
© REUTERS/STATE EMERGENCY SERVICE OF UKRAINE
Ukraine-Invasion, Tag 1140: Russland drängt in Kursk vor – in Sumy wächst die Angst
Ukraine nimmt offenbar chinesische Kämpfer in Donezk fest, Selenskyj bestätigt erstmals Einsatz ukrainischer Truppen in Belgorod. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Als die Ukraine ihre Offensive in der russischen Grenzregion Kursk startete, hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj das zunächst als Präventivschlag deklariert. Dieser sollte einen Angriff auf die ukrainische Grenzstadt Sumy verhindern. Später ging die Argumentation eher darum, dass russische Truppen aus anderen Gebieten in die Grenzregion gelockt werden sollten, um Atempausen an weiteren Fronten zu schaffen.
Nun, da die Ukraine fast alle eroberten russischen Gebiete dort verloren hat (mehr dazu in unserem Nachrichtenüberblick), wächst in Sumy erneut die Sorge vor russischen Angriffen. Reporter der „Washington Post“ haben sich dort umgesehen (Quelle hier). Die Stadt, so schreiben sie, könne all die Flüchtlinge kaum mehr fassen. Durch jedes von russischen Truppen zurückerobertes heimisches Gebiet sahen sich immer mehr Einwohner der ukrainischen Grenzgebiete gezwungen, ihre Dörfer zu verlassen. Sie fliehen vor den wieder zunehmenden Bomben- und Drohnenangriffen.
Der Wunsch, in der Region eine Pufferzone zu schaffen, scheint jedenfalls nicht mehr erfüllbar. Schon zu Beginn der Kursk-Offensive, so schreibt die Zeitung, hätten hochrangige ukrainische Beamte davor gewarnt, dass im Falle eines Rückzugs der Ukraine aus Kursk die mehr als 60.000 Soldaten, die Russland gegen sie eingesetzt habe, ihnen über die Grenze folgen würden.
So habe der Leiter der Militärverwaltung der Region Sumy zuletzt in einem Interview betont, dass die russischen Truppen zwar die Grenze überschritten, aber noch kein Land in der Region Sumy erobert hätten. Allerdings sei die Region in diesem Jahr bereits fast 9000 Mal aus der Luft angegriffen worden, dreimal mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Anwohner stellten sich auf diese neue Realität ein: In einigen Gebieten würden bereits Netze über belebte Straßen angebracht, um Drohnen abzufangen.
Hoffnung, dass es zu einem Friedensabkommen kommen könnte, haben hier offenbar nur wenige. „Putin wird niemals aufhören, egal was Trump sagt“, erzählte etwa die 68-jährige Ljudmila im Gespräch mit der „Washington Post“. „Putin spielt nur Spielchen mit dem naiven Trump.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erstmals den Einsatz ukrainischer Truppen in der russischen Grenzregion Belgorod bestätigt. Generalstabschef Oleksandr Syrskyj habe ihn über „unsere Präsenz in der Region Kursk und unsere Präsenz in der Region Belgorod“ unterrichtet, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache. Von russischer Seite gibt es keine Bestätigung. Mehr hier.
- Der ehemalige Armeechef der Ukraine, Walerij Saluschnyj, hat bestätigt, dass bereits 2022 im hessischen Wiesbaden ein militärisches Hauptquartier eingerichtet wurde, in dem US-amerikanische und ukrainische Offiziere Seite an Seite Kriegsstrategien entwickelten. Mehr hier.
- Eine mutmaßlich aus Russland gesteuerte Cyberattacke auf die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde beschäftigt die Sicherheitsbehörden. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und das Bundesamt für Verfassungsschutz erklärten beide auf Nachfrage, sie seien in die Bearbeitung und Analyse des Vorfalls involviert. Mehr hier.
- Ukrainische Militärangehörige haben offenbar zwei chinesische Staatsbürger gefasst und inhaftiert, die auf russischer Seite gekämpft haben. Das berichtete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj via X. Aktuell befinden sie sich die beiden Gefangenen offenbar in der Obhut des ukrainischen Geheimdienstes. Mehr in unserem Newsblog.
- Vertreter Russlands und der USA werden in den kommenden Tagen in Istanbul erneute Konsultationen aufnehmen, wie die amtliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das Außenministerium in Moskau meldet. Die russische Delegation werde vom neuen russischen Botschafter in den USA, Alexander Dartschijew, geleitet.
- Russland unterstützt nach eigenen Angaben sowohl direkte als auch indirekte Gespräche der Regierungen in Washington und Teheran über das iranische Atomprogramm. Solche Kontakte böten eine Chance zur Entspannung zwischen den USA und dem Iran, erklärte das Präsidialamt in Moskau.
- Die russische Armee hat eigenen Angaben zufolge in der westrussischen Region Kursk eines der letzten noch von der Ukraine besetzten Dörfer zurückerobert. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, die Soldaten hätten die Ortschaft Guewo unweit der Grenze zur Ukraine „befreit“.
- Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew wirft dem Westen vor, durch seine Ukraine-Politik die nukleare Aufrüstung in der Welt anzutreiben. Er warf dem Westen vor, einen Stellvertreterkrieg gegen Russland in der Ukraine zu führen und so die Welt an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu drängen.
- Nach dem Tod von neun Kindern und Jugendlichen bei einem russischen Raketenschlag gegen die ukrainische Stadt Krywyj Rih hat Kiew dazu für Dienstag eine Dringlichkeitssitzung vor dem UN-Sicherheitsrat initiiert. Es sei die größte Zahl an Kindern, die bei einem einzelnen Schlag seit Kriegsbeginn 2022 getötet wurde, teilte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha auf X mit.
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