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Der IS ist wieder auf dem Vormarsch.

© Reuters/Yaser Al-Khodor.

Trump will US-Truppen aus Syrien abziehen: Ein Freudentag für den „Islamischen Staat“

Das Pentagon soll Pläne für den raschen Abzug aller 2000 US-Soldaten in Syrien vorlegen. Könnten die Dschihadisten dann wieder zu neuer Stärke gelangen?

Christian Böhme
Ein Kommentar von Christian Böhme

Stand:

Jetzt kann es Donald Trump nicht schnell genug gehen. Die 2000 in Syrien stationierten US-Soldaten sollen möglichst rasch das Land verlassen.

Der US-Präsident hat Berichten zufolge das Pentagon angewiesen, entsprechende Pläne auszuarbeiten. Szenarien für einen Abzug in 30, 60 oder 90 Tagen sollen demnach im Verteidigungsministerium erarbeitet werden. Die Devise lautet offenkundig: bloß raus aus Syrien.

Eine Überraschung ist das nicht. Schon mehrfach hat Trump kund getan, die USA hätten dort nichts verloren.

Dschihadisten verüben immer wieder Anschläge

Nach dem Sturz des Diktators Baschar al-Assad am 8. Dezember bekräftigte er seine Haltung: „Syrien ist ein Schlamassel, aber es ist nicht unser Freund, und die USA sollten nichts damit zu tun haben“, sagte Trump: „Das ist nicht unser Kampf.“

Syrische Rebellen verbrennen ein Bild des gestürzten Machthabers Assad.

© Imago/SOPA Images/IMAGO/Sally Hayden / SOPA Images

Nun will er seinen Worten Taten folgen lassen. Es ist eine Entscheidung, die nicht nur der Sicherheit Syriens großen Schaden zufügen dürfte, sondern auch dem Nahen Osten große Probleme bereiten wird. Denn sollte dieses Vorhaben umgesetzt werden, steht ein Profiteur schon fest: der „Islamische Staat“.

Die Terrormiliz mag zwar von früherer Schlagkraft, als sie zeitweise große Gebiete kontrollierte, noch ein gutes Stück entfernt sein. Doch seit Monaten gelingt es den Dschihadisten immer wieder, Attentate zu verüben.

Kurz nach dem Ende der Herrschaft Assads warnte US-General Michael Kurilla, der IS könnte die Umsturzsituation nutzen, um wieder an Einfluss zu gewinnen. Man werde nicht zulassen, dass sich der „Islamische Staat“ neu formiert. Aber genau das droht jetzt.

Bis heute greifen die USA immer wieder Trainingscamps, Waffenlager und Stellungen der „Gotteskrieger“ an, um sie in Schach zu halten. Das tun auch kurdische Einheiten.

Von kurdischen Einheiten bewacht: Kämpfer des „Islamischen Staat“ im Al-Sina’a-Gefängnis in Syrien.

© REUTERS/ORHAN QEREMAN

Doch dabei sind sie auf militärische Unterstützung der Supermacht angewiesen. Würde diese Hilfe enden, wären die Kurden auf sich allein gestellt im Abwehrkampf gegen den „Islamischen Staat“.

Keiner will die IS-Anhänger zurückhaben

Das sind sie schon lange auch bei der Bewachung inhaftierter IS-Terroristen. Mehrere Tausend Terroristen und ihre Familien werden in Gefängnissen im Norden Syriens festgehalten.

Eine enorme Belastung für die kurdischen Milizen. Auch, weil sich Staaten wie Deutschland beharrlich weigern, jene Kämpfer zurückzunehmen, die vor Jahren ihre Heimatländer verlassen haben, um sich den Dschihadisten anzuschließen.

Zugleich allerdings sind die festgehaltenen IS-Anhänger eine Art Faustpfand für die Kurden: So sichern sie sich die Fürsprache durch die Vereinigten Staaten, wenn es um die Fortdauer ihrer Autonomie geht – die vor allem vom türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan bekämpft wird.

Sollten sich die USA tatsächlich komplett aus Syrien zurückziehen, würde Erdogan dies wohl als günstige Gelegenheit ansehen, um noch massiver gegen die Kurden vorzugehen. Genau darauf hoffen die IS-Strategen. Wer sollte sie dann bei ihrem Vormarsch noch stoppen?

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