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Protest gegen das Vorgehen der Trump-Regierung gegen die Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts.

© Reuters/Nicholas Pfosi

Trumps Feldzug gegen die Forschung: Was die Zerstörung der US-Wissenschaft für die Welt bedeutet

Donald Trumps Regierung streicht die Budgets vieler renommierter Institutionen zusammen. Das hat globale Folgen – und ruft eine andere Supermacht auf den Plan.

Ein Gastbeitrag von Kira Vinke

Stand:

In den US-Wissenschaften herrscht Chaos. Internationale Studenten bangen um ihre Visa, Universitäten kämpfen um ihre Wissenschaftsfreiheit.

Der von US-Präsident Donald Trump präsentierte Haushaltsentwurf sieht Kürzungen von mehr als 50 Prozent für die National Science Foundation vor, der unabhängigen Behörde, die Forschung und Bildung unterstützt.

Das Budget der Raumfahrtbehörde Nasa soll um fast ein Viertel gekürzt werden, ihr Forschungsbudget um ungefähr die Hälfte.

Zielscheibe ist auch die Klimaforschung. Das weltbekannte Goddard Institute for Space Studies der Nasa steht kurz vor der Schließung, nachdem der Mietvertrag für das Gebäude, in dem das Institut seit den 60er-Jahren in New York beheimatet ist, aufgekündigt wurde. Die Angestellten sollen ihre Arbeit von zu Hause machen, angeblich, um der Regierung Kosten zu sparen.

Die Zukunft des Instituts – eine Säule der internationalen Klimaforschung – ist ungewiss. Dabei werden seine Beobachtungsdaten der globalen Oberflächentemperatur und weitere Datensätze weltweit genutzt.

Wegducken im „Heimatland der Mutigen“

Die Nasa-Leiter scheinen allesamt vor dem neuen Ministerium für Regierungseffizienz („Doge“) der Trump-Administration eingeknickt zu sein. Möglicherweise, um ihre eigenen Stellen oder den Rest ihres Budgets zu schützen.

Doch hilft das mehrheitliche Wegducken? Was ist aus der „Heimat der Mutigen“ geworden, die in der amerikanischen Nationalhymne besungen wird?

Hunderte von Positionen der National Oceanic and Atmospheric Administration wurden bereits von Trumps „Doge“ abgeschafft, brillante Wissenschaftler und gewissenhafte Arbeiter entlassen, Doktoranden in verschiedensten Forschungsinstitutionen mitten in der Promotion das Projekt entzogen.

Die Folge ist schon jetzt ein Rückgang bestimmter Beobachtungsdaten, die noch weiter abnehmen könnten, sollten die Budgets schrumpfen.

Angeführt wurde der Feldzug gegen die Forscher von dem inzwischen aus dem Amt geschiedenen Elon Musk, der neuen Berichten zufolge womöglich schwer drogenabhängig seinen Posten ausführte und offenkundig Interesse an der Privatisierung von Forschung und Entwicklung hat.

Trumps Mann für den Kahlschlag: Elon Musk, inzwischen zurückgetreten und im Streit mit seinem alten Chef.

© AFP/Allison Robbert

Beim Verlust der Arbeitsstelle droht in den USA ein harter Fall. Die Joblosigkeit führt schnell zum Wegbrechen einer zuverlässigen Gesundheitsversorgung, für chronisch Kranke ein Horrorszenario.

Viele Amerikaner sind zudem verschuldet. Hypotheken und fehlende Absicherungen bereiten einen Nährboden für Angst, die das effektivste Instrument der Trump-Regierung zur Aushebelung der Demokratie geworden ist.

Was wird jetzt aus dem Klimaschutz?

Die Kürzungen bergen zudem mittelfristig globale Risiken. US-Wissenschaftler prägten internationale Gremien, wie etwa den Weltklimarat (IPCC). Unterstützungsstrukturen für den Rat wurden aber seitens der USA aufgekündigt, Wissenschaftler, die an staatlichen Institutionen arbeiteten, durften nicht zu den Plenarsitzungen reisen.

Neben den Forschern, die als Autoren zu den IPCC-Berichten beitragen, nehmen Regierungsvertreter an Verhandlungen des Rats teil, die zur internationalen Legitimation der Ergebnisse dienen.

Diese Synthesen bieten eine wissenschaftliche Grundlage für die internationalen Klimaschutzverhandlungen. Die US-Regierungsdelegation fehlte bei der jüngsten Sitzung des Gremiums.

Satellitendaten der Nasa bilden das Rückgrat Tausender wissenschaftlicher Publikationen, die geografisch die ganze Welt umspannen. Dazu gehören wichtige Projektionen für die Landwirtschaft oder die Verbesserung von Vorhersagen von Wetterextremen.

Deutschland sollte diese Krise auch als Chance verstehen, Talente abwerben, Forschungsaustausch fördern und mehr Führung in der internationalen Wissenschaftspolitik anstreben.

Kira Vinke, Leiterin des Zentrums für Klima und Außenpolitik bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik

Auch viele transatlantische Forschungskooperationen sind durch die noch bevorstehenden Kürzungen infrage gestellt. Kurzum: Der Rückzug der staatlichen Förderer aus den US-Wissenschaften wird die Sicht auf die Folgen der Klimakrise verschleiern, die noch in diesem Jahrhundert einen Zivilisationsbruch auslösen könnte.

China baut seinen Vorsprung aus

Ähnlich bedrohlich sind die Kürzungen für die Forschung im Bereich der globalen Gesundheit. Sollten nun international Kräfte gebündelt werden, um die Vermeidung von Treibhausgasen, die Anpassung an Klimafolgen zu beschleunigen oder die nächste Pandemie zu verhindern, wird in den USA blockiert.

Diese Einschnitte geschehen in einer Zeit, in der China massiv in Forschung und Entwicklung investiert. Schon 2023 überholte China die USA im sogenannten Nature Index, welcher die wissenschaftlichen Leistungen vergleicht.

Jetzt wird dieser Vorsprung massiv ausgebaut. Die chinesische Autokratie setzt auf die Wissenschaft, während ein wankendes Amerika sich von evidenzbasierter Arbeit themenübergreifend abwendet.

Deutschland sollte diese Krise auch als Chance verstehen, Talente abwerben, Forschungsaustausch fördern und mehr Führung in der internationalen Wissenschaftspolitik anstreben. Denn eine offensivere Forschungsförderung ist Grundstein für langfristige Wettbewerbsfähigkeit – wirtschaftlich wie auch im Wettstreit der politischen Systeme.

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