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Ukrainische Soldaten der Luftverteidigungseinheit der 59. Brigade feuern auf russische Kampfdrohnen in der Region Dnipropetrowsk (Symbolfoto).

© dpa/Evgeniy Maloletka

Ukraine-Invasion, Tag 1280: Soldatinnen berichten von ihrer Schwangerschaft im Kriegseinsatz

Ukrainischer Soldat rettet sich aus russischer Gefangenschaft in Klinik, Kiew lockert seine Ausreiseregelungen. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine ist die Zahl der Frauen im Militärdienst auf rund 70.000 gestiegen, schreibt die „New York Times“. Einige leisten auch dann noch ihren Dienst ab, wenn sie schwanger geworden sind – trotz schwierigster Bedingungen, wie die Zeitung weiter berichtet (Quelle hier).

Eine von ihnen ist Olya, leitende Sanitäterin in der Ostukraine. Sie erzählt, dass sie von ihrer Schwangerschaft überrascht wurde. „Ich hatte nicht vor, schwanger zu werden. Als ich in den Krieg zog, wollte ich bis zum Sieg kämpfen“, sagte sie. Aus Angst, versetzt zu werden, hielt sie die Schwangerschaft anfangs geheim. Ärzte rieten ihr, sich zu schonen, doch, so sagt sie, das sei schwer gewesen, weil sie die einzige Sanitäterin in der Kompanie gewesen sei.

Auch Olena wurde während ihres Kriegsdiensteinsatzes schwanger. Dass einige dies als verrückt ansehen, kann sie nicht nachvollziehen. „Krieg ist Krieg, aber das Leben geht weiter“, sagt sie. Dass es nicht einfach ist, ein Kind im Bauch zu tragen, während man an der Front im Einsatz ist, weiß auch Nadia. Die Funkerin diente bis zum achten Monat. „Man denkt ständig über das Wohlergehen seines Kindes nach“, sagt sie der „New York Times“. „Es war jeden Tag ununterbrochener Stress, verbunden mit ständiger körperlicher Aktivität.“

In vielen Streitkräften werden schwangere Soldatinnen aus dem Kampfgebiet abgezogen. Nicht so in der Ukraine, die ohnehin mit einem Rekrutenmangel zu kämpfen hat. In der Regel dienen ukrainische Frauen bis zum siebten Monat, schreibt die „New York Times“. Und viele dieser Frauen verstehen das: Sie wollen für die Zukunft ihres Landes kämpfen – und die Zukunft ihrer Kinder.

Unterstützt werden diese Frauen von privaten Einrichtungen, die etwa Mutterschaftsuniformen herstellen oder kostenlose Gesundheitsversorgungen in mobilen Kliniken anbieten. Und so manche will auch wieder zurück an die Front nach der Geburt des Kindes. So wie Olya, die ein Jahr Pause plant. „Wir haben nur noch sehr wenige Leute mit der erforderlichen Erfahrung und Professionalität“, sagt sie. „Und das ist ein langwieriges Unterfangen, also werden wir gebraucht.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Die ukrainische Regierung hat ihre Ausreiseregelungen gelockert. „Männer zwischen 18 und 22 Jahren können unter dem Kriegsrecht die Grenze ungehindert übertreten“, verkündete die ukrainische Regierungschefin Julia Swyrydenko am Dienstag im Onlinedienst Telegram. Mehr hier.
  • US-Regierungsvertreter haben Insidern zufolge mit Russland am Rande der jüngsten Friedensverhandlungen auch über mehrere Energiegeschäfte gesprochen. Diese Geschäfte wurden als Anreize vorgeschlagen, um den Kreml zu ermutigen, dem Frieden in der Ukraine zuzustimmen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mit der Thematik vertraute Personen. Mehr hier.
  • Ukrainische Medien berichten über eine spektakuläre Flucht aus russischer Gefangenschaft. Demnach schnitt man einem 33-jährigen ukrainischen Soldaten die Kehle durch und warf ihn in ein Loch – weil er für tot gehalten wurde, wie es in dem Bericht von „The Kiev Independent“ heißt. Doch der Soldat lebte, kroch aus dem Loch und floh in ukrainisch kontrolliertes Gebiet. Mehr in unserem Newsblog.
  • Russland hat in Bezug auf ein Treffen zwischen Präsident Wladimir Putin und dem ukrainischen Staatsoberhaupt Wolodymyr Selenskyj die Notwendigkeit einer „guten Vorbereitung“ betont. Die Chefs der russischen und ukrainischen Delegationen seien im Gespräch, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. 
  • In der Ukraine sind nach russischen Angriffen laut Präsident Wolodymyr Selenskyj mehr als 100.000 Verbraucher in drei Regionen ohne Strom. Energieanlagen seien beschädigt worden, schreibt Selenskyj auf X. Der Angriff habe Stromausfälle in den Regionen Poltawa, Sumy und Tschernihiw verursacht.
  • Die ukrainische Luftwaffe hat bei den Angriffen nach eigenen Angaben 74 russische Drohnen abgefangen und zerstört. Insgesamt hätten die russischen Streitkräfte in der Nacht 95 Drohnen auf Ziele im ganzen Land gefeuert.
  • Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat sich für „glaubwürdige und robuste“ Sicherheitsgarantien zur Sicherung eines künftigen Friedens in der Ukraine ausgesprochen. „Zur Rückversicherung für die Ukraine müssten die westlichen Friedenstruppen gut ausgerüstet und in der Lage sein, sich verteidigen zu können“, sagte Kallas der „Welt“. 
  • Die Trümmer einer zerstörten ukrainischen Drohne haben in einem Wohnhaus in der südrussischen Stadt Rostow am Don Behörden zufolge ein Feuer ausgelöst. Wie der Gouverneur der Region Rostow, Juri Sljusar, über Telegram mitteilte, mussten 15 Bewohner evakuiert werden. Er fügte hinzu, dass das Feuer schnell unter Kontrolle gebracht wurde. 
  • Der US-Gesandte Steve Witkoff will sich nach eigenen Angaben noch in dieser Woche mit Vertretern der Ukraine treffen. „Ich werde mich also diese Woche in New York mit ihnen treffen, und es ist ein wichtiges Signal, dass wir täglich mit den Russen sprechen“, sagte Witkoff dem US-Sender Fox News.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat neben der Türkei auch die Golfstaaten und einige europäische Länder als Treffpunkt für mögliche Friedensverhandlungen mit Russland ins Spiel gebracht. Es werde noch in dieser Woche Gespräche mit Vertretern dieser Länder geben, die einen solchen Gipfel bei sich organisieren könnten, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.  

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