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Ein mit Einschusslöchern übersätes Schild, das die Richtung zur Ukraine (l) und nach Russland (r) anzeigt, liegt auf dem Boden des beschädigten Einreise- und Ausreisekontrollpunkts Sudscha an der ukrainisch-russischen Grenze.

© dpa/---

Ukraine-Invasion, Tag 1246: Ukrainischer Oberbefehlshaber spricht von 80.000 toten oder verletzten russischen Soldaten in Kursk 

Selenskyj wegen Korruptionsgesetz unter Druck, erneute Gespräche zwischen Ukraine und Russland. Der Überblick.

Stand:

Nacht für Nacht feuert Russland Raketen und Drohnen auf die Ukraine – mit oft schweren Folgen für Zivilisten. Auch auf dem Schlachtfeld steht die Ukraine vor Herausforderungen: Sie kämpft darum, die nötigen Truppen zu mobilisieren.

Luftabwehrwaffen, darunter Patriot-Raketen, Drohnenabfangjäger und leichte Kampfflugzeuge aus US-Produktion, könnten helfen, die russischen Angriffe zu vereiteln, sagte der ukrainische Oberbefehlshaber, Oleksandr Syrskyj, nun in einem Interview mit der „Washington Post“.

Mehr Mittel- und Langstreckenraketen, darunter US-amerikanische ATACMS- Raketen und deutsche Taurus-Marschflugkörper würden – sofern sie ohne Beschränkungen ausgegeben würden – der Ukraine ermöglichen, gezielt die russische Infrastruktur zur Herstellung von Raketen und Drohnen anzugreifen.

„Sie zielen praktisch auf alles ab – Flugplätze, bewohnte Gebiete, Infrastruktureinrichtungen“, sagte Syrskyi über Russland. „Deshalb brauchen wir natürlich Nachschub an ballistischen Raketen, um dem Feind eine angemessene Abfuhr erteilen zu können.“

Auch zu der Operation in Kursk äußerte sich der Oberbefehlshaber. Er stehe fest zu ihr. Russlands Pläne, mehr Territorium zu erobern, seien vereitelt worden, der Druck auf einige Teile der Ostfront habe sich so verringert.

Im vergangenen Jahr sei etwa ein Drittel der russisch gelenkten Fliegerbomben in der Region Kursk und nicht in der Ukraine eingesetzt worden. Russische Glasfaserdrohnen seien erstmals in Kursk und nicht in der Ostukraine auf dem Schlachtfeld erschienen, sagte Syrskyi. Bei der Besetzung von Kursk seien mindestens 80.000 russische Soldaten getötet oder verwundet worden. Angaben zu den ukrainischen Opfern machte er nicht, sagte aber, sie seien deutlich geringer als die russischen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gerät wegen der Entmachtung wichtiger Anti-Korruptionsbehörden im In- und Ausland unter Druck. Ein im Eilverfahren verabschiedetes Gesetz, das seinem Generalstaatsanwalt mehr Kontrolle über die Ermittlungsbehörden gibt, gefährdet die für den angestrebten EU-Beitritt zentralen Reformen. Die Gesetzesänderungen haben zu scharfer Kritik von EU-Spitzenvertretern geführt und in der Ukraine die größten Proteste seit Beginn des russischen Angriffskrieges ausgelöst. Selenskyj lud daraufhin Vertreter aller betroffenen Organe zum Gespräch. Bei dem „offenen und hilfreichen“ Treffen sei die Ausarbeitung eines Aktionsplans beschlossen worden, um die bestehenden Probleme zu lösen, schrieb er auf Telegram. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat die gesetzliche Einschränkung der Unabhängigkeit von zwei Antikorruptionsbehörden kritisiert. Das Gesetz „belastet den Weg der Ukraine in die EU“, erklärte Wadephul am im Onlinedienst X. „Ich erwarte von der Ukraine die konsequente Fortsetzung der Korruptionsbekämpfung“, fügte er hinzu.
  • Kremlsprecher Dmitri Peskow hat die Teilnahme Russlands an direkten Verhandlungen mit Vertretern der Ukraine in Istanbul bestätigt. „Unsere Delegation ist tatsächlich nach Istanbul aufgebrochen und tatsächlich sind am Abend Verhandlungen geplant“, sagte Peskow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Die Gespräche sollen um 18 Uhr MESZ im Hotel Ciragan-Palast beginnen, hieß es aus Quellen im türkischen Außenminister.
  • Russland hat seine Angriffe auf die Ukraine in der Nacht fortgesetzt. Eine 66-Jährige sei bei Beschuss der Stadt Cherson im Süden des Landes getötet worden, schrieb der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin, bei Telegram. In der Region wurden demnach zudem ein Junge und ein Mädchen im Alter von 13 Jahren verletzt, die Militärverwaltung schrieb außerdem von einem 48-jährigen Verletzten.
  • Die Ukraine hat einen ihrer französischen Mirage-Kampfjets wegen eines technischen Defekts verloren und damit einen weiteren Rückschlag bei ihrer Luftverteidigung erlitten. Die „sehr effektive Maschine“ sei aber nicht von Russland abgeschossen worden, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am frühen Morgen in seiner auf der Plattform X veröffentlichten Videobotschaft - ohne weitere Details zum Absturz mitzuteilen. Der Pilot habe es geschafft, sich selbst zu retten.
  • Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat für die Abgabe von Patriot-Luftabwehrbatterien an die Ukraine von den USA eine feste Zusage für den schnellen Ersatz der Systeme gefordert. Diese müsse „wasserdicht“ sein, sagte er dem „Spiegel“.
  • US-Energieminister Chris Wright erklärt, Sanktionen gegen russisches Öl zur Beendigung des Ukraine-Krieges seien eine sehr reale Möglichkeit. Dies würde einen enormen Druck auf Russland ausüben, sagt er dem Sender Fox-News. „Das ist der größte Druck, den man auf sie ausüben kann.“ Wright verweist auf die Stellung der USA als weltgrößter Produzent von Öl und Gas. Dies erlaube den USA, beispiellose Maßnahmen zu ergreifen. „Wir können Dinge tun, die wir vorher nicht tun konnten.“
  • Die russische Marine hat offenbar eine große Militärübung gestartet, die sich auf die Ostsee, den Pazifischen sowie den Arktischen Ozeans und das Kaspische Meer erstrecken sollen. Das teilte das russische Verteidigungsministerium am Mittwoch auf seinem offiziellen Telegram-Kanal mit. Mehr dazu hier.
  • Der mutmaßliche Chef eines russischen Forums für Cyberkriminalität ist in der Ukraine festgenommen worden. Dabei handle es sich um den Verwalter der Website xss.is, die weltweit Schadsoftware vertreibe, teilte die französische Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Paris mit. An der Festnahme am Vortag seien ukrainische und französische Polizisten sowie Europol-Beamte beteiligt gewesen. Die Nationalität des Festgenommenen wurde zunächst nicht bekannt. 

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