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Trump macht Vance zum „Running Mate“: Das war’s schon wieder mit der Versöhnung

Nach dem überstandenen Attentat hatte Trump versprochen, mehr für die Einheit der Nation zu tun. Nun macht er J.D. Vance zu seinem „Running Mate“ – eine Entscheidung für Populismus und Spaltung.

Christoph von Marschall
Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Stand:

Nach dem Attentat durfte man einen Augenblick die Hoffnung haben, dass Amerika innehält und sich besinnt. Die Anführer beider großer Lager, Präsident Joe Biden und sein Herausforderer Donald Trump, betonten, die ideologische Spaltung und der feindselige Umgang mit politischen Gegnern gehörten zu den Treibern der Gewaltausbrüche. Die Nation brauche nun „unity“, Einheit.

Skeptische Langzeitbeobachter der USA zweifelten, Zyniker wetteten – wie lange würde der versöhnliche Ton wohl halten? Donald Trumps Antwort 48 Stunden später: Er nominiert J.D. Vance als seinen Vizepräsidentschaftskandidaten.

Von den drei Favoriten, die Trump in die engere Wahl gezogen hatte, ist der Senator aus Ohio der vehementeste Scharfmacher. Gleich nach den Schüssen hatte er Präsident Biden und den Demokraten die Schuld gegeben. Deren Rhetorik habe den Attentäter motiviert.

Vance hat sich zudem als gnadenloser Populist und Opportunist erwiesen. Er gibt sich unbedingt loyal zu Trump und ist ihm blind ergeben – eine Eigenschaft, die der Ex-Präsident ganz besonders schätzt.

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Vance nannte Trump „Amerikas Hitler“

Das ist eine bemerkenswerte Wende. Als der jetzt 39 Jahre alte Vance vor acht Jahren ins nationale Rampenlicht trat, gehörte er zu den scharfen Trump-Kritikern. Sein Buch „Hillbilly Elegy“ über sein Aufwachsen in einer Stadt in Ohio, die lange vom Stahlwerk lebte, und den ökonomischen Abstieg einfacher Familien in einer Industrieregion, die zum Rostgürtel geworden waren, galt als aufklärerischer Bestseller, warum weiße Arbeiter Trump wählen.

„Ich kann Trump nicht ausstehen, ich bin ein Never-Trumper“, sagte Vance damals. Er nannte ihn sogar „Amerikas Hitler“.

Dann suchte er selbst den Weg in die Politik – und Trumps Unterstützung für die Bewerbung als Senator von Ohio. Auf einmal lobte er Trump als „great President“ und echote dessen Lüge, der Wahlsieg 2020 sei ihm durch Wahlbetrug gestohlen worden.

Vance, der bei den US Marines diente, Jura in Yale studierte und sein Geld als Risiko-Investor im Silicon Valley verdiente, brüstet sich, er hätte anders als Trumps damaliger Vize Mike Pence gehandelt. Soll heißen: Er hätte verhindert, dass der Kongress Joe Biden als rechtmäßigen Wahlsieger bestätigt. Er hätte den Sturm radikaler Trump-Fans auf das Kapitol unterstützt.

Trumps Entscheidung für Vance als Vize ist eine Richtungsentscheidung. Für Populismus, für Spaltung und im Zweifel selbst für Rechtsbruch im Dienst der angeblich guten Sache.

Das war’s also schon wieder mit der kurzen Hoffnung auf Versöhnung der gespaltenen Nation.

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