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Ukraine-Invasion, Tag 1253: In Kostjantyniwka müssen Fischernetze gegen russische Drohnen herhalten
Drei tote Soldaten bei russischem Angriff auf ein ukrainisches Ausbildungszentrum, Klöckners stiller Protest gegen Russland, Kreml nimmt Trumps Aussagen zur Kenntnis. Der Überblick.
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Wer die Bilder aus der ukrainischen Frontstadt Kostjantyniwka sieht, traut seinen Augen kaum. Dort, wo die russischen Angreifer mit massiven Infanterie- und Drohnenangriffen versuchen, die ukrainische Verteidigung zu durchbrechen, hilft unter anderem eine jahrtausendealte Technik: Fischernetze.
Es sind verzweifelte Versuche, aus der Not an der Front eine Tugend zu machen. Und tatsächlich verfangen einige russische Drohnen in den Netzen. Was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass dies im Osten der Ukraine kein Dauerzustand sein kann.
Das Problem, das dahinterstecken soll: In Kostjantyniwka habe seine Einheit seit acht Monaten keine Verstärkung mehr erhalten, wie ein Kommandeur dem US-Sender CNN berichtet. Oft müssten zwei Soldaten gegen Dutzende russische Angreifer ankommen. „Die Situation ist kritisch. Niemand will kämpfen. Die alten Leute sind müde und wollen ersetzt werden – aber niemand will sie ersetzen“, sagt er zu CNN.
Der ukrainische Kommandeur sagt, die neuen russischen Drohnenteams in der Gegend seien derart gut trainiert und professionell, dass sie ukrainische Drohnen noch leichter zum Absturz bringen können. Auch das ist ein Grund, warum die Ukraine in Kostjantyniwka auf Fischernetze setzt.
Ein Umstand, der den Kommandeur an der Gesamtsituation zweifeln lässt. „Um die Situation zu verstehen, musst du dabei sein. Wenn wir sagen, die Situation ist schwierig, versteht das außer uns niemand“, sagt er und wird deutlich: „Wir sind müde. Jeder ist kriegsmüde und ich glaube, dass auch andere Länder müde werden, uns zu helfen.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Bei einem russischen Angriff auf ein Ausbildungszentrum der Armee in der Ukraine sind ukrainischen Angaben zufolge mindestens drei Soldaten getötet worden. 18 weitere Soldaten wurden bei dem Angriff verletzt, wie die Armee am Mittwoch mitteilte. Mehr dazu im Newsblog.
- Aus Protest gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine haben Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und Vertreter anderer EU-Staaten bei einer internationalen Konferenz in Genf demonstrativ den Saal verlassen. Dort trat Valentina Matwijenko auf. Als Vorsitzende des Föderationsrates, des russischen Parlamentsoberhauses, gilt sie als die mächtigste Frau Russlands. Mehr dazu hier.
- Russland nimmt eigenen Angaben zufolge alle Aussagen von US-Präsident Donald Trump zur Kenntnis. Russland sei gegen Sanktionen jedoch immun geworden, da es seit langem mit vielfältigen Sanktionen zu kämpfen habe, erklärte der Kreml. Trump hatte am Dienstag gesagt, die USA würden in zehn Tagen damit beginnen, Zölle und andere Maßnahmen gegen Russland zu verhängen.
- Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU hat nach eigenen Angaben einen Luftwaffenoffizier wegen Spionage für Russland festgenommen. Der Fluglehrer im Rang eines Majors soll die Standorte von F-16- und Mirage-2000-Kampfjets an Moskau verraten haben, teilte die Behörde mit. Zudem soll er Daten zu Personal, Taktik und Abflugzeiten weitergegeben haben.
- Spezialeinheiten des ukrainischen Militärgeheimdienstes (GUR) haben kürzlich eine erfolgreiche Operation auf der Tendra-Nehrung im nördlichen Schwarzen Meer durchgeführt. Wie der offizielle Telegram-Kanal des GUR berichtet, landeten die Aufklärungskräfte auf der Insel und zerstörten eine russische Stellung, darunter ein elektronisches Kampfsystem „Zont” und ein Radarsystem.
- Die russische Armee hat in der vergangenen Nacht erneut die Region Dnipropetrowsk mit Drohnen angegriffen. Wie der staatliche Katastrophenschutzdienst der Ukraine (SES) auf seiner Facebook-Seite berichtet, wurde in Pawlograd ein 70-jähriger Mann verletzt. Ein Transportunternehmen sei beschädigt worden, Brände seien ausgebrochen.
- Das indische Unternehmen Nayara Energy, das mehrheitlich dem russischen Ölkonzern Rosneft gehört, sieht sich mit den Folgen der EU-Sanktionen konfrontiert. Wie Reuters berichtet, wollen die Reeder dreier Tanker ihre Verträge mit Nayara wegen der Sanktionen gegen den russischen Ölkonzern beenden.
- Moskau und Peking beginnen an diesem Freitag im Japanischen Meer nach Angaben der russischen Kriegsmarine mit einem mehrtägigen Manöver. Russland will durch solche Aktionen zeigen, dass es trotz seines seit mehr als drei Jahren andauernden Angriffskrieges gegen die Ukraine breit aufgestellt ist.
- Die Staatsanwaltschaft München I ist wegen eines mutmaßlichen Verstoßes gegen Russland-Sanktionen gegen eine Werkzeugmaschinenfabrik in der Nähe von München vorgegangen. Es gebe den Verdacht, dass mehr als 20 Maschinen im Wert von rund 5,5 Millionen Euro nach Russland verkauft wurden.
- Die Ukraine will angesichts von Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Soldaten auch Menschen über 60 Jahren in der Armee aufnehmen. Präsident Selenskyj unterzeichnete ein entsprechendes Gesetz. Menschen über 60 sollen Einjahresverträge bei den Streitkräften abschließen können, sich aber nicht an Gefechten beteiligen.
- Vor dem Hintergrund schwerer russischer Angriffe aus der Luft hat Selenskyj eine weitere Partnerschaft für den Bau eigener Drohnen bekanntgegeben. Der Finanzierungsvertrag mit den Niederlanden für die Drohnenproduktion in der Ukraine werde in dieser Woche abgeschlossen, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft.
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