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Israel weist Vorwürfe zurück: UN sieht Einschränkung der Reproduktionsmöglichkeiten in Gaza als Indiz für Völkermord
Ein UN-Gremium sieht Anzeichen dafür, dass Israel das Kinderkriegen der Palästinenser in Gaza torpediere, etwa durch die Zerstörung von Krankenhäusern. Daten sprechen aber für eine gestiegene Geburtenrate.
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Eine Expertenkommission wirft Israel in einem UN-Bericht schwere Menschenrechtsverletzungen mit sexueller Gewalt als Mittel zur Unterdrückung und Kontrolle der palästinensischen Bevölkerung vor. Israel wies die Vorwürfe zurück. Die Kommission sei voreingenommen und wende bei Israel absichtlich niedrigere Standards an als bei anderen Akteuren, teilte die israelische Botschaft in Genf mit.
„Die israelischen Befehlshaber haben die Fortpflanzungsfähigkeit der Palästinenser im Gazastreifen als Gruppe teilweise zerstört, unter anderem durch Maßnahmen zur Verhinderung von Geburten. Dies ist eine der Kategorien für Völkermord-Handlungen im Römischen Statut und in der Völkermord-Konvention“, heißt es in dem Bericht.
Verfügbare Zahlen sprechen allerdings für eine seit dem Krieg gestiegene Geburtenrate. Nach Angaben des Zentralen Palästinensischen Statistikbüros („PCBS“) wurden im Jahr 2021 rund 58.000 Babys im Gazastreifen geboren und im Jahr 2020 etwa 55.000. Im Januar 2025 waren dagegen laut Zahlen der Organisation etwa 60.000 Frauen in Gaza schwanger. Folglich würden mindestens 60.000 Kinder in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 geboren werden, was trotz Krieges einem deutlichen Anstieg der Geburtenrate entsprechen würde.
Entkleiden in der Öffentlichkeit
Frauen seien zudem in Rahmen der Kriegshandlungen dazu gezwungen worden, sich in der Öffentlichkeit zu entkleiden. Das sei Teil der Maßnahmen der Streitkräfte zur Bestrafung der Palästinenser nach dem Überfall der radikal-islamischen Hamas auf Israel im Oktober 2023 gewesen. Israel wies die Vorwürfe zurück. Richtlinien für das Militär würden ein solches Fehlverhalten eindeutig verbieten.
Die Expertenkommission der UN hat 2024 auch der Hamas und anderen bewaffneten palästinensischen Gruppen massive Verstöße gegen Grundrechte vorgeworfen. Bei dem Überfall vom 7. Oktober 2023 auf israelisches Grenzgebiet sei es zu schweren Rechtsverletzungen gekommen, darunter Folter und Erniedrigungen.
Netanjahu weist UN-Vorwurf zu „völkermörderischen Taten“ im Gazastreifen zurück
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat den UN-Vorwurf von „völkermörderischen Taten“ durch Israel an den Palästinensern im Gazastreifen zurückgewiesen. Solche Vorwürfe seien „falsch und “absurd„, erklärte Netanjahu am Donnerstag.
Netanjahu bezeichnete den UN-Menschenrechtsrat als „anti-israelischen Zirkus“ und monierte, dass der „anti-semitische, korrupte“ Rat Israel falsche Vorwürfe mache, „anstatt sich auf die Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen der Terrororganisation Hamas zu konzentrieren“.
Die Untersuchungskommission war 2021 eingesetzt worden, um mutmaßliche Völkerrechtsverbrechen in Israel und den palästinensischen Gebieten zu prüfen.
Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) ermittelt gegen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen. Das Gericht in den Haag hat deswegen vergangenen November Haftbefehl gegen Netanjahu erlassen. Auch gegen führende Palästinenser hatte der IStGH Haftbefehle ausgestellt. (Tsp, Reuters, AFP)
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