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Ein Junge posiert für ein Foto, während er ein Gamepad vor einem Bildschirm hält, auf dem das Logo der US-amerikanischen Gaming-Plattform Roblox zu sehen ist. Diese Illustration stammt vom 8. Dezember 2025.

© REUTERS/RAMIL SITDIKOV

„Sie schreiben, sie wollen aus Russland wegziehen“: Kinder überhäufen Putin nach Roblox-Videospielverbot mit Protestbriefen

Anfang des Monats hat Moskaus Medienaufsicht Russlands zweitbeliebtesten Gaming-Dienst gesperrt. Seither erreichen den Kreml wohl viele Beschwerdebriefe.

Stand:

Nachdem russische Behörden Anfang Dezember die Sperrung der US-amerikanischen Videospieleplattform Roblox vorgenommen hatten, überhäuften Kinder den Kreml offenbar mit Beschwerdeschreiben. Das berichtete die russischsprachige Nachrichtenseite „Moscow Times“ unter Berufung auf Informationen des Kremlsprechers Dmitri Peskow. Dem Bericht zufolge sorgte das Videospielverbot bei den minderjährigen Videospielern für einen regelrechten Aufschrei.

Am 3. Dezember gab die russische Medienaufsichtsbehörde „Roskomnadzor“ bekannt, dass man den Zugang zur Roblox-Plattform gesperrt habe. Als Begründung hieß es, dass hier „extremistisches Material“ sowie „LGBT-Propaganda“ verbreitet werde. Ferner sollen die Community-Moderatoren Inhalte zugelassen haben, die „die geistige und moralische Entwicklung von Kindern negativ beeinflussen“ könnten, heißt es.

Der „Washington Post“ zufolge ist die Roblox-Plattform mit fast acht Millionen monatlichen Nutzern in Russland der zweitbeliebteste Gaming-Dienst des Landes. Die „Moscow Times“ gibt an, dass Roblox im Jahr 2023 das am häufigsten heruntergeladene Handyspiel in Russland war.

Russland-Propagandistin berichtet von tausenden Zuschriften

Entsprechend groß fiel demnach der Aufschrei unter den vorwiegend minderjährigen Spielerinnen und Spielern aus. Die kremltreue russische Politikerin und Befürworterin von Internetzensur, Jekaterina Misulina, berichtete am Montag via Telegram, dass ihr von der Medienaufsichtsbehörde infolge des Roblox-Verbots rund „63.000 Briefe von Schülern, Studenten und ihren Eltern“ weitergeleitet worden seien.

In einem anderen Telegram-Beitrag schreibt die russische Propagandistin, dass sie nicht einfach so wegschauen könne, wenn „jedes zweite Kind, das mir schreibt, sagt, dass es nun aus Russland wegziehen möchte“. Misulina zufolge sollen derlei Aussagen von Minderjährigen im Alter von acht bis 16 Jahren kommen. „Das sind Kinder, die immer und überall mit russischen Flaggen herumlaufen. Wie werden sie weiterleben? Genau das beunruhigt mich und ich scheue mich nicht, das offen anzusprechen“, schreibt die Politikerin.

Zwar halte sie die Plattform weiterhin für problematisch – vor allem, da zahlreiche „Perverse darüber versuchen, mit Kindern ins Gespräch zu kommen“. Allerdings gibt Misulina zu bedenken, dass es ihrer Ansicht nach an geeigneten Alternativen fehle. „Die Kinder werden jetzt einfach auf andere Angebote ausweichen“ schreibt sie und warnt: „Die massive Umgehung dieser Sperren führt auch zu einer allgemeinen Missachtung der Entscheidungen des Staates. Junge Menschen verstehen die Gründe dieser Entscheidungen nicht“.

Kreml bestätigt Zuschriften russischer Kinder

Russlands Regierungssprecher Dmitri Peskow bestätigte Anfang der Woche gegenüber Journalisten, dass der Kreml infolge der Roblox-Sperrung „viele“ Briefe von Kindern zu diesem Thema erhalten habe. Angaben zum Inhalt dieser Schreiben machte er allerdings nicht.

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Internationale Kritik an Roblox-Plattform

Roblox steht nicht nur in Russland in der Kritik. Auch in einigen anderen Ländern wie der Türkei oder China wird immer wieder ein Verbot hinsichtlich einiger Sicherheitsbedenken in puncto Kinderschutz diskutiert. Kritiker bemängeln eine unzureichende Moderation und Betreuung innerhalb der Community, was pädophilen Menschen die Kontaktanbahnung zu Minderjährigen erleichtere.

In den USA wurden bereits im Sommer Hunderte Klagen gegen den Roblox-Betreiber wegen eines unzureichenden Schutzes vor sexuellen Übergriffen auf Minderjährige vorbereitet. Zuvor hatte die Mutter einer Zehnjährigen geklagt, nachdem ihre Tochter auf der Plattform sexuell belästigt worden sein soll.

Zudem sollen im Roblox-Spiel integrierte, mitunter glücksspielähnliche Mechanismen wie der Kauf sogenannter „Lootboxen“ die Kinder zu übermäßigen Ausgaben verleiten.

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