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Ein Mann geht im Sudan an einem Haus vorbei, das bei den jüngsten Kämpfen getroffen wurde.

© picture alliance/dpa/AP

Update

Sporadische Brände und Zusammenstöße: Verlängerung der endenden Waffenruhe im Sudan scheint ungewiss

Im anhaltenden Sudan-Konflikt hielt die Waffenruhe US-Berichten zufolge größtenteils – doch die Verlängerung ist nicht sicher. UN-Experten berichten von Plünderungen und freigelassenen Straftätern.

| Update:

Wenige Stunden vor Ende einer brüchigen Waffenruhe im Sudan am Montagabend ist die Entscheidung über eine Verlängerung der Feuerpause ungewiss. De-facto-Präsident und Befehlshaber der sudanesischen Armee Abdel Fattah al-Burhan sagte dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira am Montagnachmittag zwar, alle Bemühungen müssten sich auf eine Waffenruhe zu humanitären Zwecken konzentrieren.

Gleichzeitig warf er den rivalisierenden, paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF), die gegen die Armee kämpfen, vor, die Feuerpause gebrochen zu haben.

Nach Einschätzung des Weißen Hauses schien die Waffenruhe im Krisenland Sudan bislang dennoch überwiegend erfolgreich gewesen zu sein.

„Unsere allgemeine Einschätzung zum jetzigen Zeitpunkt ist, dass es weitgehend hält“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates in Washington, John Kirby, am Mittwoch.

Es gebe jedoch Berichte über sporadische Brände und Zusammenstöße zwischen den Konfliktparteien. Die weitere Entwicklung bleibe abzuwarten.

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Eine erneute Feuerpause in dem nordostafrikanischen Land war in der Nacht zum Dienstag in Kraft getreten, nachdem die Konfliktparteien ein von den USA und Saudi-Arabien vermitteltes entsprechendes Abkommen unterzeichnet hatten.

UN-Experte verurteilt Angriffe auf Kirchen und Moscheen im Sudan

Der UN-Experte für Menschenrechte im Sudan, Radhouane Nouicer, setzt große Hoffnung in die derzeit anhaltende Waffenruhe.

Am Donnerstag berichtete er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) von großen Zerstörungen von Religions- und Kulturstätten durch das Militär. „Etliche Moscheen und Kirchen wurden angegriffen. Die Situation ist abscheulich“, so Nouicer.

Sie können wegen der Unsicherheit nicht mal die Leichen ihrer Verwandten von den Straßen holen.

Radhouane Nouicer, UN-Experte

Betroffen seien auch historische Stätten, wie etwa der alte Markt der Nil-Metropole Omdurman; er wurde Mitte Mai durch Brandstiftung zerstört. Nouicer berichtet, die Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) hätten die Menschen seit Mitte April in eine „Ausnahmesituation“ gestürzt.

„Ich habe im Irak, Dschibuti, Syrien und Jemen gearbeitet. Aber ich habe noch nie so eine Hartnäckigkeit erlebt, mit der im städtischen Wohnraum gekämpft wird“, so der UN-Experte. Die militärischen Kriegsgegner zeigten vollkommene Missachtung für das Leben von Zivilisten.

Berichte von Plünderungen und freigelassenen Straftätern

Millionen Sudanesen seien derzeit ohne Zugang zu Nahrung, Wasser, Strom und Medikamente, oft in ihren Wohnungen verschanzt. „Sie können wegen der Unsicherheit nicht mal die Leichen ihrer Verwandten von den Straßen holen“, so Nouicer.

12.000
Häftlinge konnten Berichten zufolge aus Gefängnissen entkommen oder wurden freigelassen.

Verschlimmert werde die Lage noch durch weitgehende Gesetzlosigkeit. Berichten zufolge kam es in den vergangenen Wochen zu Plünderungen, sogar von ausländischen Botschaften.

„Laut den Gefängnisbehörden wurden 12.000 Häftlinge entweder befreit oder konnten entkommen. Was soll man in einer Situation erwarten, in der sich Kriminelle frei auf der Straße bewegen?“, fragte Nouicer.

319.000 Menschen aus dem Sudan in die Nachbarländer geflohen

Die wochenlangen Gefechte im Sudan haben nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) seit Mitte April mehr als eine Million Menschen zur Flucht im eigenen Land gezwungen.

Ein Mann blickt auf die Stadt Khartum, wo schwarzer Rauch aufsteigt.
Ein Mann blickt auf die Stadt Khartum, wo schwarzer Rauch aufsteigt.

© dpa/Marwan Ali

Wie die UN-Unterorganisation am Mittwoch mitteilte, suchten seit dem Beginn der Gefechte am 15. April zudem rund 319.000 Menschen Schutz in Nachbarländern.

In dem Land am Horn Afrikas war ein lange schwelender Machtkampf am 15. April gewaltsam eskaliert.

Die Gefechte zwischen der Armee von Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan und der paramilitärischen RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo hatten sich an der geplanten Eingliederung der RSF in die Armee entzündet. 

Seitdem wurden fast tausend Menschen getötet. Landesweit mangelt es an Wasser, Nahrung und anderen Grundversorgungsmitteln. UN-Angaben zufolge sind aufgrund des Krieges 25 der 45 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen auf humanitäre Hilfe angewiesen. (dpa, AFP, KNA)

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