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Papst Leo XIV. in Castel Gandolfo. In einem Telegramm an die Bischöfe im Amazonas schreibt Leo, dass die Eucharistie überall zugänglich sein muss.

© imago/Independent Photo Agency Int./IMAGO/Marco Iacobucci / ipa-agency.net

Telegramm an Bischöfe wegen Priestermangel: Papst Leo stellt Zölibat indirekt infrage

In einem Telegramm an die Bischöfe im Amazonas betont der Papst, dass die Eucharistie überall zugänglich sein muss. Damit entfacht er die Debatte über alternative Formen priesterlichen Dienstes neu.

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Ein Telegramm von Papst Leo XIV. an die Bischöfe im Amazonasgebiet enthält einen Satz, der das jahrhundertealte Zölibatsgebot indirekt infrage stellt.

Darin betont der Papst, dass die Kirche den Gläubigen im Amazonas die Eucharistie „unter allen Umständen“ zugänglich machen müsse – sie sei „das einzige Mittel, um wirklich das Volk Gottes und der Leib Christi zu sein“, wie der Bayerische Rundfunk (BR) berichtet. Unter der Eucharistie versteht die katholische Kirche das Sakrament, bei dem Gläubige Brot und Wein als Leib und Blut Christi empfangen.

Hintergrund ist die Amazonas-Synode von 2019. Damals diskutierten die Bischöfe, wie Gemeinden überleben können, in denen Priester fehlen. Vorschläge, „geeignete Männer aus lokalen Gemeinschaften, die legal verheiratet sind“, zu Priestern zu weihen, wurden von Papst Franziskus nicht umgesetzt.

Manche Beobachter führten dies auf eine Stellungnahme des emeritierten Papstes Benedikt XIV. zurück, der in einem Buch zur Synode schrieb, dass die Berufung zur Ehe und das Priesteramt nicht „gleichzeitig fortgeführt“ werden könnten. Der „Dienst für den Herrn“ erfordere „die völlige Hingabe eines Mannes“, der Zölibat sei ein Zeichen von Freiheit und kompromisslosem Verzicht.

Theologe: Es geht um neue Form des priesterlichen Amtes

Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner sagte dem BR, Gemeinden hätten ein „inneres Recht“, jemanden zu haben, der die Eucharistie zelebriert. In Regionen mit Priestermangel könnten alternative Modelle wie die Weihe „bewährter Personen“ („viri probati“) eine Lösung sein – verheiratete Männer oder erfahrene Gemeindeleiterinnen. Dabei gehe es nicht um die Abschaffung des Zölibats, sondern um eine neue Form priesterlichen Amtes neben den ehelosen Priestern.

Kirchenrechtler Thomas Schüller aus Münster sieht laut dem Bericht im Telegramm einen gezielten Impuls des Papstes: „Wenn flächendeckend die Eucharistie ausfällt, geht die katholische Kirche vor die Hunde. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass er zumindest für Regionen, in denen die Not am größten ist, diese Option eröffnet.“

In Deutschland sei der Notstand weniger akut, sagte Schüller. Sollte Leo XIV. jedoch in Amazonien den Schritt wagen, könnten die Reformforderungen auch hierzulande lauter werden, berichtet der BR.

Kardinal Marx hält Lockerung des Zölibats unter Papst Leo für denkbar

Ende Juni hatte Papst Leo im Petersdom erstmals in seiner Amtszeit über den Zölibat gesprochen. Vor rund 400 Bischöfen und Kardinälen rief er dazu auf, ihn einzuhalten.

Leo betonte aber, dass es dabei nicht nur um sexuelle Enthaltsamkeit gehe. Durch das zölibatäre Leben vermittelten Geistliche „allen das wahre Bild der Kirche, die in ihren Gliedern wie in ihrem Haupt heilig und keusch“ sei. Der Zölibat sei „eine Gabe, die anerkannt, bewahrt und gefördert werden muss“.

Kardinal Reinhard Marx erklärte Mitte Juli, eine mögliche Lockerung des Zölibats sei unter dem neuen Papst denkbar. „Ich glaube nicht, dass Papst Leo da völlig festgelegt ist“, sagte Marx dem „Münchner Merkur“ und der „TZ“. Unter Leo XIV. sei es nun durchaus möglich, dass Reformen nicht überall im gleichen Tempo umgesetzt werden, sagte Kardinal Reinhard Marx. „Ich glaube, er ist da erst einmal offen.“

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