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In ihrem Abwehrkampf gegen eine russische Invasion greift die Ukraine mit Drohnen auch Ziele im russischen Hinterland an.

© Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Ukraine-Invasion, Tag 1251: Russland schaltet vermehrt das mobile Internet ab – wegen ukrainischer Drohnen

Trump setzt Putin neue Deadline zur Beendigung des Ukraine-Kriegs, proukrainische Hacker legen größte russische Fluggesellschaft Aeroflot lahm. Der Nachrichtenüberblick am späten Nachmittag.

Stand:

Zuletzt hatte die Ukraine Russland einige schwere Schläge im Landesinneren zugefügt. Erinnert sei etwa an die „Operation Spinnennetz“, als Anfang Juni Kampfflugzeuge auf mehreren russischen Stützpunkten mit Drohnen angriffen wurden, teils Tausende Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt (mehr dazu hier). Um der Gefahr etwas entgegenzusetzen, setzt das Land offenbar vermehrt auf Abschaltungen des mobilen Internets, wie die „New York Times“ schreibt (Quelle hier).

Demnach helfen die Datennetzwerke, die den Menschen das Surfen im Internet ermöglichen, ukrainischen Drohnen bei der Navigation. „Der Kreml hat die regionalen Behörden aufgefordert, Maßnahmen gegen die Drohnen zu ergreifen – ihnen bleibt nichts anderes übrig, als das Internet abzuschalten“, sagte Mikhail Klimarev, Leiter der Internet Protection Society, einer im Exil agierenden russischen Organisation für digitale Rechte, der „New York Times“. Und das machen die Behörden offenbar reichlich.

In mindestens 73 der 83 Regionen Russlands fiel laut dem Bericht in diesem Monat das mobile Internet jeden Tag für mehrere Stunden aus. Die Zeitung beruft sich dabei auf eine Auflistung von „Na Svyazi“, einer Gruppe von im Ausland lebenden Freiwilligen, die den Internetzugang in Russland überwacht. Das stellt die russische Bevölkerung aber auch vor Probleme, denn viele Dinge des Alltags erledigen sie inzwischen digital.

Anfangs, so heißt es bei der „New York Times“, kannte man solche Abschaltungen nur in den grenznahen Regionen – bis man diese Maßnahme im Mai beim „Tag des Sieges“ auch in Moskau umsetzte. Trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen habe es keine Proteste gegeben. Und das sei für die Behörden das Signal gewesen, dass man „das Internet einfach abschalten kann“, ohne dass es zu Gegenreaktionen komme, sagte Sarkis Darbinian, ein im Exil lebender russischer Anwalt und Internet-Experte, der Zeitung.

Doch nicht immer können ukrainische Drohnenangriffe dadurch verhindert werden. Was wiederum zu einem weiteren Problem führt, wie der Angriff auf eine Fabrik in Ischewsk zeigte. Die Anwohner konnten nicht per App gewarnt werden – weil sie über kein mobiles Internet verfügten.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Ein Cyberangriff hat am Montag den Flugbetrieb der russischen Fluggesellschaft Aeroflot weitgehend lahmgelegt. Das Unternehmen musste Dutzende Flüge streichen, wie aus den Anzeigetafeln am Moskauer Flughafen Scheremetjewo hervorging. Mehr hier.
  • Ein Jahr nach dem spektakulären Gefangenenaustausch mit Russland verteidigt der damalige Bundesjustizminister Marco Buschmann die Ausreise des sogenannten Tiergartenmörders. „Die Entscheidung hat dafür gesorgt, dass mit Wladimir Kara-Mursa die vage Hoffnung auf ein demokratisches Russland der Zukunft weiterhin lebt“, erklärte der FDP-Politiker. Mehr hier.
  • US-Präsident Donald Trump hat eine Verkürzung der 50-Tage-Frist angekündigt, die er Russland zur Beendigung des Ukraine-Krieges gesetzt hatte. Die Frist werde auf zehn oder zwölf Tage verkürzt, beginnend mit heute, sagte Trump. Damit würde sie spätestens am 9. August enden. Mehr im Newsblog.
  • Russland hat die Ukraine nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe in der Nacht zum Montag mit über 320 Drohnen und sieben Raketen angegriffen. Hauptziel der Angriffe sei die Stadt Starokostiantyniw im Westen des Landes gewesen. 
  • Russland hat seine Vorräte an sowjetischer Panzertechnik fast aufgebraucht, berichtet die „Financial Times“ unter Berufung auf Analysen der Kyiv School of Economics. Demnach sind die Lieferungen aus russischen Lagern an die Front von 242.000 Tonnen im Jahr 2022 auf 119.000 Tonnen in diesem Jahr zurückgegangen.
  • Russische Truppen sind im Westen der Region Saporischschja vorgerückt – insbesondere in den südlichen Teil von Steppnogorsk, berichtet das Institut für Kriegsforschung (ISW) unter Berufung auf Geolokalisierungsvideos vom 27. Juli. Derzeit befinden sich die Russen demnach sieben Kilometer von Primorsky und elf Kilometer von Bilianka entfernt. 
  • Im Osten Litauens ist ein mutmaßlich aus Belarus kommendes Flugobjekt in den Luftraum des baltischen EU- und Nato-Mitglied eingeflogen. Nach Angaben des Nationalen Krisenmanagementzentrums haben mehrere Bürger einen unbemannten Flugkörper gemeldet, die sich in einer Höhe von etwa 200 Metern flog und zuletzt in der Nähe der Hauptstadt Vilnius gesichtet wurde. 
  • Nach erfolglosen Sturmangriffen direkt auf die ostukrainische Stadt Pokrowsk sind russische Truppen inzwischen zu Einkesselungsversuchen übergegangen. Vor allem aus östlicher Richtung werde versucht, die ukrainischen Stellungen zu durchbrechen und Pokrowsk einzukreisen, berichtete Viktor Trehubow, Sprecher der dortigen Truppen, am Sonntag im ukrainischen Staatsfernsehen.

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