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Ukraine-Invasion, Tag 1244: Russland gibt in Propaganda-Film Einblicke in Drohnenfabrik
Woidke verteidigt Platzecks Russland-Reisen, Kreml erklärt sich zu dritter Verhandlungsrunde bereit. Der Nachrichtenüberblick.
Stand:
Wenn es um seine militärische Schlagkraft im Ukraine-Krieg geht, hält sich Russland gern bedeckt – außer es ist dem Land von Nutzen. Nun hat Moskau einen Propaganda-Film veröffentlicht, der seltene Einblicke in seine Drohnenproduktion gibt. Sowohl die Nachrichtenagentur AFP als auch der „Kyiv Independent“ (Quelle hier) berichten über den Film, der im Staatssender „Swesda“ ausgestrahlt wurde.
Zu sehen sind darin demnach Arbeiter, deren Gesichter verpixelt wurden, wie sie dreieckige schwarze Drohnen zusammenbauen. Viele von ihnen sind Teenager. Dabei wird auch auf ein Rekrutierungsprogramm verwiesen, das sich an Schüler ab 15 Jahren von örtlichen technischen Hochschulen richtet, schreibt der „Kyiv Independent“.
„Jungen und Mädchen arbeiten hier und studieren außerdem an einer Hochschule“, zitiert die AFP aus dem Film. Die Erwähnung des Programms dürfte sehr bewusst erfolgt sein: Denn auch wenn Russland bei der Zahl seiner Soldaten deutlich besser dasteht als die Ukraine, so sorgt sich Moskau ebenfalls um den Nachschub bei den Rekruten.
Die Fabrik selbst, so wird in dem Video behauptet, sei die „weltgrößte Fabrik zur Herstellung unbemannter Kampfflugzeuge – und die geheimste“. So „geheim“ allerdings, dass man weiß, wo sie gelegen ist – in der Nähe von Jelabuga in der russischen Teilrepublik Tatarstan. Ins Visier der Ukraine jedenfalls ist sie bereits geraten. Laut „Kyiv Independent“ gab es bereits mehrfach Angriffe darauf, zuletzt am 15. Juni.
Produziert werden in der Fabrik Geran-2-Drohnen, die eine Länge von 3,5 Metern und einen 50-Kilogramm-Sprengkopf haben sowie eine Reichweite von 1800 Kilometern. Sie sind eine weiterentwickelte Kopie der iranischen Shahed-Drohnen, die Russland in dem Krieg einsetzt, deren Nutzung aber nie offiziell bestätigt hat.
Berichten zufolge sollen in der Fabrik Teile verwendet werden, die aus dem Iran über das Kaspische Meer dorthin verschifft werden. Denn die Fabrik liegt am Fluss Kama, der in die Wolga mündet. Laut dem britischen „Telegraph“ wird angenommen, dass Russland derzeit mehr als 5000 Langstreckendrohnen pro Monat herstellt, wobei viele von ihnen aus der Fabrik in Jelabuga kommen sollen.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat die Kontakte seines Vorgängers Matthias Platzeck nach Russland verteidigt. „Es ist wichtig, diplomatische Kanäle offenzuhalten“, sagte Woidke auf Anfrage. Mehr hier.
- Nach heftiger Kritik hat die Direktion des Königspalasts von Caserta in der Nähe von Neapel das Konzert des kremlnahen Stardirigenten Waleri Gergijew abgesagt. Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtet, bestand die Sorge vor Protestaktionen. Mehr hier.
- Nach dem Vorschlag des ukrainischen Präsidenten für erneute Verhandlungen mit Russland über eine Waffenruhe hat der Kreml sich zu solchen direkten Gesprächen bereiterklärt. Moskau sei für eine dritte Verhandlungsrunde, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag. Es gebe aber noch keinen Termin. Mehr dazu in unserem Newsblog.
- Die Ukraine erwägt offenbar die Einführung mobiler Rekrutierungszentren zur Erhöhung der Sicherheit und Effizienz der Mobilisierung angesichts von Russlands Raketenangriffen auf die Einrichtungen. So sagte es der Abgeordnete Fedir Venislavsky, wie „Nowyny.Live“ berichtet.
- Zur Verteidigung gegen die russischen Luftangriffe benötigt die Ukraine nach Darstellung von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) fünf zusätzliche Patriot-Systeme. Deutschland werde dazu beitragen, dass die Ukraine diese dringend benötigten Waffen so schnell wie möglich erhalte.
- Der Sicherheitsdienst der Ukraine hat gemeinsam mit der Generalstaatsanwaltschaft den amtierenden Abgeordneten Fedir Khrystenko wegen Landesverrats und Zusammenarbeit mit russischen Geheimdiensten angeklagt. Dies teilte der SBU mit. Den Ermittlungen zufolge wurde er bereits zu Zeiten des damaligen ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch vom russischen FSB angeworben.
- Deutschland, Großbritannien und weitere Verbündete wollen die Waffenlieferungen an die Ukraine deutlich beschleunigen. Das teilte das Verteidigungsministerium in London vor einem virtuellen Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe mit. Demnach sollen die kommenden 50 Tage dazu genutzt werden, Kiew rasch mit so vielen Waffen wie möglich zu versorgen.
- Ukrainische Drohnenangriffe haben Medienberichten zufolge für Chaos an russischen Flughäfen gesorgt. Wegen gestrichener oder verspäteter Flüge sitzen Tausende Passagiere fest, wie russische Medien melden. Videos vom größten Moskauer Flughafen Scheremetjewo zeigen lange Warteschlangen und Menschen, die auf dem Boden schlafen.
- Auch nach dem ukrainischen Vorstoß für neue direkte Gespräche mit Moskau hat Russland seine Angriffe auf die Ukraine mit unverminderter Härte fortgesetzt. Selenskyj verurteilte die Attacken mit Drohnen und Raketen mit mindestens zwei Toten am Montag als „Angriff auf die Menschlichkeit“.
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