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Ukraine-Invasion, Tag 1348: Die Flucht vor russischer Besatzung – und warum viele zurückkehren
Auch Russland rückt von raschem Trump-Putin-Treffen ab, Trump will doch keine Tomahawk-Raketen liefern, weitere Patriot-Systeme in der Ukraine eingetroffen. Der Überblick am Abend.
Stand:
Seit August 2024 gibt es keine direkte Route mehr von Russland in die Ukraine. Damals wurde der Kontrollpunkt im Gebiet Sumy aufgrund der eskalierenden russischen Angriffe in diesem Gebiet geschlossen. Der einzige humanitäre Korridor an der ukrainischen Grenze, der nicht Richtung Westen führt, ist seitdem der in der Oblast Wolhynien nach Belarus. Er liegt im Norden der Ukraine und wird fast ausschließlich von Menschen genutzt, die aus den besetzten Gebieten fliehen.
Nach Angaben der Freiwilligenorganisation „Helping to Leave“ hat sich die Zahl der Menschen, die den Korridor nutzen, seit Anfang 2025 vervielfacht. „Die Menschen sagen, dass sie keine Kraft mehr haben, dort zu bleiben. Sie werden in jeder Hinsicht unter Druck gesetzt“, erklärte eine Mitarbeiterin von „Helping to Leave“ dem „Kyiv Independent“.
Jetzt im Herbst sei der Hauptgrund für die Flucht, die erwarteten Strapazen des Winters, etwa Probleme mit Wasser, Strom und Heizung. Da sich der Kreml darauf konzentriert, die besetzte Ukraine in einen riesigen Militärstützpunkt zu verwandeln, hat die Vernachlässigung der Grundbedürfnisse der Bevölkerung bereits zu einem weit verbreiteten Mangel geführt.
„Unter russischer Besatzung zu leben, ist Selbstmord“, sagte ein 20-Jähriger aus dem besetzten Teil der Oblast Saporischschja dem „Kyiv Independent“. Die unerträglichen Lebensbedingungen würden durch die ständige Umzingelung durch den Feind noch verschlimmert werden.
Trotzdem ergab ein Bericht des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR), dass rund 40 Prozent derjenigen, die den Korridor nutzten, in das von Russland besetzte Gebiet zurückzukehren wollten. Doch warum? „Sie warten alle darauf, dass ihre Heimat befreit wird“, sagte ein anderer Mitarbeiter der Organisation „Helping to Leave“ dem „Kyiv Independent“. „Damit sie wieder all das tun können, was sie vor dem Krieg getan haben.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Nach den USA ist nun auch Russland öffentlich von einem raschen Treffen zwischen den Präsidenten Donald Trump und Wladimir Putin abgerückt. Ein schnell organisierter Gipfel sei derzeit nicht nötig, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. „Gegenwärtig nötig ist eine sehr sorgfältige Arbeit an Details einer Regelung“, sagte Peskow. Mehr dazu hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Ankunkft neuer Patriot-Abwehrsysteme verkündet. „Ich möchte Bundeskanzler Merz danken, ich danke Deutschland und allen, die helfen“, schrieb Selenskyj via Telegram. Gleichwohl benötige es noch mehr dieser Systeme, um wichtige Infrastruktur und die ukrainischen Städte zu schützen. Mehr dazu im Newsblog.
- Trump will der Ukraine keine Tomahawk-Langstreckenraketen liefern. Auf eine entsprechende Frage eines Reporters an Bord der Air Force One antwortet er: „Nein, nicht wirklich.“
- Der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Admiral Giuseppe Cavo Dragone, hat erklärt, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine faktisch in einer Sackgasse stecke und der Kreml eine strategische Niederlage erlitten habe, sagte er der BBC. Trotz teilweiser taktischer Erfolge habe Russland seine Hauptziele nicht erreicht.
- Russische Einheiten, die nach Pokrowsk eingedrungen sind, versuchen sich offenbar festzusetzen und Beobachtungsposten einzurichten. Nach Angaben des ukrainischen Offizier Serhij Zechotskyj gehen die russischen Truppen in einigen Stadtteilen bereits zur Verteidigung über, anstatt weiter anzugreifen. Das sagte er dem ukrainischen TV-Sender Suspilne Donbas.
- Bei neuen russischen Drohnenangriffen ist in der Region Sumy im Nordosten der Ukraine mindestens ein Mensch getötet worden. Die ukrainische Flugabwehr teilte mit, dass Russland in der Nacht mit 138 Drohnen und mit einem Dutzend Raketen angegriffen habe.
- Die Ukraine hat erneut die russische Industriestadt Saratow an der Wolga mit Drohnen beschossen. Dabei soll eine bereits zuvor angegriffene Ölraffinerie getroffen worden sei, wie in sozialen Netzwerken berichtet wurde. Veröffentlicht wurden auch Videos von einer Explosion. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte die Attacken in Saratow.
- Die Sicherheitsbehörden in Lettland haben einen Staatsbürger des baltischen EU- und Nato-Landes wegen des Verdachts der Spionage für Russland festgenommen. Gegen die Person werde wegen der Sammlung von Informationen über den lettischen Verteidigungssektor für den russischen Militärgeheimdienst GRU ermittelt, teilte die Sicherheitspolizei in Riga mit.
- Um die Beziehungen zu China vor dem Hintergrund westlicher Sanktionen zu vertiefen, ist der russische Ministerpräsident Michail Mischustin am Montag zu einem zweitägigen Besuch nach China aufgebrochen. Der Kreml misst der Reise nach eigenen Angaben eine „sehr große Bedeutung“ bei. Geplant ist auch ein Gespräch mit Präsident Xi Jinping.
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