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US-Vizepräsident Vance in Grönland

© AFP/JIM WATSON

Update

„So redet man nicht mit engen Verbündeten“: Dänemarks Außenminister weist Vance nach dessen Grönland-Kritik zurecht

US-Vizepräsident Vance äußert bei seinem Besuch auf Grönland scharfe Kritik an Dänemark. Das gefällt der dänischen Regierung überhaupt nicht – sie zeigt sich aber gesprächsbereit.

Stand:

Der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen hat US-Vizepräsident J.D. Vance mit harschen Worten zurechtgewiesen. In einem Video auf der Plattform X, das nur Stunden nach Vances Besuch auf Grönland hochgeladen wurde, erteilte Rasmussen dem Republikaner eine Lektion in Sachen Diplomatie. „So redet man nicht mit engen Verbündeten“, sagte Rasmussen darin.

Der US-Vizepräsident hatte zuvor bei einer Rede vor US-Soldaten auf dem US-Stützpunkt Pituffik scharfe Kritik an Dänemark geäußert.

Natürlich sei Dänemark offen für Kritik, betonte Rasmussen. Er fügte jedoch hinzu: „Aber um ganz ehrlich zu sein: Wir schätzen den Ton, in dem das vorgetragen wird, überhaupt nicht.“ Obwohl er seine Worte an „unsere amerikanischen Freunde und alle anderen, die zuhören“ adressierte, bezog er sich eindeutig auf Vances Rede.

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Rasmussen bot Gespräche über eine stärkere US-Militärpräsenz auf Grönland an. Das gemeinsame Verteidigungsabkommen von 1951 biete dafür reichhaltige Möglichkeiten. „Wenn es das ist, was ihr wollt, lasst uns darüber reden“, so der liberale dänische Politiker. Er führte aus, wie die USA ihre Militärpräsenz auf der zu Dänemark gehörenden Insel seit 1945 drastisch verringert haben. „Wir können innerhalb der Vereinbarung, die wir haben, viel mehr tun“, sagte Rasmussen.

Rasmussen bezieht sich konkret auf Vances Kritik

Konkret auf Vances Kritik an Kopenhagen entgegnete er: „(...) Fakt ist, dass wir alle vom Frieden profitiert haben. Wir haben alle in der Annahme gehandelt, dass die Arktis eine Region niedriger Spannungen war und sein sollte. Doch diese Zeiten sind vorbei. Der Status quo ist keine Option.“

Dänemark habe daher bereits eine Milliarde US-Dollar (etwa 920 Millionen Euro) an Investitionen in die Sicherheit der Arktis beschlossen. Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass Grönland Teil der Nato sei, fügte Rasmussen hinzu.

Vizepräsident Vance (M) und seine Frau Usha nehmen an einer Besprechung auf dem Militärstützpunkt Pituffik teil.

© dpa/JIM WATSON

US-Vizepräsident Vance war am Freitagnachmittag zu seinem umstrittenen Besuch auf Grönland eingetroffen. Mit dabei sind auch Trumps Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz und Energieminister Chris Wright, wie in Aufnahmen von US-Sendern zu sehen war.

Die Pituffik Space Base, die bis vor zwei Jahren Thule Air Base hieß, gilt als weltweit nördlichste Militäreinrichtung der USA. Sie liegt etwa 1500 Kilometer nördlich der grönländischen Hauptstadt Nuuk und hat große Bedeutung für die globale Raketenabwehr und die Weltraumüberwachung.

Vance zu Dänemark: „Ihr habt keinen guten Job gemacht“

Offiziell standen dort für Vance ein Briefing über die Sicherheitslage in der Arktis und eine Begegnung mit den stationierten US-Soldaten an. Für Vance war es die erste Reise nach Grönland, erklärte er vor mitreisenden Journalisten. „Es ist arschkalt hier. Das hat mir niemand gesagt“, wurde Trumps Stellvertreter zitiert.

„Der Präsident ist, wie ihr alle wisst, sehr an der Sicherheit in der Arktis interessiert, und dieses Thema wird in den kommenden Jahrzehnten immer wichtiger werden“, sagte Vance vor den Journalisten.

Dann begann er, Dänemark zu kritisieren. „Sie haben beim militärischen Ausgabenniveau nicht Schritt gehalten, und Dänemark hat es ebenfalls versäumt, die nötigen Ressourcen bereitzustellen, um diesen Stützpunkt zu erhalten, unsere Truppen zu unterstützen und aus meiner Sicht die Menschen in Grönland vor vielen sehr aggressiven Eindringlingen aus Russland, China und anderen Nationen zu schützen“, sagte Vance vor der Presse.

Die Botschaft der USA sei daher: „Ihr habt keinen guten Job für die Menschen in Grönland gemacht. Ihr habt zu wenig in die Menschen in Grönland investiert.“

Und damit setzt er auf die gleiche Erzählung wie Donald Trump. Der US-Präsident hat in den vergangenen Monaten immer wieder davon gesprochen, die Kontrolle über Grönland übernehmen zu wollen. Er begründet dies wahlweise mit der nationalen oder der internationalen Sicherheit. Dabei kritisierte er mehrmals den amerikanischen Nato-Verbündeten Dänemark, zu dessen Königreich Grönland offiziell gehört.

Trump: „Wir brauchen Grönland“

Seine Ansprüche bekräftigte der US-Präsident erneut, zeitgleich zu Vance’ Besuch auf der Insel. Er machte deutlich, dass er seine Idee einer Einverleibung durch Amerika Ernst meint.

„Wir brauchen Grönland“, sagte Trump im Weißen Haus in Washington. „Wir haben keine andere Wahl.“ Für die internationale Sicherheit und den Weltfrieden sei es sehr wichtig, „dass wir Grönland haben“. Er schob nach: „Es geht nicht um die Frage: Können wir darauf verzichten? Das können wir nicht.“

Auf den Wasserstraßen rund um die Insel im Nordatlantik seien „überall chinesische und russische Schiffe“ unterwegs. Man könne sich nicht auf Dänemark verlassen, sich darum zu kümmern.

Ob die USA nun Militärpläne erstellen, um Grönland zu übernehmen? Bei seinem Besuch spielte Vance die Äußerungen von Trump herunter. „Wenn der Präsident sagt, dass wir Grönland haben müssen, dann sagt er damit, dass diese Insel nicht sicher ist“, so Vance.

Man könne die Wünsche des Präsidenten nicht ignorieren. Die Menschen in Grönland könnten selbst bestimmen und man hoffe, dass sie sich für eine Partnerschaft mit den USA entscheiden. „Wir glauben nicht, dass militärische Gewalt jemals notwendig sein wird“, sagte Vance.

Anders als von Vance dargestellt hatte Trump den Einsatz des Militärs in der Vergangenheit nicht ausgeschlossen, um Kontrolle über Grönland zu erlangen.

Vance ist der bislang ranghöchste Vertreter des Trump-Lagers, der Grönland besucht. Anders als Präsidentensohn Donald Trump Jr. bei einem medienwirksamen Kurztrip im Januar wird er dabei nicht nach Nuuk reisen und wohl auch nicht mit der grönländischen Bevölkerung in Kontakt treten. 

Die grönländische Politik hat sich immer wieder deutlich gegen die Avancen Trumps ausgesprochen. Auch eine breite Mehrheit der Inselbevölkerung selbst ist einer Umfrage zufolge dagegen, wie von Trump angeboten, ein Teil der USA zu werden. (dpa/Tsp)

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