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Trump (links) und Mamdani.

© Gestaltung: Tagesspiegel/Miethke/Fotos: Reuters/Angelina Katsanis, Imago, Alejandro Granadillo/AP/dpa

Treffen der Intimfeinde: Drei Dinge, die Trump und Mamdani gemeinsam haben

US-Präsident Trump und New Yorks neuer Bürgermeister Mamdani könnten unterschiedlicher kaum sein. Und trotzdem: In der Art, wie sie Politik machen, ähneln sie sich sehr.

Stand:

Es ist der Showdown, auf den viele gewartet haben. Und er kommt früher, als die meisten dachten.

Vor gerade einmal zwei Wochen wurde Zohran Mamdani zum neuen Bürgermeister von New York gewählt, was US-Präsident Donald Trump unbedingt verhindern wollte. Nun aber empfängt Trump den 34-Jährigen im Weißen Haus.

Noch im Wahlkampf hatte Trump vor dem „Kommunisten“ gewarnt, der sich angeblich illegal in den USA aufhalte. Er drohte sogar mit der Kürzung von Bundesgeldern und beschwor den Untergang New Yorks, sollte Mamdani gewählt werden. Dieser polterte in seiner Siegesrede am Wahlabend zurück: „Donald Trump, […] mach dich bereit!“

Mamdani und Trump – unterschiedlicher könnten zwei Männer kaum sein. Der eine: jung und woke, Moslem mit Migrationshintergrund, erst seit 2018 US-Bürger. Mamdani zählt zum linken Flügel der Demokratischen Partei, bezeichnet sich selbst als „Sozialist“ und ist wegen seiner Haltung zu Israel umstritten. Er will das Leben in New York wieder bezahlbar machen, unter anderem mit einer Steuer für Reiche.

Der 79 Jahre alte Trump stammt aus einer alten New Yorker Familie, verdiente sein Geld mit Immobilien und Casinos. Politisch bespielt er die extrem konservative bis rechtspopulistische Fraktion der Republikaner und wird von seinen Anhängern für seine harte Migrationspolitik gefeiert. Seit seiner Amtseinführung im Januar fällt er mit einem autoritär anmutenden Regierungsstil auf. Manche Experten sehen die amerikanische Demokratie in Gefahr. Mit seiner „Big Beautiful Bill“ hat er gerade die Steuern für Reiche gesenkt.

Nun aber wollen sich beide Politiker an diesem Freitag in Washington zusammensetzen. Der Zeitpunkt ist ungewöhnlich, da Mamdani erst am 1. Januar offiziell in sein Amt eingeführt wird. Doch das, was er mit Trump besprechen möchte, kann offenbar nicht warten.

Im Wahlkampf radelte er durch New York, jetzt benötigt er Personenschützer: Zohran Mamdani.

© AFP/Angela Weiss

„Ich möchte dem Präsidenten ganz offen sagen, […] wie sehr die New Yorker darum kämpfen, sich das Leben in dieser Stadt leisten zu können“, sagte der Demokrat in einem Interview mit „MS Now“. In Gesprächen würden viele New Yorker immer wieder die hohen Lebenshaltungskosten in der Stadt als Grund dafür nennen, warum sie Donald Trump gewählt haben.

Auch der Präsident findet laut „New York Times“ inzwischen freundlichere Worte für den Bürgermeister seiner Heimatstadt: Im kleinen Kreis soll Trump Mamdani als talentierten Politiker und smarten Redner bezeichnet haben.

Ein guter Start für das Gespräch am Freitag? Es gibt noch mehr, was die zwei Intimfeinde verbindet:

1 Sie sind Außenseiter.

Wenn Trump und Mamdani über eine Sache zusammenfinden können, dann ist es ihre Rolle als politischer Außenseiter. Beide kandidierten überraschend und präsentierten sich als Alternative zum Establishment.

Vor allem Trump positionierte sich 2016 als jemand, der von außen kommt, nach seinen Worten „nicht Teil des Washingtoner Sumpfs“ ist und deshalb bereit sei, politische Routinen aufzubrechen.

Der neu gewählte New Yorker Bürgermeister trat im demokratisch dominierten New York gegen den zentristischen Flügel der Demokratischen Partei an. Umfragen in den Vorwahlen räumten Mamdani keine Chance ein, doch letztendlich gewann er mit deutlichem Vorsprung.

Aufgrund schwacher Umfragewerte unterschätzt zu werden, das kennt Donald Trump nur zu gut. In seinem ersten Wahlkampf sagten diese einen deutlichen Sieg für Hillary Clinton voraus. Und auch im vergangenen Jahr sah das Rennen gegen die Demokratin und Vizepräsidentin Kamala Harris in Umfragen wesentlich knapper aus, als es letztendlich dann war.

Um sich als Außenseiter zu inszenieren, arbeiten beide mit Feindbildern: Bei Mamdani sind das Immobilieninvestoren, zu denen Trump viele Jahrzehnte zählte. Bei Trump sind es die Demokraten, die er als „aggressive Linke“ bezeichnet – und Mamdani selbst.

2 Beide inszenieren sich als Marke.

Dass Trump und Mamdani da sind, wo sie jetzt stehen, haben beide vor allem den sozialen Medien zu verdanken. Trump zählt zu den ersten Politikern, die vor allem wegen der Mobilisierung über damals Twitter und jetzt X gewählt wurden. Bei Mamdani sind es Tiktok und Instagram.

Über ihre jeweiligen Plattformen haben beide politische Marken mit einer klaren Botschaft geschaffen. Trumps Anhänger identifizieren sich nicht als Republikaner, sondern als Teil von „Make America Great Again” (Maga). Mamdanis Unterstützer gehören zum „Team Zohran”, die Demokratische Partei hinter ihm ist zweitrangig.

Dabei setzen sie auf visuelle Erkennungszeichen, die sie per Merchandise unter die Leute bringen. Bei Trump gehört der Verkauf von Kappen, Bannern oder Shirts längst zum politischen Geschäftsmodell. Die rote „Make America Great Again“-Kappe ist ein Kultsymbol seiner Bewegung. Preis: 40 Dollar im Onlineshop.

Donald Trump trägt die Maga-Kappe auch im Weißen Haus.

© Imago/Zuma Press/Daniel Torok/White House

Auch Mamdani nutzt Fanartikel als identitätsstiftendes Element – von blauen Mützen mit dem typischen rot-gelben Schriftzug „Zohran“ bis hin zu Halstüchern mit New-York-Symbolen. Das aber gab er kostenlos heraus, als Belohnung an Unterstützer, die oft genug bei seinen Events im Straßenwahlkampf auftraten.

Mamdani verteilte nach der Wahl Fanartikel an treue Anhänger.

© IMAGO/ZUMA Press Wire/IMAGO/Liri Agami

3 Sie verwenden klare Botschaften.

Ob „America First“ („Amerika zuerst“) bei Trump oder „Freeze the rent“ („Friert die Miete ein“) bei Mamdani – beides sind radikal vereinfachte Kernbotschaften, die besonders gut hängen bleiben. Slogans wie diese sind ein klassisches Merkmal von populistischen Kampagnen, die auf Wahlkampf in den sozialen Netzwerken setzen.

Wie gut die Verwendung prägnanter Schlagwörter funktioniert, lässt eine Analyse von Mamdanis Kampagne ahnen. Begriffe wie „affordability“ („Bezahlbarkeit“) tauchten in 78 Prozent seiner Anzeigen auf. Bei seinem politischen Hauptgegner hingegen nur in 32 Prozent der Anzeigen, berichtet der Thinktank „Searchlight“, der der Demokratischen Partei nahesteht.

Klare Botschaften ziehen klare Wählergruppen an, diese Erfahrung haben ebenfalls beide Politiker gemacht. Laut einer Analyse der Voter Study Group waren weiße Wähler ohne Collegeabschluss die stabilste und größte Säule von Trumps Wählerbasis. Für Mamdani stimmte eine urbane, junge Zielgruppe – tendenziell jene, die auf keinen Fall für Trump stimmen würden.

Umso interessanter dürfte sein, wie diese Gruppen am Freitag auf das Treffen der beiden reagieren werden.

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