
© Imago/SNA/Mikhail Metzel
Sparen im Krieg gegen die Ukraine: Putin kürzt Entschädigungen für verletzte russische Soldaten deutlich
Wenn Soldaten in der russischen Invasionsarmee verwundet werden, zahlt ihnen der Staat Geld. Medienberichten zufolge hat der Kremlherrscher genau hier nun den Rotstift angesetzt.
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Es gibt zwar keine offiziellen Angaben, aber westliche Geheimdienste gingen im September davon aus, dass im Angriffskrieg des russischen Machthabers Wladimir Putin seit Ende Februar 2022 bereits rund 70.000 seiner Soldaten gefallen sind. Und die Zahl der Verletzten in den Einheiten, die gegen die Ukraine kämpfen, wurde zu diesem Zeitpunkt auf mindestens 400.000 geschätzt.
Diese Verwundeten haben Anspruch auf eine Entschädigung aus Moskau, das hatte Putin – oben Ende Mai 2022 mit Soldaten in einer Klink in Moskau – zu Kriegsbeginn zugesichert. Unabhängig von der Schwere der Verletzung gab es bislang drei Millionen Rubel, was aktuell etwa 28.800 Euro entspricht. Jetzt hat Putin Medienberichten zufolge per Dekret angeordnet, dass diese Leistungen gestaffelt werden und von der Schwere der Verwundung abhängig sein sollen.
Den Berichten der russischen Nachrichtenagentur Tass und des Portals „Meduza“ zufolge soll es künftig für „schwere Verletzungen“ weiter den bisherigen Betrag geben – für eine „leichte Verwundung“ aber nur noch eine Million Rubel (etwa 9600 Euro). Soldaten mit „anderen geringfügigen Verletzungen“ erhalten demnach 100.000 Rubel (rund 960 Euro).
Moskau spricht von „Frage der Fairness“
„Meduza“ zufolge sei in der Armee diskutiert worden, dass jemand, der ein Bein verloren hat, die gleiche Summe erhalte, wie jemand, der durch einen Splitter nur leicht verletzt wurde. Wie die genauen Definitionen für den Schweregrad der Verletzungen aussehen, ist unklar. Ärzte sollen offenbar darüber entscheiden – und damit über die Entschädigungszahlung.
An den Zahlungen von Familien getöteter Soldaten in Höhe von fünf Millionen Rubel (etwa 48.000 Euro) ändert sich nichts. Es halten sicher allerdings Vorwürfe, dass die Zahl der Gefallenen deutlich höher liegen soll und viele Tote als vermisst eingestuft werden.
Die „Moscow Times“ berichtete ebenfalls über die Kürzung der Zahlungen. Die Zeitung zitierte den russischen Verteidigungsminister Andrei Belousov, der die Entscheidung als „eine Frage der Fairness“ bezeichnet habe. Verletzte russische Soldaten haben nach Angaben des Portals zudem schon früher über bürokratische Verzögerungen bei der Auszahlung der Entschädigung berichtet.
Dem Bericht zufolge erwartet der russische Militäranalyst Kirill Shamiev, dass die neuen Regelungen zu niedrigeren Zahlungen führen werden, da Ärzte die Verletzungen der Soldaten möglicherweise neu einstufen. „In der Tat werden die Soldaten wahrscheinlich darum kämpfen, höhere Zahlungen zu erhalten, da die Ärzte die Schwere [ihrer Verletzungen] herabstufen können“, schrieb Shamiev auf dem Portal X.
Die Sparmaßnahmen des Kremlchefs könnten schon bald Folgen für viele russische Soldaten haben. Die Einheiten des Kreml rücken seit einiger Zeit im hart umkämpften Osten der Ukraine vor – nach Einschätzung von Experten mit hohen Verlusten.
Analysen zufolge hat Putin auch in der russischen Region Kursk, die von der Armee der Ukraine in Teilen besetzt ist, eine große Zahl Truppen zusammengezogen, um die Gebiete so schnell wie möglich zurückzuerobern.
In einer russischen Großoffensive, die vermutlich von nordkoreanischen Soldaten unterstützt würde, dürfte es vermutlich viele Verwundete in den Reihen der Armee Putins geben. (lem)
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