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Eine ukrainische Bohdana-Haubitze im Einsatz

© Reuters/Sofiia Gatilova

Ukraine-Invasion, Tag 1007: Europäer scheitern an Waffenproduktion – und wollen Kiew jetzt dafür bezahlen

Russland rückt schneller vor wie seit Kriegsbeginn nicht mehr, Ukraine wirft Russland Ermordung von Gefangenen vor. Der Überblick am Abend.

Stand:

Das größte Problem für die Ukraine ist, neben dem teils fehlenden Willen der westlichen Partner, die unzureichende Möglichkeit zur Waffenproduktion in den europäischen Nato-Staaten. Auch dadurch können Kiews Truppen dem russischen Vormarsch derzeit wenig entgegensetzen. Eine mögliche Lösung ist so naheliegend wie simpel: mit finanzieller Unterstützung des Westens noch mehr selbst zu produzieren.

Das „dänische Modell“, benannt nach einer bereits laufenden Zusammenarbeit zwischen Dänemark und der Ukraine in analoger Form, soll laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ so ablaufen: Die ukrainische Regierung setzt Verträge mit Waffenherstellern auf, die die europäischen Regierungen unabhängig prüfen und anschließend bezahlen.

Auf diesem Wege sollen auch Raketen und Drohnen mit großer Reichweite produziert werden, mit denen die Ukrainer das russische Territorium treffen können. Durch die wegfallende Wartezeit auf die Produktion in westlichen Staaten soll die Ukraine die Waffen schneller und in größerer Stückzahl als bisher erhalten. Laut „Wall Street Journal“ ist das allein deshalb möglich, weil die ukrainische Rüstungsindustrie teils nur 30 Prozent ihrer Produktionskapazitäten ausschöpft.

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Wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtet, konnte die Ukraine durch die Zusammenarbeit mit Dänemark im Oktober 20 Bohdana-Haubitzen produzieren – im vergangenen Dezember waren es demnach nur sechs.

„Im vergangenen Jahr sahen wir uns dem Problem gegenüber, dass die technischen Kapazitäten des ukrainischen Rüstungskomplexes die finanziellen Kapazitäten überschritten haben“, sagt der Chef des Unternehmens, der Teile der Bohdana-Haubitzen, dem „Wall Street Journal“. Das soll sich jetzt ändern.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick

  • Russische Truppen rücken Analysten zufolge in der Ukraine so schnell vor wie seit dem Beginn des Krieges nicht mehr. In der vergangenen Woche habe Russland 235 Quadratkilometer an Boden gewonnen, berichtet die unabhängige russische Mediengruppe Agentstwo. Im November seien bislang 600 Quadratkilometer dazugekommen. Mehr dazu hier.
  • Der ukrainische Soldat Andrii Biletskyj erklärt in einem Interview, wo er die größten Herausforderungen für Kiews Truppen siehtMehr dazu hier.
  • Ukrainische Behörden gehen einem neuen Fall nach, in dem russische Truppen Kriegsgefangene erschossen haben sollen. Bisherigen Ermittlungen zufolge seien fünf ukrainische Soldaten bei Kämpfen um die Ortschaft Petriwka im Landkreis Pokrowsk in Gefangenschaft geraten. Mehr dazu hier.
  • Russland hat die Ukraine mit einer bislang beispiellosen Zahl an Drohnen angegriffen. Nach Angaben der ukrainischen Flugabwehr attackierte Moskau das Land in der Nacht zu Dienstag mit 188 Drohnen und vier ballistischen Raketen des Typs Iskander-M. Das sei eine „Rekordzahl“, so die ukrainische Luftwaffe. Mehr dazu hier.
  • Der Militärexperte Carlo Masala hat bei der Unterstützung der Ukraine auch die Möglichkeit zur Entsendung europäischer Bodentruppen aufgeworfen, sollte der designierte US-Präsident Donald Trump die Militärhilfen für Kiew drastisch zurückfahren. Mehr dazu hier.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat seine ablehnende Haltung zur Lieferung von Raketen mit hoher Reichweite an die Ukraine bekräftigt. Mehr dazu hier.
  • Deutschland hat erneut Mittel zur Reparatur der ukrainischen Energieinfrastruktur zur Verfügung gestellt. Die insgesamt 65 Millionen Euro fließen in den Energieunterstützungsfonds (Ukraine Energy Support Fund), wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) meldete. Dieser wird seit 2022 von vielen internationalen Gebern bestückt. Mehr dazu im Newsblog.
  • Die Ukraine hat Russland nach Angaben der russischen Regierung in den vergangenen Tagen zwei weitere Male mit von den USA gelieferten ATACMS-Raketen angegriffen. Die Angriffe hätten am Samstag und Montag stattgefunden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstag im Onlinedienst Telegram.
  • Laut der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ hat Großbritannien weitere Storm-Shadow-Marschflugkörper an die Ukraine geliefert. Kiews Armee beschießt mit den Raketen inzwischen auch Ziele auf russischem Gebiet. Die Lieferung ist bisher nicht offiziell bestätigt. 
  • Die russischen Behörden haben nach eigenen Angaben einen Briten festgenommen, der für die Ukraine in der russischen Grenzregion Kursk gekämpft haben soll. Ein Gericht in der Region erklärte am Dienstag, es habe am Montag die Gewahrsamnahme des Briten angeordnet, da dieser an „bewaffneten Kämpfen auf dem Territorium der Region Kursk“ beteiligt gewesen sei.
  • In der Stadt Tschassiw Jar in der ukrainischen Oblast Donezk versucht die russische Armee derzeit den Siwerskyj-Donez-Kanal zu überqueren. Das berichtete die Sprecherin der Luhansker Gebietsverwaltung, Anastasia Bobownikowa, gegenüber dem ukrainischen Nachtrichtenkanal „Kyiv24“. 
  • Russland lehnt nach Angaben des Auslandsgeheimdienstes ein bloßes Einfrieren des Konflikts in der Ukraine strikt ab. Die Führung in Moskau brauche einen „soliden und langfristigen Frieden“, der die Kernursachen der Krise löse, sagt Geheimdienstchef Sergej Naryschkin. Die Initiative auf dem Schlachtfeld liege bei Russland. Es sei offen für Gespräche.
  • Nach einem russischen Luftangriff auf wichtige Infrastruktur ist in 70 Prozent der westukrainischen Region Ternopil nach Angaben der örtlichen Behörden die Stromversorgung ausgefallen. Der Schaden sei „erheblich“ und werde die Stromversorgung „für lange Zeit“ beeinträchtigen, sagte Regionalgouverneur Wjatscheslaw Nehoda im Fernsehen.

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