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Russlands Präsident Wladimir Putin und Kim Jong Un.

© Alexander Zemlianichenko/AP Pool/dpa

Ukraine-Invasion Tag 867: Nordkoreanische Militärausbilder reisen offenbar nach Russland

Vermisster Junge nach Raketenangriff auf Kiew tot geborgen. Modi lobt auf Staatsbesuch in Russland Putin. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Im Juni hatte der russische Präsident Wladimir Putin den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un in Pjöngjang besucht. Die beiden Staatsmänner hatten damals ein Abkommen über eine engere militärische Zusammenarbeit geschlossen. Nun scheint es erste Schritte zur Vertiefung dieser Zusammenarbeit zu geben, wie die Nachrichtenagentur Reuters (Quelle hier) und der „Kyiv Independent“ (Quelle hier) unter Berufung auf nordkoreanische Medien berichten.

Demnach hat Pjöngjang eine Delegation nordkoreanischer Militärausbilder nach Russland geschickt. Dies sei der erste Austausch dieser Art seit dem Treffen der beiden Staatschefs. Geleitet werde die Delegation vom Präsidenten der Kim-Il-Sung-Militärakademie. Diese nach dem Staatsgründer Nordkoreas benannte Universität gilt als Ausbildungsstätte für Eliteoffiziere in dem Land. Auch Machthaber Kim Jong Un hatte sie besucht, schreibt Reuters weiter.

Welchen Zweck der Besuch der Militärausbilder hat und wo genau sie sich aufhielten, wurde nicht genannt. Und dennoch dürfte es ein weiteres Alarmzeichen für den Westen, für die Ukraine und auch für Südkorea sein. So wird Nordkorea schon seit geraumer Zeit vorgeworfen, Waffen an Russland zu liefern, die Moskau im Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetzt. 

So hatte der UN-Experte George Lopez erst kürzlich im Gespräch mit dem Tagesspiegel gesagt, dass Nordkorea seit August vergangenen Jahres mehr als 7500 Waffencontainer nach Russland geliefert habe. Schätzungen zufolge habe es sich dabei um mehr als drei Millionen Schuss für 152-mm-Artilleriegranaten und mehr als 500.000 Schuss für 122-mm-Mehrfachraketenwerfer gehandelt (Quelle hier).

Und Anfang Mai hatten wir an dieser Stelle berichtet, dass in der Ukraine erstmals Trümmer einer Rakete untersucht würden, die aus Nordkorea stammten (Quelle hier). Eingeschlagen war sie im Januar in der Stadt Charkiw.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Russland und die Ukraine werfen einander vor, für den Raketentreffer und die Beschädigung des Kinderkrankenhauses in Kiew verantwortlich zu sein. Die UN erklärten am Dienstag, sie gingen davon aus, dass eine russische Rakete die Klinik getroffen habe und der Schaden nicht durch die ukrainische Luftabwehr entstanden sei. Mehr hier.
  • Nach dem Raketenangriff auf Kiew ist in der Nacht ein vermisster Junge tot geborgen worden. Das teilte der Katastrophenschutz der ukrainischen Hauptstadt mit. Durch die Einschläge mehrerer Raketen und Marschflugkörper wurden nach letztem Stand 27 Menschen getötet, darunter vier Kinder. Mehr hier.
  • Der indische Ministerpräsident Narendra Modi hat die Beziehungen seines Landes zu Russland gewürdigt und Präsident Wladimir Putin gelobt. Das bilaterale Verhältnis basiere auf „gegenseitigem Vertrauen und gegenseitigem Respekt“, sagte Modi am Dienstag bei einem Besuch in Moskau. Mehr hier.
  • Am Dienstag haben im Kaspischen Meer Militärübungen mehrerer zentralasiatischer Länder begonnen, erstmals ohne die Teilnahme von Russland und China. Bis zum 17. Juli simulieren dort rund 4000 Soldaten mit Kriegsschiffen, Flugzeugen, Artillerie und Panzern den Ernstfall. Mehr hier.
  • Bei den russischen Raketenangriffen vom 8. Juli wurde offenbar eine neue Taktik angewandt, um den Schaden durch solche Angriffsserien zu maximieren. Der ehemalige Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte, Oberst Jurij Ihnat, erklärte, dass die russischen Marschflugkörper und Raketen in „extrem niedriger“ Höhe flogen, schreibt das Institute for the Study of War. Mehr im Newsblog.
  • Vor dem Nato-Gipfel hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) der Ukraine nochmals die langfristige Unterstützung gegen den russischen Angriffskrieg zugesichert. „Und es ist gut, dass wir das in den letzten Tagen noch einmal verstärkt haben mit einer ganz klaren Botschaft: Wir werden der Ukraine so lange beistehen, wie das erforderlich ist“, sagte Scholz in Berlin vor seiner Abreise zu dem Treffen in Washington.
    Russland will den Verlauf des Nato-Gipfels nach eigenen Angaben genau beobachten. Das betonte der Sprecher des Präsidialamtes in Moskau, Dmitri Peskow, am Dienstag und verwies darauf, dass die transatlantische Allianz Russland zum Feind erklärt habe, den es zu besiegen gelte. Die russische Regierung betrachte die Nato in der Ukraine als komplett involviert, sagte Peskow vor Journalisten. 
  • Einen Tag nach einer massiven russischen Angriffswelle auf die Ukraine haben nach Angaben Moskaus die Truppen Kiews ihrerseits mehrere russische Regionen angegriffen. Der Gouverneur der Grenzregion Belgorod erklärte am Dienstag, dass dabei binnen 24 Stunden mindestens vier Menschen getötet worden seien. Auch aus anderen westrussischen Regionen wurden ukrainische Angriffe gemeldet.
  • US-Präsident Joe Biden hat nach Angriffen mit russischen Raketen auf die Ukraine „neue Maßnahmen“ zur Stärkung der ukrainischen Luftabwehr angekündigt. Die USA und ihre Verbündeten würden diese neue Unterstützung auf dem Nato-Gipfel in Washington in dieser Woche bekanntgeben, erklärte Biden. 
  • Nach den jüngsten russischen Raketenangriffen auf ukrainische Städte mit Dutzenden Todesopfern will sich der UN-Weltsicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung mit den Angriffen befassen. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, verurteilte die russischen Raketenangriffe.

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