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Gäste einer Bar tanzen zur Musik der Band „Out of Space“ in der ukrainischen Hauptstadt Kiew.

© dpa/Kay Nietfeld

Ukraine-Invasion Tag 379: Wie der Krieg das Leben ukrainischer Musiker verändert hat

Kiew meldet russische Raketenangriffe auf mehrere Regionen,Gazprom rekrutiert offenbar Freiwillige. Der Überblick am Abend.

Stand:

Für viele Menschen ist Musik ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Für die Ukrainer ist sie in Zeiten des Krieges auch zu einer Art Trost geworden. Der britische „Guardian“ hat mit sechs verschiedenen Menschen aus der Kulturszene des Landes gesprochen und beschreibt, wie der russische Angriffskrieg deren Arbeit verändert hat (Quelle hier). 

So zum Beispiel das Orchester der Nationalen Philharmonie in Kiew. Nach nur kurzer Zeit hätten die Musiker ihre Arbeit wieder aufgenommen und seither „mit beeindruckender Beständigkeit“ Konzerte gegeben, wie die Zeitung schreibt – auch wenn derzeit nur 160 Menschen bei einem Konzert dabei sein können. „Ich glaube, die Menschen suchen nach einem Ausweg aus dieser Situation“, sagte Marketingchef Taras Ostapenko auf die Frage, warum sie unter so schwierigen Umständen weiterhin auftreten. „Und sie suchen einen Ort, an den sie gehen können, um den Krieg zu vergessen.“ 

Oleksii Makarenko wiederum gründete nur zwei Tage nach der Invasion das Gasoline Radio – und versucht mit diesem, ein neues Bild von der ukrainischen Kultur zu vermitteln. „Im Moment ist die Musik eine Waffe“, sagte er dem „Guardian“. Auch zwei DJs kommen zu Wort, die erzählen, wie viel politischer ihre Arbeit geworden ist. In der Vergangenheit, so erklärte etwa Clasps, „produzierten viele meiner Freunde Musik für die Tanzfläche. Die Musik hatte keine Botschaft, außer dass man sich amüsieren und dem Beat zuhören sollte, das war’s.“ Das habe sich nun geändert, ihre Musik sei nun unwiderruflich „mit der Situation verbunden“.

Wie viel Trost die Musik spenden kann, haben ein Musiker einer Punkband und eine Geigenlehrerin erfahren. Andriy Zholob von der Band Beton ist als Chirurg für das Militär im Einsatz, macht aber weiter Musik. „Als ich zur Armee ging, nahm ich meine Akustikgitarre mit an die Front. Ich übe jeden Tag, ich schreibe neue Lieder“, sagte er. Er habe auch Briefe von Soldaten erhalten, die ihm schrieben, dass sie auf dem Weg in die Schlacht seine Lieder hören. Das habe ihn zu Tränen gerührt. 

Geigenlehrerin Vera Lytovchenko erzählt, dass sie zu Beginn des Krieges sicher war, nie wieder Geige zu spielen. Doch dann habe sie ein Video gesehen, in dem eine ihrer Schülerinnen für ihre Nachrbarn spielte und diese dann weniger ängstlich und einsam wirkten. Das habe sie inspiriert. Sie spielt in Notunterkünften, Zentren für Vertriebene oder in Krankenhäusern. „Unsere Musik kann den Menschen in Charkiw, die sich verängstigt und einsam fühlen, wirklich helfen“, sagte sie.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Die russische Armee hat in der Nacht nach ukrainischen Angaben mehrere Regionen im Osten, Süden und Westen des Landes angegriffen. 81 Raketen sollen dabei abgefeuert worden sein. Infolge des Angriffs war zwischenzeitlich offenbar auch das Akw Saporischschja von der regulären Stromversorgung abgeschnitten. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • In einem Interview mit dem Fox-News-Moderator Sean Hannity hat Donald Trump erklärt, wie er den Krieg Russlands gegen die Ukraine vermieden hätte, wäre er noch als US-Präsident im Amt. Er hätte Russland Teile der Ukraine „übernehmen“ lassen, sagte er. Bevor Fox News das Gespräch im TV sendete, wurde dieser Teil jedoch herausgeschnitten. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Das staatliche russische Energieunternehmen Gazprom rekrutiert offenbar Freiwillige für den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das berichtet das „Institute for the Study of War“ (ISW). Die bewaffnete Formation soll dem Kreml unterstehen und in der Ostukraine kämpfen. Die Kämpfer könnten bis zu 7500 Euro verdienen. Mehr hier.
  • Der Kampf um das Stahlwerk Asovstal in Mariupol tobte mehrere Wochen. Nun berichtete ein ukrainischer Abgeordneter dem Sender CNN, wie die Verhandlungen zur Aufgabe des Werkes verlaufen sein sollten. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Der Kreml hat die Berichte über eine angeblich pro-ukrainische Gruppierung hinter den Anschlägen auf die Nord-Stream-Gaspipelines unglaubwürdig genannt. „Was den pro-ukrainischen ‚Doktor Evil‘ betrifft, der das alles organisiert haben soll, so ist das schwer zu glauben“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Mehr hier.
    Russland hat die schweren Raketenangriffe auf die Ukraine als Reaktion auf Gefechte in der russischen Grenzregion Brjansk gerechtfertigt. „Als Antwort auf die am 2. März vom Kiewer Regime organisierten Terrorakte im Gebiet Brjansk haben die russischen Streitkräfte einen massiven Racheschlag geführt“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Mehr in unserem Newsblog.
  • Der Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj, hat die fortgesetzte Verteidigung von Bachmut mit strategischen Gründen gerechtfertigt. „Jeder Tag der Verteidigung der Stadt gibt uns Zeit für die Schaffung von Reserven und die Vorbereitung künftiger Offensiven“, sagte der Generaloberst laut Verteidigungsministerium.
  • Russland ist nach Einschätzung der litauischen Geheimdienste in der Lage, seinen Krieg weitere zwei Jahre fortzusetzen. „Wir schätzen, dass die Ressourcen, die Russland heute zur Verfügung stehen, ausreichen würden, um noch zwei Jahre lang einen Krieg mit der gleichen Intensität wie heute zu führen“, sagte Oberst Elegijus Paulavicius von Militärgeheimdienst.
  • Die Slowakei will der Ukraine zusammen mit Polen Kampfflugzeuge des sowjetischen Typs MiG-29 zur Verfügung stellen. Das teilte Verteidigungsminister Jaroslav Nad auf Facebook mit.
  • Die Behörden der pro-russischen Separatistenregion Transnistrien in der Republik Moldau haben nach eigenen Angaben einen ukrainischen Angriff auf mehrere hochrangige Beamte vereitelt. Die Verdächtigen seien festgenommen worden und hätten bereits Geständnisse abgelegt.

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