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Russische Soldaten an der Front (Archivfoto).

© IMAGO/SNA/IMAGO/Stanislav Krasilnikov

Ukraine-Invasion, Tag 1093: Russische Soldaten werden offenbar nach Nordkorea zur Erholung geschickt

Selenskyj erhebt schwere Vorwürfe gegen Trump, Russland greift Energieanlagen in Odessa an. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Die Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland hat sich im Laufe des Ukraine-Kriegs immer mehr intensiviert – was insbesondere durch die Entsendung nordkoreanischer Soldaten in die russische Grenzregion Kursk deutlich wurde. Und offenbar werden russische Soldaten auch zur Genesung in das abgeschottete Land geschickt, wie der britische „Guardian“ berichtet (Quelle hier).

Die Zeitung sprach mit einem russischen Soldaten, dessen Name auf seinen Wunsch in Alexei geändert wurde. Dieser berichtet, er habe bei seinem Einsatz im Ukraine-Krieg eine Schrapnellwunde im Bein erlitten und bei seiner Einheit im Fernen Osten Russlands nach einem Sanatorium-Aufenthalt gefragt. Diese boten ihm demnach an, einen Kurort in Nordkorea aufzusuchen, da die großen Kurorte in seiner Heimat bereits voll seien.

„Es war nicht das, was ich erwartet hatte, aber ich dachte, ich sollte es ausprobieren“, sagte Alexei der Zeitung. Er schildert, dass die Mahlzeiten „geschmacklos waren und kein Fleisch enthielten“ und er nicht die medizinische Behandlung erhalten habe, die er von einem Sanatorium erwarte. Er habe die Anlage mit zwei Dutzend anderen russischen Soldaten geteilt, es habe auch einen Pool und eine Sauna gegeben. Doch sei den Soldaten nicht erlaubt gewesen, abends herauszugehen oder Kontakt zu den Einheimischen zu suchen.

Der „Guardian“ schreibt, Alexei scheine einer von Hunderten russischen Soldaten zu sein, die zur Rehabilitation nach Nordkorea geschickt würden. Öffentlich werde dafür nicht geworben, allerdings habe der russische Botschafter in Nordkorea, Aleksandr Matsegora, jüngst der Regierungszeitung „Rossijskaja Gaseta“ gesagt, dass „Hunderte von russischen Soldaten“, die in der Ukraine gekämpft hatten, „in nordkoreanischen Sanatorien und medizinischen Einrichtungen rehabilitiert“ würden.

Unklar sei, wie groß das Ausmaß sei. Allerdings scheint es aktuell nur um Soldaten zu gehen, die aus dem Fernen Osten Russlands kommen. Das bestätigte ein Vertreter einer russischen Reiseagentur der Zeitung. Zwischen beiden Ländern gibt es eine kurze Landgrenze. Und das Sanatorium soll nur einige hundert Teilnehmer beherbergen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat schwere Anschuldigungen gegen die USA erhoben. Dabei geht es um Trumps Aussage, Selenskyj habe nur noch Zustimmungswerte von vier Prozent und regiere wie ein Diktator. „Wir wissen, dass sie (die Desinformation) aus Russland kommt“, sagte er laut „Kyiv Independent“. Mehr hier.
  • US-Vizepräsident JD Vance hat sich in einem Interview mit der britischen Zeitung „Daily Mail“ zur Auseinandersetzung zwischen Selenskyj und Trump geäußert und nachgelegt. Er schlug aber auch versöhnliche Töne an. Mehr dazu hier.
  • Während Trump einen Deal mit Putin ins Spiel bringt, wächst in der Ukraine die Angst vor einem Ende der US-Hilfen. So zeigen sich die ohnehin erschöpften Soldaten, aber auch Zivilisten besorgt. Ein Frontsoldat spricht von einer „Katastrophe“, eine Studentin in Kiew von „Verrat“. Mehr hier.
  • Russland und die USA sind beide an Bodenschätzen der Ukraine interessiert – aber Russland schafft Fakten. Denn russische Soldaten sind inzwischen nah an ein großes Lithium-Vorkommen auf ukrainischem Gebiet herangerückt. Mehr hier.
  • Nach den jüngsten Äußerungen von Trump über die Ukraine sieht die Führung in Moskau eine „vollständige“ Übereinstimmung. „Wir stimmen vollständig mit der amerikanischen Regierung überein“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag. Mehr in unserem Newsblog.
  • Nach den Verbalattacken von Trump gegen Selenskyj fordert Vize-Kanzler Robert Habeck Europa zu mehr Handlungsfähigkeit auf. Dass Trump sich auf die Seite des russischen Präsidenten Wladimir Putin schlage, müsse alle Alarmglocken läuten lassen, sagt der Grünen-Kanzlerkandidat RTL und ntv. „Das hat nichts mehr mit Wachruf zu tun.“ 
  • Russlands Regierung zeigt sich von den jüngsten EU-Sanktionen unbeeindruckt. Russland habe selbst seine Aluminiumlieferungen nach Europa in den vergangenen Jahren reduziert und werde nach anderen Abnehmern suchen, sagt Industrie- und Handelsminister Anton Alichanow laut Tass. 
  • Russland ist nach Kreml-Angaben besorgt wegen einer möglichen Entsendung von Soldaten aus Nato-Staaten in die Ukraine. Moskau beobachte die Entwicklungen und teils widersprüchlichen Äußerungen in Europa genau, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Nachrichtenagenturen zufolge. 
  • Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes GRU hält eine Waffenruhe in diesem Jahr für möglich. „Ich denke, es wird geschehen“, sagt Kyrylo Budanow in einem YouTube-Interview. „Die meisten Voraussetzungen dafür sind gegeben.“
  • Bei einem russischen Bombenangriff auf die Großstadt Cherson im Süden der Ukraine wurde ein Hochhaus zerstört. Nach vorläufigen Behördenangaben wurden mindestens sechs Menschen als Folge des Einschlags verletzt, unter ihnen zwei 13 Jahre alte Kinder.
  • Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben Energieanlagen in der Region Odessa im Süden der Ukraine angegriffen. Der Energieversorger DTEK teilt mit, seine Anlagen seien die zweite Nacht in Folge beschossen worden.
  • Die russischen Streitkräfte haben ihrem Generalstab zufolge einen Großteil der von der Ukraine eingenommenen Gebiete in der russischen Oblast Kursk zurückerobert. „Über 800 Quadratkilometer wurden befreit, das sind etwa 64 Prozent des ursprünglich vom Feind besetzten Territoriums (1268 Quadratkilometer)“, sagt Generaloberst Sergej Rudskoi vom Generalstab der Zeitung „Krasnaja Swesda“. 
  • Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, hat den Vorwurf der USA und Russlands zurückgewiesen, Präsident Wolodymyr Selenskyj sei ein Diktator und nicht demokratisch legitimiert. Dass wegen des russischen Angriffs auf sein Land das Kriegsrecht gelte und es deshalb keine Neuwahl geben könne, sei keine ukrainische Besonderheit, sagte Makeiev in den ARD-„Tagesthemen“ am Mittwoch.

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