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Ukraine-Invasion Tag 422: Das neue Interesse an russischen Bunkern
Pistorius hält deutsche Kampfjets nicht geeignet für Ukraine, russischer Kampfjet verliert Munition und trifft eigene Stadt. Der Überblick am Abend.
Stand:
Vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine waren sie vor allem noch für Historiker und Touristen interessant: die Bunker aus der Zeit Josef Stalins in Russland. Doch seit der Invasion kommt ihnen offenbar wieder ihre ursprüngliche Bedeutung zu, wie der britische „Guardian“ berichtet (Quelle hier).
Demnach werden Tausende Luftschutzbunker im Land – sicherlich auch solche aus der Zeit des Kalten Kriegs – dahingehend überprüft, ob sie renoviert werden sollten oder können, offenbar im Hinblick auf einen möglichen Raketenangriff auf russisches Gebiet.
So sei etwa in der Region Samara eine Ausschreibung veröffentlicht worden, in der es um Abdichtungsarbeiten für einen Luftschutzbunker ging. In der gleichen Region sei Klage gegen ein örtliches Unternehmen eingereicht worden, um es dazu zu zwingen, seinen – inzwischen zivil genutzten – Luftschutzbunker zu sanieren. Allerdings habe es dort in der Klageschrift geheißen, dass das Bauwerk „für einen schnellen Übergang“ vom jetzigen Verwendungszweck hin zum Schutz der Bevölkerung ungeeignet sei.
Ein Experte sagte der Zeitung zu den Bunkern in Samara, die einst für die russische Elite vorgesehen worden seien, dass es nicht schwierig sei, sie wieder für den Schutz der Bevölkerung herzurichten. Die Orte seien fertig, man könne sich dort jetzt verstecken.
Dass einstigen Bunkern im russischen Angriffskrieg wieder eine Bedeutung zukommt, ist aber nicht nur auf russischer Seite der Fall. Während Russland deren Zustand offenbar prüft, werden sie in der Ukraine ganz aktiv genutzt – und zwar von der Zivilbevölkerung selbst.
So hatten wir beispielsweise Anfang März in unserem Newsletter über das Dorf Lutsch berichtet, in dem ein Bunker aus der Zeit des Kalten Krieges steht (hier können Sie das noch einmal nachlesen). Dort haben sich die Bewohner zusammengetan, um in diesem zu leben – und sich und ihr Leben vor den Angriffen der Russen zu schützen.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Nach ukrainischen Angaben sollen bisher mehr als 180.000 russische Soldaten gefallen sein. Nun wird in einem martialischen Werbeclip um Freiwillige geworben – und der Krieg als Test für „echte“ Männer verkauft. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hält Kampfjets aus deutschen Beständen nicht für den Einsatz in der Ukraine geeignet. Deutsche Tornados und Eurofighter hätten völlig andere Fähigkeiten, „als die, die jetzt in der Gefechtssituation, wie wir sie jetzt in der Ukraine haben, brauchen“, sagte er beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe. Mehr dazu hier.
- Die russische Stadt Belgorod nahe der ukrainischen Grenze ist am Donnerstagabend von einer enormen Explosion erschüttert worden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau hatte ein Suchoi-34-Kampfjet der russischen Luftwaffe beim Flug über Belgorod Munition verloren. Mehr dazu erfahren Sie hier.
- Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius will die Beschaffung neuer Waffensysteme für die Bundeswehr laut einem Medienbericht radikal beschleunigen. Der „Spiegel“ zitiert aus einer Anordnung, nach der alle bundeswehrinternen Sonderregeln ausgesetzt werden sollen, die gesetzliche Regelungen verschärften. Mehr hier.
- Die erwartete Frühjahrsoffensive der Ukraine im Krieg gegen Russland wird nach Einschätzung der Sicherheitsexpertin Claudia Major entscheidend sein für weitere westliche Unterstützung. Wenn sie gelinge, dann könne man auch in den westlichen Ländern besser erklären, warum sich die Unterstützung lohne, sagte sie im ZDF-Morgenmagazin. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Nato aufgefordert, auf ihrem Gipfel im Juli den Weg zur Aufnahme seines Landes ins westliche Militärbündnis freizumachen. Weder in der Ukraine noch in Europa noch in der Nato würde die Mehrheit der Bevölkerung verstehen, wenn Kiew keine „wohlverdiente Einladung“ erhielte, sagte er in seiner Videoansprache. Mehr hier.
- Die Vereinigten Staaten werden in den kommenden Wochen damit beginnen, die ukrainischen Streitkräfte im Umgang mit Abrams-Panzern zu schulen. Darüber berichtet die Nachrichtenagentur AP. Dem Bericht zufolge sollen 31 Panzer Ende Mai auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr in Deutschland eintreffen. Mehr in unserem Newsblog.
- Leopard-Panzer aus Deutschland, die im Ukraine-Krieg beschädigt wurden, sollen künftig in Polen repariert werden und damit schneller zurück an die Front kommen. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vereinbarte am Freitag in Ramstein mit seinen Amtskollegen aus Warschau und Kiew den Aufbau eines entsprechenden Instandsetzungszentrums.
- Die russische Regierung hat Spekulationen über eine weitere Mobilisierungswelle für die russische Offensive in der Ukraine zurückgewiesen. Im Kreml gebe es „keine Diskussionen über irgendeine Mobilisierungswelle“, sagte Präsidenten-Sprecher Dmitri Peskow in Reaktion auf Medienberichte, wonach Studenten in Moskau und weiteren Städten Einberufungsbefehle erhalten haben.
- Russland hat den Besuch von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Kiew kritisiert - und als weitere Rechtfertigung für den Angriffskrieg gegen die Ukraine genutzt. „Die Nato setzt offensichtlich ihren Kurs fort, die Ukraine zu verschlingen und in das Bündnis zu ziehen“, sagte Kremlsprecher Peskow.
- Großbritannien belegt den russischen Richter sowie weitere vier Personen mit Sanktionen, die in die Inhaftierung des Kreml-Kritikers Wladimir Kara-Mursa befasst waren. Die Verurteilung des Gegners von Präsident Wladimir Putin zu 25 Jahren Haft zeige die völlige Verachtung für grundlegende Menschenrechte, erklärt Außenminister James Cleverly.
- Nach Einschätzung des „Institute Study Of War“ (ISW) beabsichtigt Putin offenbar, die Zollkontrollpunkte an den illegal annektierten östlichen Regionen aufrechtzuerhalten. Demnach habe Putin den stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten Marat Chusnullin mit der Lösung von Problemen am Kontrollpunkt Gukowo an der ukrainisch-russischen Grenze beauftragt.
- US-Dokumente zeigen offenbar tiefgreifende Bedenken der USA hinsichtlich des Kriegsverlaufs und der Fähigkeit Kiews, eine erfolgreiche Offensive gegen Russland in Bachmut zu führen. Laut Bericht der „Washington Post“ gehe aus den Dokumenten hervor, dass Washington Kiew bereits zu Beginn des Jahres zur Aufgabe der Stadt geraten hatte.
- Die EU-Kommission bekräftigt Forderungen, Russland für die Kriegsschäden in der Ukraine zur Rechenschaft zu ziehen. „Russland als Agressorstaat ist völkerrechtlich zu Reparationszahlungen an die Ukraine verpflichtet“, sagt Kommissionsvize Valdis Dombrovskis dem „Handelsblatt“.
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