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Ukraine-Invasion, Tag 1027: Eine Nacht mit den unbezahlten Freiwilligen der Kiewer Luftabwehr
Nordkoreanische Soldaten töten wohl tschetschenische Verbündete, die Ukraine will einen russischen Versorgungszug zerstört haben, Putin betont „rote Linien“.
Stand:
Seit Monaten wirbt die ukrainische Regierung bei ihren westlichen Partnern um die Lieferung neuer Luftabwehrsysteme. Die wenigen bereitgestellten Patriot-Systeme werden vor allem gegen russische Lenkraketen eingesetzt. Doch Russland greift die Ukraine vor allem mit Shahed-Drohnen iranischer Bauart an, die langsam und klein genug sind, dass sie mit Maschinengewehren abgeschossen werden können – und diese Aufgabe fällt in vielen Städten immer noch unbezahlten Freiwilligen zu.
Reporter der „Washington Post“ eine solche Freiwilligen-Einheit in Kiew eine Nacht lang begleitet. Sie beschreiben, wie die sieben Männer – unter ihnen ein Musiker, ein pensionierter Verfassungsrichter und ein früherer Bürgermeister – mit einem Scheinwerfer den Himmel nach Drohnen absuchen und diese mit einem Maxim-Maschinengewehr aus dem Zweiten Weltkrieg abschießen: „wie eine Szene aus einem alten Kriegsfilm“.
Das ukrainische Militär habe den Freiwilligen zwar Waffen und Munition bereitgestellt, schreibt die „Washington Post“. Doch alles andere – Helme, Splitterschutzwesten, Uniformen und sogar Nahrung – müssten die Männer selbst mitbringen. 2022 und 2023 hätten sie insgesamt noch 550 US-Dollar für ihre Arbeit erhalten; in diesem Jahr hätten sie noch kein Geld gesehen.
In den vergangenen zwei Monaten hat Russland seine Luftangriffe auf Kiew und andere Großstädte drastisch ausgeweitet. Dafür setzt es immer häufiger Shahed-Drohnen ein: Im September waren es noch 1300, im November bereits 2500. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden im November in der Ukraine mindestens 165 Zivilisten getötet und fast 900 verwundet.
In den zwölf Stunden, die die Reporter der „Washington Post“ mit den Freiwilligen verbrachten, schickte Russland 110 Angriffsdrohnen in die Ukraine. 52 schossen die ukrainischen Streitkräfte ab, weitere 50 gingen auf dem Weg verloren.
Als die Schicht der Freiwilligen um 9 Uhr morgens endet, gehen die Männer nach Hause: Manche, um zu schlafen, andere, um zu duschen und zur Arbeit zu gehen.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick
- Nordkoreanische Soldaten sollen in der russischen Grenzregion Kursk das Feuer auf verbündete tschetschenische Soldaten eröffnet haben. Dabei seien acht Mitglieder des „Achmat“-Bataillons getötet worden, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst HUR am Samstagabend auf Telegram mit.
- Bei Kämpfen gegen die ukrainische Armee sind nach Angaben Kiews mindestens 30 nordkoreanische Soldaten getötet oder verletzt worden. Nordkoreanische Einheiten hätten am Wochenende bei Gefechten in der russischen Region Kursk „erhebliche Verluste“ erlitten, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst am Montag mit.
- Bei der Havarie von zwei Öltankern vor der durch Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim ist nach Angaben der russischen Behörden ein Matrose ums Leben gekommen. Russische Nachrichtenagenturen teilten am Sonntag mit, die mit tausenden Tonnen Öl beladenen Tanker seien bei einem Sturm in der Straße von Kertsch zwischen der Krim und der russischen Region Krasnodar beschädigt worden. Mehr dazu hier.
- Ukrainische Kommandotruppen zerstörten nach eigener Darstellung in Zusammenwirken mit Artillerie und Drohnen einen russischen Versorgungszug. Durch Sprengung der Schienen in der Region Saporischschja sei der Zug, der aus 40 Tankwaggons bestand, zum Anhalten auf freier Strecke gezwungen worden. Mehr dazu im Newsblog.
- Der russische Präsident Wladimir Putin wirft dem Westen vor, sein Land zunehmend an seine „roten Linien“ zu treiben. Russland beobachte die US-Entwicklung und die potenzielle Stationierung von Kurz- und Mittelstreckenraketen mit Sorge.
- Die EU verhängt wegen des anhaltenden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine neue Sanktionen gegen Kollaborateure. Mit den bei einem Außenministertreffen in Brüssel beschlossenen Strafmaßnahmen soll vor allem schärfer gegen die sogenannte russische Schattenflotte für den Transport von Öl sowie Militärgütern und aus der Ukraine gestohlenem Getreide vorgegangen werden.
- Russland hat nach Angaben des ukrainischen Militärs in der Nacht zum Montag 49 Drohnen für Angriffe auf die Ukraine eingesetzt. Von den 49 Drohnen schoss die Luftwaffe 27 ab und verlor 19 aus den Augen, wie das ukrainische Militär mitteilt.
- Russland hat nach eigenen Angaben Dörfer in zwei wichtigen Gebieten an der Front in der Ostukraine erobert. Russische Soldaten hätten die Dörfer Wesely Gai südlich von Kurachowe und Puschkin südlich von Pokrowsk eingenommen, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag.
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