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Ukraine-Invasion, Tag 1233: „Wir sind nicht nur Ärzte, sondern auch Therapeuten“
Rubio fordert Plan zur Beendigung des Ukraine-Kriegs, Trump erwägt Zustimmung zu Mega-Sanktionspaket gegen Moskau. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Das Gesundheitssystem in der Ukraine hat durch den Krieg massiv gelitten. Seit Beginn der Invasion wurden laut Weltgesundheitsorganisation mehr als 1940 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen verübt. Gerade an der Front bleiben oftmals nur noch Kapazitäten, die Verletzten zu behandeln. Gerade in Bezug auf die Frauengesundheit sieht es dagegen mau aus. Dagegen kämpft ein Arzt an, über den BBC News berichtet (Quelle hier).
Dr. Serhii Baksheiev ist Geburtshelfer und Gynäkologe. Die ersten Kriegstage verbrachte er in einem Bunker und half Frauen, ihre Kinder zu gebären. Als er bei freiwilligen Einsätzen im Frontgebiet aber merkte, wie schlecht die Versorgung dort angesichts zerstörter Einrichtungen war, hatte er die Idee für eine mobile Klinik.
„Wir waren in Charkiw und Tschernihiw, die stark beschädigt waren, und das Schwierigste war, dass wir keine gynäkologischen Leistungen erbringen konnten, weil es keine Geräte und Ausrüstungen gab, weil alles zerstört war“, sagte er der BBC.
Heute fährt der 53-Jährige mit einem vollausgestatteten, elektronischen Krankenwagen in die Frontgebiete, um Frauen seine Hilfe anzubieten. Viele von ihnen haben seit Beginn des Krieges keinen Gynäkologen mehr gesehen, die Erkennungsrate etwa von Gebärmutterhalskrebs nahm seit Start der Kampfhandlungen stark ab.
Baksheiev sagt: „Dies ist ein humanitärer Freiwilligeneinsatz. Er ist für Menschen, die Hilfe brauchen, an Orten, wo es keine Ärzte oder Krankenhäuser gibt, und sie ist absolut kostenlos“, sagt er. Aber es gehört noch viel mehr dazu. „Neben der medizinischen Untersuchung muss man ihnen auch zuhören, denn viele Patienten erzählen, wie die Russen ihre Dörfer angegriffen haben“, sagt er. „Wir sind also nicht nur Ärzte, sondern auch Therapeuten für diese Patienten.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- „The Economist“ veröffentlicht neue Daten zum Ukrainekrieg. Demnach kamen seit Beginn der jüngsten Offensive Anfang Mai ungefähr 31.000 russische Soldaten zu Tode. Für die Invasoren ist es damit die bisher tödlichste Phase eines ohnehin sehr blutigen Krieges. Mehr hier.
- Lange hat der US-Präsident offen gelassen, ob er weiteren Sanktionen gegen Russland zustimmen wird. Nun gibt es laut einem Bericht der US-Nachrichtenseite „Politico“ Bewegung in der Sache. Der Grund: Donald Trumps zunehmende Frustration über Russlands Präsident Wladimir Putin. Mehr hier.
- Das Pentagon hat das Weiße Haus offenbar nicht über den Lieferstopp für Waffen an die Ukraine informierrt. Das berichtet „CNN“. Bereits am Dienstag hatte Trump auf eine entsprechende Frage einer Reporterin gesagt: „Ich weiß nicht, wer es angeordnet hat, sagen Sie es mir.“ Mehr hier.
- US-Außenminister Marco Rubio fordert nach einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow einen Fahrplan zur Beendigung des Ukraine-Krieges. Er sprach von einem „offenen und wichtigen Gespräch“, in dem er die Enttäuschung Trumps über die mangelnde Flexibilität Russlands übermittelt habe, sagt er in Kuala Lumpur. Mehr im Newsblog.
- In Kiew ist nach Angaben des ukrainischen Inlandsgeheimdiensts SBU einer seiner Agenten getötet worden. Die Justiz habe Ermittlungen wegen des Mords im Kiewer Bezirk Holossijiw eingeleitet, erklärte der SBU gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
- Deutschland will von den USA Luftverteidigungssysteme vom Typ Patriot kaufen, um sie der Ukraine im Krieg gegen Russland zur Verfügung zu stellen. Dies kündigte Bundeskanzler Friedrich Merz bei einer internationalen Wiederaufbau-Konferenz in Rom an.
- Der Wiederaufbau der Ukraine wird nach Schätzungen aus Kiew umgerechnet mehr als 850 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 14 Jahren kosten. „Unsere Konzeption sieht die Schaffung von zwei Fonds in Höhe von einer Billion US-Dollar vor“, sagte Ministerpräsident Denys Schmyhal, der per Video zur Wiederaufbaukonferenz in Rom zugeschaltet war.
- Großbritannien will die Ukraine mit mehr als 5000 Flugabwehrraketen des Rüstungskonzerns Thales ausstatten. Die Lieferung sei Teil eines neuen Verteidigungsabkommens, teilt die Regierung in London mit. Zudem bestätigte sie für das kommende Jahr bilaterale Hilfe von bis zu 283 Millionen Pfund für die Ukraine.
- Im russischen Grenzgebiet Belgorod ist nach Behördenangaben eine Frau durch ukrainischen Beschuss getötet worden. Drei weitere Menschen seien verletzt worden, schrieb der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, bei Telegram.
- Ungarn hat seine Ablehnung gegenüber der Einrichtung eines neuen EU-Fonds in Höhe von 108 Milliarden Dollar zur Unterstützung der Ukraine erklärt. In einem Facebook-Beitrag vom 9. Juli kritisierte der Berater von Ministerpräsident Viktor Orbán, Balázs Orbán, die Initiative und erklärte, dass die EU zwar Geld für den Krieg finde, die Entwicklungsbedürfnisse innerhalb der Union selbst jedoch ignoriere.
- Russland hat die Ukraine in der Nacht zum Donnerstag nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit rund 400 Drohnen und 18 Raketen angegriffen. „Das ist eindeutig eine Eskalation des Terrors seitens Russlands“, erklärte Selenskyj in Onlinenetzwerken.
Hintergrund und Analyse
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