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Arbeiter installieren so genannte Drachenzähne beim Bau neuer Verteidigungsstellungen nahe der russischen Grenze.

© dpa/Evgeniy Maloletka

Ukraine-Invasion, Tag 1021: Chaotischer Bau von Befestigungsanlagen schwächt die Ukraine und sorgt für Frust

Tusk hält Ukraine-Friedensgespäche für möglich + Vorwurf der Sabotage gegen Deutsch-Russen. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Wie lässt sich der russische Vormarsch aufhalten? Die Ukraine versucht, mehrere Verteidigungslinien aufzubauen. Das bereitet aber offenbar einige Probleme und sorgt für viel Frust, wie die „Financial Times“ (FT) jetzt berichtet (Quelle hier).

Russland hat die größten Vorstöße in diesem Jahr in der Region Donezk gemacht. Die Frontlinie wurde nach Westen verschoben. Ein Einmarsch russischer Truppen in die Region Dnipropetrowsk würde die Ukraine erheblich schwächen.

Ein Reporter der „FT“ besuchte jüngst Gebiete in der Region Dnipropetrowsk. Er schreibt, dass Dnipropetrowsk von November 2023 bis November 2024 7,3 Millionen Dollar für Befestigungsmaßnahmen ausgegeben haben soll. Am Bau beteiligten Beamten zufolge sei für das Geld aber wenig dabei herausgekommen. Es gebe erhebliche Lücken und diese würden die gesamte Region Dnipropetrowsk gefährden.

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„Die Situation mit den Befestigungen ist ein weiterer Faktor, der die Truppen demoralisiert“, sagt Dmytro Rasumkow, ein ehemaliger Verbündeter von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er sitzt jetzt in einem Ausschuss sitzt, der Verzögerungen und mutmaßliche Korruption beim Aufbau der Verteidigungsanlagen untersucht. „Die Mittel sind über alle Regionen verstreut und jeder baut sein eigenes Ding. Es gibt keine Person, die für die Qualität, für die Planung, dafür verantwortlich ist, wie und an wen diese Stellen übertragen werden und wer sie beaufsichtigt“, sagt er im Gespräch mit der „FT“.

Ein Infanteriekommandeur, dessen Bauunternehmen Befestigungen für die Armee errichtete, bevor er und seine Mitarbeiter mobilisiert wurden, sagt, Verteidigungslinien hätten immer noch keine hohe Priorität. Seine Einheit sei im Laufe des Krieges 32 Mal verlegt worden. Jedes Mal seien sie gezwungen gewesen, ihre eigenen Verteidigungsstellungen zu errichten. Gleichzeitig seien zweite und dritte Linien oft ohne Rücksprache mit den Truppen errichtet worden, entweder an der falschen Stelle oder zu weit von der ersten Linie entfernt.

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Stanislav Buniatov, Kommandeur eines Sturmbataillons, sagt, Befestigungen seien auch wichtig, Rückzugspositionen zu bieten. „Das Kampfpotenzial eines Infanteristen wird auf null reduziert, wenn er tagsüber Energie für den Bau von Stellungen aufwenden muss, insbesondere im Winter“, sagt er. Viele Militäringenieure seien an die Front geschickt worden, um Lücken zu füllen. Wenn sie „nicht zu Angriffsoperationen geschickt würden, sondern ihre Arbeit professionell verrichten könnten, Schützengräben ausheben und Linien und Grenzen vorbereiten könnten, damit wir uns verteidigen können, dann würde alles funktionieren“, sagte Buniatov. „Jetzt funktioniert das System entweder überhaupt nicht oder nur in geringem Maße.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • In Russland ist ein Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit wegen eines mutmaßlich geplanten Sabotage-Aktes festgenommen worden. Wie der russische Inlandsgeheimdienst FSB mitteilte, handelt es sich dabei um einen russisch-deutschen Doppelstaatsbürger. Ihm werde vorgeworfen, auf die Eisenbahnstrecke in Nischni Nowgorod etwa 450 Kilometer östlich von Moskau einen Anschlag geplant zu haben. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft auf ein Ende der deutschen Zurückhaltung beim Marschflugkörper Taurus unter einem möglichen künftigen CDU-Bundeskanzler Friedrich Merz. „Wir können noch viel mehr tun“, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache nach dem Besuch des Unions-Kanzlerkandidaten in Kiew
  • Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz verlangt nach seinem Vorschlag für eine Ukraine-Kontaktgruppe von Kanzler Olaf Scholz (SPD), sich nun rasch für ein solches europäisches Format einzusetzen. „Dieser Vorschlag einer Kontaktgruppe sollte auch von der deutschen Bundesregierung jetzt schon aufgenommen werden“, sagte der CDU-Chef nach einem Treffen mit dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk in der Hauptstadt Warschau.
  • Mögliche Friedensverhandlungen im Krieg zwischen Russland und der Ukraine könnten dem polnischen Regierungschef Donald Tusk zufolge noch in diesem Winter beginnen. Polen werde nach der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft im Januar 2025 auch für die Situation „während der möglicherweise im Winter dieses Jahres beginnenden Verhandlungen“ mitverantwortlich sein, sagte Tusk. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Sollte die ukrainische Armee ihre Truppen mit neuen Rekruten aufstocken, will das US-Militär bei der Ausrüstung und Ausbildung der zusätzlichen Soldaten helfen. US-Außenministeriumssprecher Matthew Miller machte deutlich: „Wenn sie zusätzliche Streitkräfte aufstellen, um in den Kampf zu ziehen, werden wir und unsere Verbündeten bereit sein, diese Streitkräfte auszurüsten und auszubilden.“
  • Bei einem russischen Raketenangriff auf eine Klinik in Saporischschja sind drei Menschen getötet und elf verletzt worden, teilt der regionale Gouverneur mit. Demnach suchen Rettungskräfte nach Verschütteten. Ein Mensch sei in einem kritischen Zustand.

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