zum Hauptinhalt
Ein ukrainischer Soldat verabschiedet sich von seiner Familie.

© picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Press Wire/Andriy Andriyenko

Ukraine-Invasion, Tag 1031: Wie Ukrainerinnen versuchen, die Liebe in Kriegszeiten aufrechtzuerhalten

Ein Toter und mehrere Verletzte nach russischem Raketenangriff auf Kiew, Ukraine erhält 500 Leichen von getöteten Soldaten zurück. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Auch im dritten Jahr des russischen Kriegs gegen die Ukraine fallen täglich Raketen auf das angegriffene Land. Erst heute wieder wurde unter anderem Kiew Ziel solcher Bombardierungen (mehr dazu in unserem Nachrichtenüberblick). Und an der Front müssen die ukrainischen Soldaten versuchen, dem Druck der russischen Truppen Stand zu halten. Wie aber kann man in Kriegszeiten ein wenig von dem aufrechterhalten, was das Leben lebenswert macht? Wie versuchen Familien, eben diese zusammenzuhalten? Damit hat sich die „New York Times“ jüngst beschäftigt (Quelle hier).

Die Zeitung berichtete vor einigen Tagen über Frauen, die trotz der Gefahr von Bombardierungen an die Front reisen, um ihre Ehemänner und Partner zu treffen, die dort im Kriegseinsatz sind. So wie Damina Serbyn, die ihren Partner, Roman Myronenko, im vergangenen Jahr im Internet kennengelernt hat. Die erste Verabredung hatten sie in einem Kiewer Theater, danach musste er wieder an die Front. Seither reist sie alle zwei Wochen zu ihm nach Charkiw. Für Myronenko ein wichtiger Besuch. Wenn sie nicht da sei, habe er nicht wirklich das Gefühl zu leben, sagte er den Reportern.

Kateryna Kapustina verbrachte ihren Urlaub sogar mit ihrem neunjährigen Sohn an der Front, wo ihr Mann Ihor eingesetzt ist. Sie habe Angst gehabt, denn die beiden seien alles, was sie habe, sagt sie. Warum sie dennoch in die gefährlichen Regionen reist? „Ich hatte das Gefühl, dass wir uns zu sehr an ein Leben ohne einander gewöhnt hatten.“

Yulia Hrabovska beschreibt die Zeit, in der sie ihren Mann besucht, so: Sie versuchten, im Haus zu bleiben und alltägliche Dinge zu machen wie gemeinsam einen Film zu schauen. „Wir versuchen, uns vorzustellen, dass es in diesen zwei Tagen keinen Krieg gibt“, erzählt sie den Reportern.

Einer der wohl wichtigsten Gründe für die riskanten Reisen der Frauen ist neben der moralischen Unterstützung ihrer Männer auch die Angst, sie sonst nie wiederzusehen. Zu viele Männer haben in diesem Krieg bereits ihr Leben verloren. So wie Vasyl Otzemko. Seine Frau Alina war ebenfalls zu ihm an die Front gereist - neunmal in anderthalb Jahren. Ihren heute vierjährigen Sohn nahm sie immer mit und ist froh darüber.

Denn dank der Reisen erinnert sich der Junge an seinen Vater. „Jetzt verstehe ich, dass ich alles richtig gemacht habe“, sagt sie den Reportern. „Es ist gut, dass ich auf niemanden gehört habe, der versucht hat, es mir auszureden.“

Liebe Leserinnen und Leser, mit dem heutigen Ukraine-Update verabschieden wir uns in die Feiertagspause. Wir wünschen Ihnen allen frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Ab dem 2. Januar erhalten Sie unseren Newsletter wie gewohnt wieder werktäglich.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Russland hat erneut die südukrainische Stadt Cherson angegriffen. Mindestens zwei Menschen starben, mehrere wurden verletzt. Zehntausende Haushalte sind ohne Strom. Ein Überblick über die Lage vor Ort hier.
  • Bis zu 100.000 ausländische Soldaten könnten nötig sein, um einen Waffenstillstand in der Ukraine zu sichern. Doch wer entsendet sie, wie lange und mit welchem Mandat? Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu finden Sie hier.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich nach seinem Telefonat mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump zuversichtlich gezeigt, dass Europa und die USA bei ihrer Unterstützung der Ukraine weiter an einem Strang ziehen werden. Mehr dazu hier.
  • Die russische Armee hat offenbar weitere Ortschaften im Osten der Ukraine eingenommen und dabei ukrainische Truppen in einem Kessel abgeschnitten. Nach Angaben des pro-ukrainischen Analyseprojekts „DeepState“ wurde der strategisch wichtige „Uspeniwa-Kessel“ nun vollständig unter russische Kontrolle gebracht. Mehr in unserem Newsblog.
  • Russland hat der Ukraine die Leichen von 503 getöteten Soldaten übergeben. Nach Angaben der ukrainischen Koordinationsstelle für Kriegsgefangene waren die meisten der Soldaten bei Gefechten in der ostukrainischen Region Donezk ums Leben gekommen. 
    Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew am Freitagmorgen ist nach Angaben der örtlichen Behörden mindestens ein Mensch getötet worden. Zudem seien Brände ausgebrochen und ein Bürogebäude beschädigt worden, teilte der Chef der Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt, Serhij Popko, mit. Die russischen Streitkräfte hätten acht Raketen auf Kiew abgefeuert, so Popko weiter.
    Bei den russischen Angriffen auf Kiew sind ukrainischen Angaben zufolge im Zentrum der Stadt auch sechs diplomatische Vertretungen beschädigt worden. Laut dem ukrainischen Außenministerium handelte es sich dabei um die Vertretungen von Portugal, Albanien, Argentinien, Nordmazedonien, Montenegro sowie der Palästinenser.
    In den vergangenen Tagen ist es in der Region Charkiw zu zahlreichen Angriffen russischer Truppen gekommen, bei denen Opfer und Zerstörungen zu beklagen waren. Dies berichtete der Leiter der Militärverwaltung der Region Charkiw, Oleh Syniehubov, auf seiner Facebook-Seite.
    Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán hat beim EU-Gipfel in Brüssel seine Zustimmung zur Verlängerung der Ende Januar auslaufenden Russland-Sanktionen verweigert. Wie die Deutsche Presse-Agentur von mehreren Teilnehmern des Spitzentreffens in Brüssel erfuhr, sagte Orban den anderen Staats- und Regierungschefs, er müsse über die Sache noch nachdenken.
    Die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Olha Stefanishyna teilt mit, dass Russland einen Cyber-Angriff auf die staatlichen Register der Ukraine verübt hat. „Heute fand der größte externe Cyber-Angriff der letzten Zeit auf die staatlichen Register der Ukraine statt“, schrieb Stefanishyna auf Facebook.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })