschlägen werden. (AFP, dpa)

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