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„Wenn nicht, ziehe ich mich zurück“: Trump hofft nach Telefonat mit Putin weiter auf schnellen Frieden in der Ukraine
Trump und Putin haben erneut miteinander telefoniert. Nach dem Gespräch äußern sich beide positiv. Doch der US-Präsident überrascht mit einem möglichen Rückzug bei stagnierenden Verhandlungen.
Stand:
US-Präsident Donald Trump hat sich nach einem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin erneut überzeugt gezeigt, dass der Russe den von ihm selbst befohlenen Angriffskrieg gegen die Ukraine beenden will.
Mit Blick auf den seit gut drei Jahren andauernden Krieg sagte Trump: „Es ist ein Blutbad. Und ich glaube, dass er es beenden will.“ Jede Woche fielen dem Krieg Tausende zum Opfer, sagte Trump.
Zu den Bemühungen zur Beendigung des Kriegs sagte Trump im Weißen Haus weiter: „Ich denke, wir haben eine gute Chance, das zu schaffen. Ich glaube, Putin will das.“ Er würde sich nicht um eine Friedenslösung bemühen, wenn er davon nicht überzeugt wäre, sagte Trump. Auf die Nachfrage einer Journalistin, ob Putin mit Verhandlungen nicht nur Zeit schinden wolle, um den Krieg weiterzuführen, sagte Trump: „Ich glaube, er hat genug davon.“
Es geht um große Egos.
Donald Trump über mögliche Friedensverhandlungen
Ukraine-Verhandlungen: Trump bringt möglichen US-Rückzug ins Spiel
Auch die Reporterin Kaitlan Collins des US-amerikanischen Nachrichtensenders CNN war bei dem Trumps Pressetermin im Oval Office anwesend. Wie der TV-Sender berichtete, habe Trump im Falle einer Stagnation der Verhandlungen einen möglichen Rückzug ins Spiel gebracht. Demnach wolle der US-Präsident von weiteren Gesprächen Abstand nehmen, wenn er glaube, dass er nicht zur Lösung beitragen könne. Bei den Verhandlungen seien „große Egos“ im Spiel.
Kaitlan Collins zufolge habe Trump im Oval Office Folgendes gesagt: „Ich sage Ihnen, es geht um große Egos. Aber ich denke, es wird etwas passieren. Und wenn nicht, ziehe ich mich einfach zurück und sie müssen weitermachen.“
Noch vor dem Telefonat hatte sich Trumps Vize, JD Vance, in einer ähnlichen Richtung geäußert. Nach einem Besuch in Rom sagte er an Bord der Air Force Two zu Reportern, dass die USA mit ihrer Geduld langsam am Ende seien. „Wir merken, dass wir uns hier ein bisschen in einer Sackgasse befinden“, sagte Trumps Vize demnach. Wenn Russland nicht dazu bereit sei, sich zu bewegen, müsse die US-Regierung irgendwann sagen: „Das ist nicht unser Krieg“.
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Auch über mögliche Strafmaßnahmen gegen Moskau habe sich Trump am Montag geäußert. Demnach wolle er die Sanktionen gegen Russland derzeit nicht weiter verschärfen, weil es „eine Chance“ auf Fortschritte gibt. Trump sagte weiter: „Ich denke, dass es eine Chance gibt, etwas zu erreichen. Und wenn man das [Sanktionen] tut, könnte man es auch viel schlimmer machen. Aber es könnte eine Zeit geben, in der es passiert.“
Friedensgespräche sollen „unverzüglich“ beginnen
Trump stellte zudem sofortige Verhandlungen im Vatikan über eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine in Aussicht. Er schrieb auf der Plattform Truth Social, die Gespräche sollten unmittelbar beginnen – und der Papst habe den Vatikan als Verhandlungsort angeboten. Weitere Details nannte er nicht – etwa dazu, wer genau dort am Tisch sitzen soll.
Ich sage Ihnen, es geht um große Egos, aber ich denke, es wird etwas passieren. Und wenn nicht, ziehe ich mich einfach zurück und sie müssen weitermachen.
Donald Trump
„Die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine werden unverzüglich aufgenommen“, schrieb Trump und betonte, er habe den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäische Partner entsprechend informiert. „Der Prozess kann beginnen“, schrieb Trump weiter.
Telefonat mit Putin dauerte zwei Stunden
Das Telefonat dauerte nach Angaben des US-Präsidenten zwei Stunden. Es war bereits das dritte Gespräch zwischen ihm und Putin seit Trumps Amtsantritt im Januar. Der Republikaner betonte, dass die Unterhaltung „sehr gut“ gelaufen sei. „Der Ton und der Geist des Gesprächs waren ausgezeichnet. Wenn das nicht so wäre, würde ich das lieber jetzt als später sagen.“
Trump sagte, die USA würden ihre Vermittlungsbemühungen für ein Ende des Ukrainekriegs zunächst fortsetzen. Auch Selenskyj wolle ein Ende des Kriegs. In zwei bis vier Wochen dürfte es mehr Klarheit geben, sagte Trump, ohne dazu weitere Details zu nennen.
Wie bewertet Putin das Gespräch mit Trump?
Auch der russische Präsident äußerte sich im Anschluss positiv über das Gespräch und nannte es „gehaltvoll und nützlich“. Russland sei bereit, an einem „Memorandum“ mit der Ukraine zu arbeiten, das einen Waffenstillstand beinhalten würde, sagte Putin weiter. Über einen Zeitplan für eine Feuerpause in der Ukraine wurde dem Präsidialamt in Moskau zufolge allerdings nicht gesprochen.
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Moskau wolle die Kampfhandlungen beenden, es müsse aber der effektivste Weg zum Frieden gefunden werden. Dafür müssten Kiew und Moskau Kompromisse eingehen, die allen Seiten gerecht werden, meinte Putin. Wie diese Kompromisse inhaltlich seiner Meinung nach aussehen sollen, sagte er nicht.
Das Gespräch mit Trump führte der Präsident im neuen Gebäude einer Musikschule über einen geschützten Kanal, wie Putins Haus- und Hofreporter beim Staatsfernsehen, Pawel Sarubin, von dort berichtete.
Der Ton sei gut gewesen, beide hätten sich mit Vornamen angesprochen, Putin habe Trump zur Geburt seines Enkelkindes gratuliert und dem Kind und der Mutter Gesundheit gewünscht, erklärte Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Beide hätten vereinbart, dass sie jederzeit zum Hörer greifen könnten, wenn es etwas zu besprechen gebe.
Putin und Trump sprachen auch über Treffen
Über ein mögliches persönliches Treffen wurde ebenfalls gesprochen. „Beide Präsidenten sind an einem solchen Treffen interessiert. Aber beide Präsidenten sind auch daran interessiert, dass dieses Treffen nicht inhaltsleer, sondern ergebnisorientiert ist“, so Uschakow.

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Man sei „sich einig, dass ein solches Treffen gut und umfassend vorbereitet werden sollte“. Einen Zeitpunkt oder Ort für ein solches Wiedersehen gebe es bisher nicht.
Putin und Trump hätten sich für die weitere Normalisierung der russisch-amerikanischen Beziehungen ausgesprochen, sagte Uschakow. Gleichwohl habe Trump auch daran erinnert, dass Russland neue Sanktionen drohten wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine. Demnach erklärte Trump, dass er selbst kein Fan von Sanktionen sei und lieber einen Deal wolle.
Trump betonte vor dem Gespräch, dass Russland mit den USA „im großen Umfang“ Handel betreiben wolle. Trump signalisierte Zustimmung, betonte aber, dass der Krieg in der Ukraine dafür enden müsse. „Für Russland bietet sich eine enorme Chance zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohlstand in großem Umfang.“ Das wirtschaftliche Potenzial Russlands sei unbegrenzt. Gleichzeitig könne die Ukraine bei ihrem Wiederaufbau davon profitieren.
Wie reagiert die Ukraine auf das Trump-Putin-Telefonat?
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, auf Zeit zu spielen, um den Krieg in der Ukraine fortzusetzen und weiteres Territorium zu besetzen. Er habe mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb gesprochen und werde später am Dienstag weitere Verbündete kontaktieren, teilt Selenskyj mit.
Die Ukraine habe keinen Zweifel daran, dass der Krieg am Verhandlungstisch enden müsse. Es müssten jedoch klare und realistische Vorschläge vorgelegt werden. Um Fortschritte zu erzielen, forderte er verstärkten internationalen Sanktionsdruck auf Russland.
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Trump informierte Merz & Co
Kurz nach dem Telefonat informierte Trump auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und weitere europäische Partner am Montagabend über sein Gespräch mit Putin. Trump und die europäischen Partner hätten sich telefonisch über die nächsten Schritte in den Bemühungen um eine Waffenruhe in der Ukraine verständigt, erklärte Regierungssprecher Stefan Kornelius am Montagabend in Berlin.
Bei dem Gespräch zwischen Trump, Merz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, den Präsidenten Finnlands, Frankreichs und der Ukraine sowie der italienischen Regierungschefin hätten alle Seiten ihre Bereitschaft bekräftigt, die Ukraine auf dem Weg hin zu einer Waffenruhe „eng zu begleiten“.
Die europäischen Teilnehmer des Gesprächs kündigten dem Regierungssprecher zufolge zudem an, „den Druck auf die russische Seite durch Sanktionen zu erhöhen“. Wenig später beschlossen die EU-Außenminister bei ihrem Treffen am Dienstagnachmittag ein 17. Sanktionspaket gegen Russland. Die Strafmaßnahmen richten sich gegen die sogenannte russische „Schattenflotte“ von Öltankern, die vor allem in der Ostsee unterwegs sind. Annähernd 200 Schiffe seien davon betroffen, sagte die EU-Außenbeauftragte Kallas. Zudem geahndet werden sollen Menschenrechtsverletzungen und hybride Bedrohungen.
Zugleich warfen führende europäische Politiker Putin vor, auf Zeit zu spielen und kein wirkliches Interesse an einer Waffenruhe in der Ukraine zu haben. Entsprechend äußerten sich Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, der bereits vor den Beratungen in Brüssel sagte: „Wladimir Putin spielt offenbar weiter auf Zeit. Das kann man sehr klar erkennen.“
Die andauernden russischen Angriffe gegen die Ukraine „sprechen da eine klare Sprache“. Man müsse Putin an seinen Taten messen und nicht an seinen Worten. „Er ist nach wie vor nicht zu Zugeständnissen bereit“, sagte der SPD-Politiker. Putin würde einer Waffenruhe allenfalls zu seinen bekannten Bedingungen zustimmen. An einem Frieden sei Putin nicht wirklich interessiert, betonte Pistorius. (dpa/Reuters/mira)
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