
© REUTERS/Mykola Synelnykov
Ukraine-Invasion, Tag 1357: Kiew fängt immer weniger Drohnen ab – das steckt dahinter
Ukrainische Regierung wird von Korruptionsskandal erschüttert, Ukraine zieht Truppen von Saporischschja-Front ab, Russische Region schaltet mobiles Internet ab. Der Überblick am Abend.
Stand:
Die Rate der von der Ukraine abgefangenen Drohnen ist auf den niedrigsten Stand in diesem Jahr gesunken. Das geht aus Daten der ukrainischen Luftwaffe hervor, die ABC News analysiert hat.
Von den 5312 Drohnen, die Russland im Oktober auf die Ukraine abgefeuert hat, fingen die ukrainischen Verteidiger demnach 4242 ab – das sind knapp 80 Prozent. Zu Beginn des Jahres lag die Rate noch bei über 90 Prozent, im Sommer immerhin noch bei rund 85 Prozent.
Militäranalysten erklärten ABC News, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen könnten. Darunter sind die dramatisch steigende Zahl der von Russland eingesetzten Drohnen, Munitionsmangel und möglicherweise auch das Wetter. Moskau weitet seine Angriffe auf kritische Infrastruktur – insbesondere Energieziele – im ganzen Land aus, wie vor bislang jedem Kriegswinter.
Auch der anhaltende Personalmangel sei ein Problem, wie der ehemalige Offizier des Sicherheitsdienstes der Ukraine, Ivan Stupak, sagt zu ABC News. „Viele der ukrainischen Flugabwehr-Einheiten und mobilen Feuerwehren wurden aufgelöst und als reguläre Infanterie an die Front verlegt“, sagt Stupak.
Während Russland immer mehr Munition verwende, hätte die Ukraine zu wenige Abfangraketen, erklärt Oleksandr V. Danylyuk, Vorsitzender eines Thinktanks in Kiew, ABC News. Einige Gebiete wie die Hauptstadt Kiew seien zudem besser verteidigt als andere – das nutzten die Russen aus. „Sie haben begonnen, Ziele auf dem Land anzugreifen, wo es nicht das gleiche Maß an Luftabwehr gibt“, sagt Danylyuk. „Daher sind sie dort erfolgreicher.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Die Ukraine wird von einem millionenschweren Korruptionsskandal erschüttert, der auch den Rüstungsbereich betreffen soll. Energieministerin Switlana Hryntschuk und Justizminister Herman Haluschtschenko sind deshalb am Mittwoch zurückgetreten, Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die beiden zuvor dazu aufgefordert. Mehr dazu im Newsblog.
- Die Bundesregierung erwartet von der Ukraine eine transparente Aufklärung der Korruptionsvorwürfe. Auswirkungen auf die deutschen Hilfszahlungen an die Ukraine habe der Skandal derzeit aber nicht, sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius. Mehr dazu hier.
- Die Ukraine zieht nach eigenen Angaben Truppen von Stellungen nahe der Ortschaft Riwnopillja an der Saporischschja-Front zurück. Die Einheiten seien nach schwerem Beschuss am späten Abend des 11. November auf vorteilhaftere Stellungen verlegt worden, um das Leben der Soldaten zu retten, hieß es in einer Erklärung.
- Bei einem russischen Drohnenangriff in der südostukrainischen Region Dnipropetrowsk ist ein Mann getötet worden. Der 47-Jährige sei bei einer Attacke im Kreis Synelnykowe ums Leben gekommen, schrieb der geschäftsführende Gouverneur der Region, Wladyslaw Hajwanenko, bei Facebook und veröffentlichte Fotos von einem brennenden Gebäude.
- Russland droht Belgien mit Schadenersatz, weil dort der Großteil der in Europa eingefrorenen russischen Gelder liegt. „Wir lassen uns von Russland nicht einschüchtern“, sagte Bundesfinanzminister Lars Klingbeil bei einem Besuch in Brüssel dazu. Bei den eingefrorenen Geldern brauche es Lösungen, um diese stärker nutzen zu können, so der SPD-Chef.
- Deutschland stellt der Ukraine angesichts anhaltender russischer Angriffe auf die Infrastruktur des Landes zusätzlich 40 Millionen Euro Winterhilfe zur Verfügung. Das teilte Außenminister Johann Wadephul mit. Das Geld soll etwa der Reparatur von Heizsystemen und beschädigten Häusern sowie der Lieferung von Stromaggregaten und Sachgütern wie Decken oder Hygienemitteln dienen.
- Als erste Region in Russland hat Uljanowsk an der Wolga eine dauerhafte Abschaltung des mobilen Internets zum Schutz vor ukrainischen Drohnenangriffen öffentlich gemacht. Betroffen sind demnach jeweils Gebiete um strategisch wichtige Objekte besonderer Bedeutung – gemeint sind etwa Militärflugplätze, Rüstungsbetriebe und Energieinfrastruktur.
- Russland hat weitere Friedensverhandlungen mit der Ukraine in Istanbul angeboten. Das russische Team sei dazu bereit, zitierte die amtliche russische Nachrichtenagentur Tass den Außenamtsvertreter Alexej Polischtschuk. „Der Ball liegt bei der Ukraine.“ Die Ukraine wies die Darstellung Russlands zurück, für den Stillstand in den Verhandlungen verantwortlich zu sein.
- Russland hat die Einnahme der ukrainischen Ortschaft Suchyj Jar im Osten der Ukraine gemeldet. Die eigenen Truppen hätten die ukrainischen Streitkräfte aus der kleinen Siedlung südlich der umkämpften Städte Pokrowsk und Myrnohrad verdrängt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Eine ukrainische Stellungnahme lag zunächst nicht vor.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: