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Die USA haben Soldaten auf der Pituffik Space Base auf Grönland stationiert.

© Imago/Ritzau Scanpix/Thomas Traasdahl

„Stabilität in der Region“: Oberster General plädiert für Stationierung von EU-Truppen auf Grönland

Der US-Präsident hat sein Interesse an der strategisch wichtigen Insel betont. Er droht, auch militärische oder wirtschaftliche Macht einzusetzen. Der EU-Militärchef hat einen anderen Plan.

Stand:

Die Äußerungen des neuen US-Präsidenten zu Grönland hatten auch bei den westlichen Partnern große Empörung ausgelöst. Der oberste EU-General hat sich nun für die Stationierung von europäischen Soldaten auf der von Donald Trump beanspruchten dänischen Insel ausgesprochen.

„Die Insel ist unter geopolitischen Gesichtspunkten von großer Bedeutung und hat auch aus sicherheitspolitischer Sicht eine große Relevanz“, sagte Robert Brieger der „Welt am Sonntag“. Der Vier-Sterne-General sitzt als Chef des EU-Militärausschusses den Generalstabschefs der 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union vor.

EU-General warnt wegen Grönland vor Konflikt mit Russland

„Aus meiner Sicht wäre es durchaus sinnvoll, in Grönland, nicht nur wie bisher US-Streitkräfte zu stationieren, sondern künftig auch eine Stationierung von EU-Soldaten in Erwägung zu ziehen. Das wäre ein starkes Signal und könnte zur Stabilität in der Region beitragen“, betonte der Offizier des österreichischen Bundesheeres.

Grönland ist weitgehend autonom, zählt aber offiziell zum Königreich Dänemark. Die USA sind dort mit der Zustimmung Dänemarks seit dem Zweiten Weltkrieg präsent. Das Bild oben zeigt die Pituffik Space Base der US-Armee auf der Insel.

Der Vier-Sterne-General Robert Brieger sitzt als Chef des EU-Militärausschusses den Generalstabschefs der 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union vor.

© Imago/CTK Photo/Ondrej Deml

Brieger erklärte weiter, Grönland sei ein dänisches Territorium in Übersee, das allerdings nicht zur EU gehöre. „Trotzdem haben die Europäer – ebenso wie die USA – Interessen in Grönland.“ In der Region gebe es reichhaltige Rohstoffvorkommen, zudem führten wichtige Verkehrswege für den internationalen Handel an Grönland vorbei. „Das schafft mit zunehmender Eisschmelze infolge des Klimawandels aber auch ein gewisses Spannungspotenzial gegenüber Russland und möglicherweise China.“

Insgesamt erwarte er, dass die USA als Mitglied der Vereinten Nationen die in der UN-Charta festgeschriebene Unverletzbarkeit der Grenzen respektierten.

Trump hatte mehrmals sein Interesse bekundet, Grönland, ein autonomes Gebiet Dänemarks, zu einem Teil der Vereinigten Staaten zu machen. Er hat nicht ausgeschlossen, militärische oder wirtschaftliche Macht einzusetzen, um Dänemark zur Übergabe zu bewegen. Grönland sei von großer strategischer Bedeutung für die USA, sagte Trump.

Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hatte am 15. Januar berichtet, sie habe mit Trump telefoniert und ihm gesagt, dass Grönland selbst über eine eventuelle Unabhängigkeit entscheiden müsse. Die „Financial Times“ berichtete am Freitag, dass das Telefonat zwischen Frederiksen und Trump sehr hitzig verlaufen sei. Trump habe demnach betont, dass er es mit seinem Entschluss, Grönland zu übernehmen, ernst meine.

Dänemark, Grönland und USA wollen über Arktis reden

Der grönländische Ministerpräsident Mute Egede, der sich für die Unabhängigkeit Grönlands einsetzt, hat wiederholt erklärt, dass die Insel nicht zum Verkauf stehe und dass die Bevölkerung selbst über ihre Zukunft entscheiden müsse.

Der dänische Außenminister Lars Lokke Rasmussen teilte am Freitag nach seinem ersten Telefonat mit dem neuen US-Außenminister Marco Rubio mit, dass die USA, Dänemark und Grönland über die Sicherheit in der Arktis sprechen wollen, wie die Agentur dpa berichtete.  

Das 20-minütige Gespräch sei in einem „guten und konstruktiven Ton“ verlaufen. Man habe über die Ukraine, die europäische Sicherheit und die Lage im Nahen Osten gesprochen, erklärte das dänische Außenministerium. Die Sicherheit der Arktis habe nicht auf der Tagesordnung gestanden. „Aber es wurde vereinbart, dass dieses Thema zu einem späteren Zeitpunkt zwischen den Vereinigten Staaten, Dänemark und Grönland besprochen werden soll.“

Das US-Außenministerium teilte am später mit, Rubio habe in dem Telefonat „die Stärke der Beziehungen“ zwischen den USA und Dänemark bekräftigt. (lem)

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