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Eine ukrainische Drohne mit Granatwerfer beim Testflug nahe der Front

© REUTERS/stringer

Ukraine-Invasion, Tag 1000: Drohnenhersteller nutzen Krieg für fragwürdige Werbung

Ukraine beschießt Russland erstmals mit US-Langstreckenraketen. Kreml droht mit „entsprechender“ Antwort. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Krieg ist immer auch ein Geschäft, zumindest für jene, die die Waffen bauen. So verwundert es nicht, dass US-Drohnenhersteller die Invasion in der Ukraine längst für Werbezwecke nutzen – teils mit fragwürdigen Methoden, wie „The Kyiv Independent“ berichtet.

„Es gibt heute kein amerikanisches Drohnensystem mehr, das nicht mit dem Zusatz ‚in der Ukraine kampferprobt‘ versehen ist“, zitiert das Portal den ehemaligen CIA-Agenten James Acuna, der heute als Berater für das Thema Drohnen arbeitet. Ob der Werbe-Claim stimme, sei dabei egal, sagt er. „Es kann ja niemand überprüfen.“

„Getestet in der Ukraine“ muss nämlich nicht heißen, dass eine Drohne auch wirklich im Kampf eingesetzt wurde. Laut „Kyiv Independent“ werden mittlerweile regelrechte „Kreuzfahrten“ angeboten, auf denen Hersteller ihre Systeme einfach irgendwo im Land aufsteigen lassen können, um das Label zu bekommen.

Acuna beschreibt sie so: „Drei Tage für 3800 Euro, Unterstützung beim Zoll und der Einfuhr der Drohnen, Bereitstellung einer Einheit, die sie testet, Fahrer, Hotel, meist in der Region Zhytomyr.“ Der Tagesspiegel hat im vergangenen Jahr einen der Orte besucht, an dem Kiew seine Kämpfer für den Drohnenkrieg ausbildet.

Die PR-Manöver der Hersteller machen es im Zusammenspiel mit militärischer Geheimhaltung schwierig, den wirklichen Einfluss westlicher Drohnen auf den Verlauf des Krieges zu beurteilen. Wie das „Wall Street Journal“ schon im April berichtete, entfalteten die gelieferten Systeme angesichts von Russlands elektronischer Kriegsführung zumindest nicht die erhoffte kriegsentscheidende Wirkung.

Dass Drohnenhersteller trotzdem mit dem Kriegseinsatz werben, ärgert auch Vertreter der eigenen Branche. „Ich habe ein Problem mit einigen dieser Firmen, die seit Jahren predigen, wie sehr sie die Ukraine unterstützen“, sagte Bryan Sardoch dem „Kyiv Independent“, der für den amerikanisch-ukrainischen Drohnenentwickler Bavovna.AI arbeitet. „In Wahrheit haben sie nur der US-Regierung einen Haufen Zeug verkauft, eine Menge Geld verdient, aber den Endnutzern nicht wirklich geholfen.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Die Ukraine hat erstmals russisches Territorium mit weitreichenden US-Raketen vom Typ ATACMS beschossen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow drohte daraufhin mit einer „entsprechenden“ Antwort. „Wir werden dies als eine neue Phase des westlichen Krieges gegen Russland betrachten und entsprechend reagieren“, sagte er auf dem G20-Gipfel in Rio de Janeiro. Die Raketen sollen ein Waffenarsenal in der russischen Grenzregion Brjansk getroffen haben. Mehr hier
  • In der Gipfelerklärung zum G20-Treffen in Brasilien gibt es zum Krieg gegen die Ukraine lediglich einen Minimalkonsens. Der russische Angriff wird wie bereits im Vorjahr nicht mehr explizit von einer Mehrheit der Länder verurteilt. Mehr hier
  • Russlands Präsident Wladimir Putin ist angeblich unter Bedingungen zu einer Normalisierung der Beziehungen zu den USA bereit. Nicht Russland habe das „Sanktions-Rennen“ begonnen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Staatsagentur Tass. „Das hat Washington initiiert.“ Mehr hier
  • Außenministerin Annalena Baerbock hat sich unbeeindruckt von Russlands geänderter Atomwaffendoktrin gezeigt. Putin spiele mit der Angst, dies sei seit Beginn des Ukrainekriegs immer wieder deutlich geworden. „Wir lassen uns nicht einschüchtern, egal, was immer wieder Neues herumposaunt wird.“ Mehr im Newsblog
  • Russland verstärkt seine Offensive in der Region Kursk. Die ukrainischen Streitkräfte hätten dort 22 feindliche Angriffe zurückgeschlagen, berichtet der ukrainische Generalstab auf Facebook.
  • Innenministerin Nancy Faeser will sich für eine gerechte Verteilung von Geflüchteten aus der Ukraine in Europa einsetzen. Das sagte die SPD-Politikerin am Rande einer Konferenz in Magdeburg.

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  • Deutschland, Polen, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien werfen Russland vor, „systematisch die europäische Sicherheitsarchitektur anzugreifen“. Den Vorwurf erheben die Außenminister der sechs Länder in einer gemeinsamen Erklärung.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj pocht auf scharfe Sanktionen gegen Moskau, insbesondere gegen russische Ölverkäufe: „Öl ist das Lebenselixier von Putins Regime, und die Schattenflotte von Tankern hält es am Leben.“
  • ​​​​​Die FDP-Fraktion will im Bundestag über Taurus-Marschflugkörper für die Ukraine abstimmen lassen. „Wir stimmen dazu einen eigenen Antrag ab“, sagte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marcus Faber (FDP), in „Bild“.

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