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13.11.2025, Ukraine, --: Ein Arbeiter geht an einem beschädigten Kraftwerk vorbei, das nach den jüngsten russischen Raketen- und Drohnenangriffen an einem ungenannten Ort in der Ukraine steht. Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Efrem Lukatsky

Ukraine-Invasion, Tag 1359: Kiew rechnet mit „schlimmsten Winter unserer Geschichte“

Selenskyj verteidigt umstrittene Pokrowsk-Strategie, sechs Tote bei russischen Angriffen auf die Ukraine, neues Sanktionspaket gegen Russland geplant. Der Überblick am Abend.

Stand:

Während die Lage der ukrainischen Armee im umkämpften Donbass teils aussichtslos ist, bereiten sich auch die Familien in Gegenden abseits der Front auf noch härtere Zeiten vor. Es droht ein langer, kalter Winter, in dem der russische Präsident Wladimir Putin versucht, seinem Krieg durch Angriffe auf die Stromversorgung und Netzwerke der Ukraine ein Ende zu setzen.

Erst am vergangenen Wochenende führte ein massiver Drohnen- und Raketenangriff dazu, dass ein Großteil des Landes vorübergehend ohne Strom war. Die Ukrainer müssen nun regelmäßige Stromausfälle von bis zu 16 Stunden pro Tag ertragen. Im Winter können die Temperaturen in der Ukraine auf bis zu minus 20 Grad fallen.

Ein hochrangiger Regierungsvertreter sagt laut BBC-Bericht, dass sie für die nächsten Monate mit einer brutalen Situation rechnen. „Ich glaube, es wird der schlimmste Winter unserer Geschichte werden. Alle staatlichen Institutionen sollten sich auf das schlimmste Szenario vorbereiten.“

Maxim Timchenko, Geschäftsführer eines großen privaten Energieunternehmens in der Ukraine, sagt zur BBC: „Angesichts der Intensität der Angriffe in den vergangenen Monaten ist klar, dass Russland die vollständige Zerstörung des ukrainischen Energiesystems anstrebt.“

Ein europäischer Offizieller befürchtet, dass Russland mit Blick auf die Zivilbevölkerung sogar noch weitergehende Pläne hat. „Es geht auch darum, dass sie morgens kein Brot aus der Bäckerei bekommen und nicht zur Arbeit gehen können, weil die Fabrik keinen Strom hat“, sagt der Offizielle zur BBC. „Das Ziel der Russen ist es, die komplette ukrainische Wirtschaft zu zerstören.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die umstrittene Pokrowsk-Strategie verteidigt. Er sagte, dass die Entscheidung darüber, ob die ukrainische Armee die fast verlorene Stadt im Osten aufgibt, bei den Befehlshabern liege. Mehr dazu hier.
  • Bei neuen russischen Angriffen mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern sind in der Ukraine mindestens sechs Menschen getötet worden. Allein in der Hauptstadt Kiew kamen vier Menschen ums Leben und 30 weitere wurden verletzt, wie der Militärverwalter mitteilte. Mehr dazu hier.
  • Die EU hat mit Arbeiten an einem neuen Sanktionspaket gegen Russland begonnen. Das kündigte EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas nach einem Treffen mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius in Berlin an. Das nächste EU-Sanktionspaket wäre bereits das 20. wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Mehr dazu im Newsblog.
  • In mehreren Gebieten der Ukraine ist es nach dem russischen Angriff in der Nacht zum Freitag zu Stromausfällen gekommen. Betroffen seien Teile der Regionen Kiew, Odessa und Donezk, teilt das Energieministerium mit. Die russischen Streitkräfte hätten Energieanlagen angegriffen, worauf die Stromversorgung teilweise unterbrochen wurde.
  • Russland greift die Ukraine nach Ansicht von Pistorius im vierten Kriegswinter bewusst bei der Energieinfrastruktur an. Putin gehe es darum, den Winter für die Ukraine möglichst unerträglich zu machen, die Moral der Menschen zu zerstören und ihren Widerstandswillen zu brechen.
  • Bundeskanzler Friedrich Merz fordert von Selenskyj strengere Ausreisebestimmungen für junge Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren. „Ich habe ihn gebeten, dafür zu sorgen, dass diese jungen Männer im Land bleiben, weil sie im Land gebraucht werden und nicht in Deutschland“, sagte Merz in Berlin.
  • Der Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Andrij Jermak, hat in einem Interview mit „Politico“ erklärt, dass Selenskyj nicht in den Korruptionsskandal verwickelt sei. Seinen Worten zufolge sei der Präsident „ein sehr prinzipientreuer Mensch“ und „nicht korrupt“. Jermak betonte, Selenskyj müsse über jeden Verdacht erhaben sein, denn gerade er habe „den Kampf“ gegen die Korruption ausgerufen.
  • Der ukrainische Experte für militärische Funktechnologien, Serhij Beskrestnow, hat in seinem Telegram-Kanal von technischen Neuerungen bei russischen Drohnen berichtet. Demnach verfügen sie über Kameras, die ober- und unterhalb des Rumpfes angebracht sind. Sie übertragen seinen Angaben zufolge Videomaterial über ein Radiomodul nach Russland.
  • Die ukrainischen Truppen haben bei ihrem Angriff auf Ziele in Russland laut Selenskyj Marschflugkörper vom Typ „Long Neptune“ eingesetzt. „Dies ist unsere absolut gerechte Antwort auf den anhaltenden Terror Russlands“, schreibt Selenskyj auf X. „Ukrainische Raketen liefern praktisch jeden Monat immer bedeutendere und präzisere Ergebnisse.“
  • Kiews Militär hat ein russisches Ölterminal in der Hafenstadt Noworossijsk am Schwarzen Meer angegriffen. Das Ölterminal, Küstenanlagen und ein ziviles Schiff wurden dabei dem Gouverneur der Region Krasnodar, Weniamin Kondratjew, zufolge beschädigt. Drei Besatzungsmitglieder des Schiffs seien verletzt worden.
  • Russland wirft dem ukrainischen Militär vor, es habe ein Atomkraftwerk mit Drohnen angreifen wollen. Die russischen Truppen hätten den Angriff auf das AKW Nowoworonesch im Südwesten des Landes aber abgewehrt, sagt der Chef des staatlichen Atomkonzerns Rosatom, Alexej Lichatschow. 
  • Das russische Außenministerium hat Äußerungen eines deutschen Generals als grundlose Panikmache zurückgewiesen. Moskau habe keine Pläne, ein Nato-Land anzugreifen. Generalleutnant Alexander Sollfrank hatte Anfang des Monats gesagt, dass Russland über die Fähigkeiten und die Kampfkraft verfüge, um schon morgen Nato-Gebiet in kleinerem Maßstab zu attackieren.
  • Russland zeigt sich weiterhin offen für ein Gipfeltreffen mit den USA in Budapest. Voraussetzung sei jedoch eine angemessene Vorbereitung auf der Grundlage der beim letzten Treffen der Präsidenten Putin und Donald Trump in Alaska getroffenen Vereinbarungen, teilte das Moskauer Außenministerium mit.

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