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Ein zweistrahliges Kampfflugzeug vom Typ «Mig-29» der ukrainischen Luftwaffe fliegt während eines Einsatzes über Kriegsgebiet.

© dpa/Libkos

Ukraine-Invasion, Tag 1184 : Eine ukrainische Kampfpilotin versucht sich zu behaupten

Kreml dementiert Einigung auf Friedensgespräche im Vatikan. Ukraine: Weiter Kämpfe auch auf russischem Boden. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Die Ukraine befindet sich inzwischen im vierten Kriegsjahr. Was sie weiter dringend benötigt: mehr Soldaten. Oder eben auch Soldatinnen. Die Ukraine hat ihre Bemühungen um Frauen für das Militär offenbar verstärkt. Wie die „New York Times“ (Quelle hier) berichtet, hat das Land Rekrutierungskampagnen gestartet. Seit Beginn der russischen Invasion soll der Anteil der Frauen bei den Streitkräften nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums um 20 Prozent gestiegen sein. Rund 70.000 Frauen sollen in der ukrainischen Armee dienen, davon 5.500 in Kampfpositionen.

Eine davon ist Kateryna, mit der die „New York Times“ gesprochen hat. Sie soll die einzige ukrainische Kampfpilotin sein und auf einem Hubschrauberstützpunkt mit Dutzenden Männern arbeiten. „Ich würde mir wünschen, dass mehr Frauen fliegen“, sagt sie. In ihrer Militärflugschule sei sie die einzige Frau unter 45 Männern gewesen.

Einfach habe sie es unter ihren männlichen Kollegen nicht. Es gebe tief verwurzelte Stereotype und Frauen würden tendenziell an den Rand gedrängt und nicht ausreichend eingesetzt. Auch wenn sie eine gute Beziehung zu ihren Kameraden aufgebaut habe, werde ab und zu noch an ihren Fähigkeiten gezweifelt. „So ist es für Frauen in jedem Beruf – nicht nur in der Armee“, sagt sie.

Andere Männer wiederum würden sie schützen wollen – eben weil sie eine Frau sei. „Jungs wollen immer zeigen, dass sie Helden sind“, sagt sie. „Aber ich bin nicht hierhergekommen, um ein Mädchen zu sein. Irgendwann wird unsere Armee es verstehen.“

Schon als Kind sei sie auf einem Luftwaffenstützpunkt, wo ihr Vater als Offizier diente, zum Fliegen inspiriert worden. Inzwischen ist sie Copilotin und Navigatorin einer schweren Maschine aus der Sowjetzeit mit überwiegend manueller Steuerung. Sie habe bereits 30 Kampfeinsätze geflogen.

„Ich fliege über mein Land, denke daran, wie schön es ist, und wenn wir dann in das Frontgebiet einrücken und ich sehe, wie alles zerstört ist – niedergebrannt und bombardiert – die Dörfer, Städte, Häuser und Fabriken, denke ich: Wie sind wir hierher ins 21. Jahrhundert gekommen?“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Nach US-Medienberichten über mögliche Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland im Vatikan hat der Kreml eine diesbezügliche Einigung dementiert. „Es gibt dazu keine Vereinbarungen“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag in Moskau. Peskow wies auch Andeutungen des finnischen Präsidenten Alexander Stubb zurück, in der kommenden Woche könne es im Vatikan Gespräche auf „technischer“ Ebene geben. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Wegen Verzögerungen in den Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der EU und der Ukraine über den Handel mit Agrarprodukten soll ab Mitte Juni zunächst eine Übergangslösung gelten. Wie ein Sprecher der Europäischen Kommission in Brüssel bestätigte, stimmten die EU-Länder mehrheitlich für eine solche Regelung. Eine bisherige Vereinbarung läuft zum 6. Juni aus.
  • Das Europäische Parlament hat die Einführung hoher Zölle auf Düngemittel und bestimmte Agrarerzeugnisse aus Russland und Belarus gebilligt. Die Abgeordneten stimmten mehrheitlich für die Verhängung von Prohibitivzöllen auf bestimmte stickstoffhaltige Düngemittel. Sie treten voraussichtlich am 1. Juli in Kraft und werden innerhalb von drei Jahren von 6,5 Prozent auf rund 100 Prozent steigen. Das würde den Handel praktisch zum Erliegen bringen. 
  • Bundeskanzler Friedrich Merz hat die Hoffnungen auf eine kurzfristige Friedenslösung für die Ukraine gedämpft. „Wir machen uns keine Illusion. Es gibt keine schnelle Lösung“, sagte er in der litauischen Hauptstadt Vilnius auf die Frage nach seinen Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump. Es gebe intensive diplomatische Bemühungen, man lasse keine denkbare Möglichkeit aus, um hier zu einer Lösung zu kommen.
  • Die Ukraine besetzt eigenen Angaben zufolge immer noch Gebiete auf russischem Boden - und widerspricht damit Berichten aus Moskau. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner Videobotschaft, es werde weiter in den russischen Gebieten Kursk und Belgorod gekämpft. Letzteres geschehe zum Schutz der ukrainischen Städte Sumy und Charkiw.
  • Russland meldet die Zerstörung zweier Patriot-Raketenwerfer mit einer Iskander-Rakete. Dabei seien auch ein Kommandoposten und ein Radar in der ukrainischen Region Dnipropetrowsk vernichtet worden, teilt das Verteidigungsministerium mit. Das „Patriot“-System amerikanischer Herstellung zählt zu den modernsten Flugabwehrsystemen der Welt.
  • Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums über Nacht 105 ukrainische Drohnen über russischen Regionen abgeschossen. Zahlreiche davon seien auf dem Kurs nach Moskau gewesen. Allein 35 Drohnen seien über der Region Moskau zerstört worden. Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin teilt mit, mehrere Drohnen seien beim Anflug auf die russische Hauptstadt abgefangen worden. Nach Behördenangaben ist in der russischen Hauptstadt der Flugverkehr ausgesetzt worden.
  • Im US-Senat haben sich mehr als 80 Senatoren beider Parteien hinter einen Gesetzentwurf gestellt, der mit neuen Sanktionen den Druck auf Russland im Ukraine-Konflikt erhöhen soll. „Diese Sanktionen würden erhoben, wenn Russland sich weigert, an Verhandlungen für einen anhaltenden Frieden mit der Ukraine teilzunehmen“, teilten die Verfasser des Gesetzentwurfs, der demokratische Senator Richard Blumenthal und der Republikaner Lindsey Graham, in einer gemeinsamen Erklärung mit.
  • Nach den tödlichen Schüssen auf einen prorussischen ukrainischen Ex-Abgeordneten in Madrid prüft die spanische Polizei mögliche Verbindungen zum organisierten Verbrechen. Eine Verbindung zum organisierten Verbrechen erscheine zum jetzigen Zeitpunkt am wahrscheinlichsten, hieß es am Donnerstag aus Polizeikreisen. Ein politisches Motiv werde aber auch nicht ausgeschlossen.

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