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Die US-Vizepräsidentin und demokratische Präsidentschaftskandidatin 2024 Kamala Harris am vierten und letzten Tag der Democratic National Convention.

© AFP/CHARLY TRIBALLEAU

Update

Abschluss des Demokraten-Parteitages: Harris nimmt Nominierung an und will „Präsidentin aller Amerikaner“ werden

Ihre Rede wurde mit Spannung erwartet. Zum Finale bekräftigt Kamala Harris beim Parteitag der Demokraten, dass sie die Spaltung im Land überwinden wolle – und richtet ein Versprechen an das Volk.

Stand:

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris will eine Präsidentin für alle Menschen in den USA sein und die Spaltung im Land überwinden. „Ich verspreche, dass ich eine Präsidentin für alle Amerikaner sein werde“, sagte Harris zum Abschluss des Demokraten-Parteitages in Chicago. Dort nahm die 59-Jährige feierlich ihre Nominierung als Präsidentschaftskandidatin ihrer Partei an.

„Im Interesse der Menschen, im Interesse aller Amerikaner, ungeachtet ihrer Partei, Rasse, ihres Geschlechts oder der Sprache, die ihre Großmutter spricht (...) nehme ich Eure Nominierung an“, sagte sie am Donnerstagabend (Ortszeit) in ihrer Rede beim Parteitag.

Harris versprach, im Falle ihrer Wahl im November die „Präsidentin aller Amerikaner“ zu sein und das Land zu einen. Sie wolle „Bitterkeit, Zynismus und die spaltenden Auseinandersetzungen der Vergangenheit“ überwinden und einen „neuen Weg voran“ einschlagen.

Kamala Harris wurde nun offiziell als demokratische Präsidentschaftskandidatin nominiert.

© AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

Sie schwor ihre Partei auf die entscheidenden Wochen bis zur Wahl Anfang November ein und warnte vor einem Wiedereinzug des Republikaners Donald Trump ins Weiße Haus. „Diese Wahl ist nicht nur die wichtigste unseres Lebens, sie ist eine der wichtigsten im Leben unserer Nation“, mahnte sie. Es sei ein „Kampf um Amerikas Zukunft“.

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Appell an die Partei und das Land

Die amtierende US-Vizepräsidentin wurde mit minutenlangem Applaus in der Parteitagshalle empfangen. Ihre Rede wurde immer wieder von Jubel und Sprechchören unterbrochen. Harris redete ihrer Partei ins Gewissen, dass enorm viel auf dem Spiel stehe, und sie rief das Land auf, zusammenzukommen.

Anhänger von Harris feiern sie beim Parteitag der Demokraten.

© Getty Images via AFP/ALEX WONG

„Mit dieser Wahl bietet sich unserer Nation eine wertvolle, flüchtige Chance, die Verbitterung, den Zynismus und die spaltenden Kämpfe der Vergangenheit hinter sich zu lassen.“

Luftballons fallen auf die Bühne, nachdem die US-Vizepräsidentin und demokratische Präsidentschaftskandidatin von 2024 Kamala Harris auf der Bühne stand.

© AFP/KAMIL KRZACZYNSKI

Ihre Landsleute hätten die Chance, einen neuen Weg nach vorn zu beschreiten, „nicht als Mitglieder einer bestimmten Partei oder Fraktion, sondern als Amerikaner“. Sie wolle eine Präsidentin sein, „die führt und zuhört, die realistisch ist, praktisch und gesunden Menschenverstand hat“.

Sie werde immer für das amerikanische Volk kämpfen. Harris sagte, sie sei in ihrem Leben oft unterschätzt worden. Doch habe sie nie aufgegeben, „weil es sich immer lohnt, für die Zukunft zu kämpfen“.

Die Konsequenzen, die sich ergeben, wenn Donald Trump wieder ins Weiße Haus einzieht, sind extrem ernst.

Kamala Harris warnt vor Trumps Wiedereinzug ins Weiße Haus

Harris warnte davor, dass Ex-Präsident Trump zurück an die Macht kommen könnte. „Die Konsequenzen, die sich ergeben, wenn Donald Trump wieder ins Weiße Haus einzieht, sind extrem ernst“, mahnte sie. Trump und dessen Gefolgsleute hätten eine extreme Agenda. „Sie sind einfach nicht mehr bei Verstand.“

Harris legte in ihrer Parteitagsrede vor tausenden Anhängern auch ihre Positionen zur Wirtschaftspolitik sowie zu den Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen dar. Sie wolle in den USA ein wirtschaftliches Umfeld schaffen, in dem jeder Erfolg haben könne, sagte sie.

Harris skizzierte am Parteitag auch ihr politisches Programm.

© REUTERS/MIKE SEGAR

Außerdem bekräftigte Harris das Ziel, ein Abkommen über einen Waffenstillstand im Gazastreifen zum Abschluss zu bringen. Zudem sprach sie sich für „Selbstbestimmung“ der Palästinenser aus.

Angesichts des russischen Angriffskriegs sagte Harris zu, „fest an der Seite der Ukraine“ zu stehen. Anders als Ex-Präsident Trump werde sie sich nicht bei Diktatoren „einschmeicheln“.

Harris verspricht Reform von „kaputtem“ US-Einwanderungssystem

Mit Blick auf das Thema Migration versprach Harris eine Einwanderungsreform. Sie wolle das „kaputte Einwanderungssystem“ reformieren, sagte die US-Vizepräsidentin am Donnerstagabend (Ortszeit) vor den Delegierten in Chicago.

Die Einwanderungspolitik ist aus Sicht der Republikaner ein schwacher Punkt in Harris' Bilanz als Stellvertreterin von US-Präsident Joe Biden. Kurz vor Harris' Parteitagsrede übte ihr republikanischer Kontrahent Donald Trump bei einem Besuch an der Grenze zu Mexiko erneut scharfe Kritik an Harris' migrationspolitischem Kurs.

Dank an Joe Biden

Die 59-Jährige hat sich zuvor auch bei US-Präsident Joe Biden bedankt und ihn für seine Erfolge gelobt. Bidens Vizepräsidentin sagte zum Abschluss des Parteitags der Demokraten in Chicago an ihren Chef gerichtet: „Wenn ich an den Weg denke, den wir zusammen gegangen sind, Joe, dann erfüllt mich Dankbarkeit. Deine Leistungen sind außerordentlich - die Geschichte wird es zeigen - und Dein Charakter ist eine Inspiration.“

Harris ist erst spät ins Rennen um das Weiße Haus eingestiegen. Erst im Juli hatte US-Präsident Joe Biden nach wochenlanger heftiger Debatte über seine geistige Fitness für das Amt auf seine Kandidatur verzichtet und für Harris als seine Nachrückerin plädiert.

Kamala Harris mit ihrem Ehemann, dem Zweiten Vorsitzenden Douglas Emhoff, und dem Gouverneur von Minnesota und demokratischen Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz.

© AFP/MANDEL NGAN

Sie wurde von den US-Demokraten dann Anfang August in einem elektronischen Votum als Präsidentschaftskandidatin nominiert, am Dienstag wurde das Votum in einer zeremoniellen Abstimmung des Parteitags bestätigt.

Große Show zum Abschluss

Der viertägige Parteitag endete mit einer großen Show. US-Superstar Pink trat gemeinsam mit ihrer Tochter Willow auf. Die beiden performten den Hit „What About Us“ in einer Akustikversion. Die weibliche Country-Band „The Chicks“ sang die Nationalhymne. Die Schauspielerinnen Eva Longoria und Kerry Washington warben für Harris.

Sängerin Pink trat mit ihrer Tochter Willow auf.

© REUTERS/MIKE SEGAR

Auffallend war insgesamt der große Frauenanteil auf der Bühne am letzten Abend des Parteitages, wo etliche hochrangige Politikerinnen Harris ihre Unterstützung aussprachen. Beistand bekam Harris auch von diversen weiblichen Familienmitgliedern, die auf der Bühne standen.

Das steht in starkem Kontrast zum Parteitag der Republikaner im Juli in Milwaukee, wo Trump beim großen Finale vor allem von Männern gehuldigt worden war. Seine Laudatoren am letzten Abend dort waren Ex-Wrestler Hulk Hogan und der Chef der Kampfsport-Organisation UFC, Dana White. Der Rockmusiker Kid Rock war der musikalische Star für Trump, der die Menge mit „Kämpft! Kämpft!“-Rufen anheizte.

Harris macht ihrem Mann eine Liebeserklärung

Harris wiederum machte ihrem Mann Doug Emhoff auf der Bühne eine öffentliche Liebeserklärung. „Ich liebe dich so sehr, Dougie“, sagte sie ganz zu Beginn ihrer Rede. „Alles Gute zum Hochzeitstag.“ Harris' Abschlussrede fiel ausgerechnet auf ihren zehnten Hochzeitstag.

Emhoff ist der erste Mann in der Geschichte des Landes, der die Rolle des Second Gentleman übernahm. 

© AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

Harris und Emhoff hatten sich erst spät im Leben kennengelernt. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date der beiden. Im Jahr darauf heirateten sie. Emhoff hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe - Ella, die in Chicago auf der Bühne stand, und Cole. Sie nennen Harris „Momala“.

Harris' Kandidatur hat großen Enthusiasmus in der Partei entfacht. In den Umfragen liegt sie US-weit leicht vor ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump, allerdings wird die Wahl am 5. November nicht durch die landesweiten Stimmenanteile entschieden, sondern durch die Ergebnisse in den einzelnen Bundesstaaten.

Die Tochter einer Inderin und eines Jamaikaners wäre die erste Frau, Afroamerikanerin und der erste Mensch mit asiatischen Wurzeln im US-Präsidentenamt. (dpa/AFP)

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