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Ukraine-Invasion, Tag 835: Tragische Liebe im Asowstal-Werk
Ukraine will erstmals Ziel in Russland mit Kampfflugzeug angegriffen haben, ukrainischer Chef der Wiederaufbaukonferenz wirft hin. Der Überblick am Abend.
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Die Belagerung und Verteidigung des Asowstal-Stahlwerks in der ukrainischen Großstadt Mariupol hielt in den ersten Wochen des russischen Angriffskrieges die Welt in Atem. Neben Kämpfern hatten sich damals auch viele Frauen und Kinder in dem weitläufigen Gebäudekomplex versteckt, der von der russischen Armee eingekesselt war. Im Mai 2022 ergaben sich schließlich die letzten ukrainischen Verteidiger der Anlage. Unter denen, die sich damals dort aufhielten, waren auch Valeria und Adriy Subotin, deren tragische Geschichte die BBC erzählt (Quelle hier).
Das Paar hatte sich 2019 über ihre Arbeit beim Grenzschutz kennengelernt. „Er war etwas Besonderes, es war so warmherzig, in seiner Nähe zu sein“, erinnert sich Valeria in dem Bericht. Andriy war ein Optimist, sagt sie. Innerhalb von drei Monaten zogen sie zusammen und mieteten ein kleines einstöckiges Haus mit Garten in Mariupol.
Doch dann kam der Krieg. Andriy drängte seine Freundin, das Land zu verlassen – sie aber weigerte sich. „Ich wusste, egal was passiert, ich musste in Mariupol sein und meine Stadt verteidigen“, erzählt Valeria. Schließlich schlossen sich beide den Asow-Verteidigern an. Andriy als Soldat, Valeria als Pressekontakt.
Mitten im Kampf um Leben und Tod, in einem Bunker, machte Andriy ihr einen Antrag. „Er hat mit seinen eigenen Händen ein paar Eheringe aus Alufolie gebastelt. Er war die Liebe meines Lebens.“ Am 5. Mai wurde das Paar von einem im Werk stationierten Kommandanten getraut.
Andriy versprach seiner Frau, dass sie nach ihrer Rückkehr eine richtige Hochzeit feiern würden, mit echten Ringen und einem weißen Kleid. Zwei Tage später, am 7. Mai, wurde er im Stahlwerk durch russischen Artilleriebeschuss getötet. Valeria selbst geriet in russische Gefangenschaft, lebt aber inzwischen wieder in der Ukraine.
Soweit Valeria weiß, liegt die Leiche ihres Mannes noch immer im Stahlwerk Asowstal in der inzwischen besetzten Stadt. Manchmal, sagt sie, blickt sie zum Himmel und spricht mit ihm.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick
- Ein ukrainisches Kampfflugzeug hat wohl zum ersten Mal seit Beginn des Krieges ein Ziel auf russischem Territorium angegriffen. Das berichtete eine Quelle im ukrainischen Militär dem britischen Sky News. Ob bei dem Angriff westliche Waffen zum Einsatz kamen, ist nicht klar. Mehr hier.
- Kurz vor der dritten Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine in Berlin hat der Leiter der ukrainischen Agentur für Wiederaufbau, Mustafa Najem, seinen Rücktritt eingereicht. „Seit November letzten Jahres sieht sich das Team der Agentur mit ständigem Widerstand und der Schaffung künstlicher Hindernisse konfrontiert“, begründete Najem am Montag seinen Schritt bei Facebook. Mehr im Newsblog.
- Weil er abfällige Bemerkungen zu einem Jungen mit einer Mütze mit dem Buchstaben „Z“ gemacht hat, ist ein Mann in Russland zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Alexander Neustrojew müsse die Zeit in einer Strafkolonie verbüßen, entschied ein Gericht in der sibirischen Stadt Jekaterinburg.
- Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim drei russische Boden-Luft-Abwehrsysteme getroffen. Der Generalstab meldet auf dem Kurznachrichtendienst Telegram erfolgreiche Angriffe auf ein S-400-System in Dschankoj sowie auf zwei S-300-Systeme in der Nähe von Jewpatorija und Tschornomorske.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das Vordringen russischer Truppen in der nordöstlichen Grenzregion Sumy bestritten. Die Ukraine kontrolliere die Region vollständig, schrieb er am Montag im Online-Dienst Telegram.
- Serhiy Holubtsov, Leiter der ukrainischen Luftfahrtabteilung, sagte Radio Liberty, dass die Ukraine „in einigen Wochen“ mit der Erprobung von im Land hergestellten Lenkbomben beginnen werden. „Wir arbeiten derzeit an der Umrüstung und der Entwicklung eigener, angepasster Lenkbomben, die auf konventionellen Freifallbomben basieren.“
- Russlands Präsident Wladimir Putin wird einem Medienbericht zufolge seinen bereits angekündigten Besuch in Nordkorea in den kommenden Wochen absolvieren. Die Visite werde derzeit aktiv vorbereitet, berichtet die Zeitung „Wedomosti“ unter Berufung auf den russischen Botschafter in Nordkorea, Alexander Mazegora.
- Die Weltbank hat vor der Ukraine-Wiederaufbaukonferenz in Berlin die Widerstandsfähigkeit des von Russland angegriffenen Landes gepriesen und Kiew dazu aufgefordert, weiter an seinem Reformkurs festzuhalten. „Der Ukraine ist es gelungen, mit viel Unterstützung der internationalen Gemeinschaft ihre Kerndienstleistungen aufrechtzuerhalten“, sagt Anna Bjerde, Spitzenmanagerin bei der Weltbank.
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