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Menschen in Kursk, Russland, erhalten Hilfsgüter.

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Ukraine-Invasion, Tag 903: Hilft die Kursk-Krise Putin sogar?

Fortschritte bei den Ermittlungen zur Pipeline Nord-Stream 2. Selenskyj sieht ukrainische Armee im Aufwind. Neuer Chef-Aufseher für russische Verteidigung. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Kursk – ein Name, der zum Symbol für Wladimir Putins Herrschaft werden könnte. Vor 24 Jahren wurde der Untergang des russischen U-Boots „Kursk“, die tagelange Suche und schließlich der Tod der Besatzung zur ersten Krise für Russlands Präsidenten.

Nun taucht der Name wieder auf: durch das Vorrücken der ukrainischen Armee auf russischem Boden. Die „Kursk“-Krise im Jahr 2000 hat Putin überstanden. Die Kursk-Krise 2024 auch? Mit dieser Frage beschäftigt sich die „Times“ aus London.

Nicht nur der Name „Kursk“ sei dabei ein Symbol, so die „Times“, sondern auch, dass die Offensive im August stattfinde: „Historisch gesehen ist der August der Monat, der in Russland Unglück und Umwälzungen bringt, angefangen mit dem missglückten Putsch 1991 gegen Michail Gorbatschow. Seitdem gab es im August, neben dem Untergang der Kursk, Terrorangriffe, Naturkatastrophen und eine Finanzkrise.“

Doch dass Putin ein Opfer des „August-Fluches“ wird oder seine Machtposition durch die Kursk-Krise Schaden nimmt, glauben die Experten der „Times“ nicht. „Es ist ein Rückschlag. Aber kein strategischer Rückschlag. Am Ende ist die ukrainische Offensive ein weiterer Baustein in der Kreml-Erzählung, dass dies wirklich ein Kampf um Russland selbst ist“, sagt Alexander Gabuev, Leiter des Carnegie Russia Eurasia Center Thinktanks.

Möglicherweise könne die ukrainische Offensive der russischen Armee sogar helfen, kurzzeitig mehr Rekruten zu gewinnen. „Putin arbeitet ziemlich sicher schon an einem Rache-Plan“, heißt es in dem Bericht.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Die Justiz in Polen hat den Empfang des von Deutschland beantragten Haftbefehls gegen einen ukrainischen Verdächtigen wegen der Explosionen an den Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 im Jahr 2022 bestätigt. Der in Polen ansässige Mann habe sich aber vor einer Festnahme in die Ukraine absetzen können, teilte die polnische Staatsanwaltschaft mit.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht die Streitkräfte des Landes angesichts des Vormarsches im russischen Gebiet im Aufwind. „Die Ukraine kann ihre Ziele erreichen, ihre Interessen verteidigen und ihre Unabhängigkeit schützen“, sagte Selenskyj in einer in Kiew verbreiteten Videobotschaft. 
  • Wegen des ukrainischen Einmarschs in der Region Kursk macht Kremlchef Wladimir Putin einem Medienbericht zufolge nun einen seiner besten Männer zum Chef-Aufseher der Verteidigung: Alexei Djumin. Er war früher Putins Leibwächter und machte sich offenbar einen Namen als der Mann, der für ihn einen Bären vertrieben hat. 
  • Das Thema Friedensgespräche ist für Russland nach dem ukrainischen Angriff auf Kursk bis auf weiteres zurückgestellt. Die Ukraine habe mit ihrem Angriff auf Kursk mögliche Friedensgespräche „auf lange Sicht auf Eis gelegt“, sagt der Sondergesandte des Außenministeriums, Rodion Miroschnik, der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Mehr in unserem Newsblog.
  • Die ukrainische Armee strebt mit ihrer Offensive eigenen Angaben zufolge die Errichtung einer „Pufferzone“ zum Schutz ihrer Bevölkerung an. „Die Errichtung einer Pufferzone in der Region Kursk ist ein Schritt zum Schutz unserer Bevölkerung an der Grenze vor dem täglichen feindlichen Beschuss“, teilte Innenminister Ihor Klimenko im Onlinedienst Telegram mit.
  • Als Reaktion auf den Einmarsch der Ukraine verlegt Russland nach Angaben des litauischen Verteidigungsministers Laurynas Kasciunas einen Teil seiner Truppen aus seiner Ostsee-Exklave Kaliningrad. „Sie brauchen mehr Ressourcen und versuchen, diese aus anderen Bereichen abzuziehen“, sagte Kasciunas der baltischen Agentur BNS.
  • Der SPD-Außenpolitiker Nils Schmid sieht das Vorgehen des ukrainischen Militärs in Kursk durch das Völkerrecht gedeckt. „Im Rahmen des völkerrechtlich verbrieften Rechts auf Selbstverteidigung hat die Ukraine auch die Möglichkeit, auf dem Territorium des Angreifers gegen ihn vorzugehen“, sagte Schmid am Mittwoch dem MDR.
  • Die bisherigen Ermittlungsergebnisse zu dem Anschlag auf die Nord-Stream-Gaspipelines ändern nichts an der Unterstützung Deutschlands für die Ukraine. Der stellvertretende Regierungssprecher, Wolfgang Büchner, betonte auf Nachfrage von Journalisten in Berlin, „dass hier die Ermittlungen nach Recht und Gesetz geführt werden auch ohne Ansehen der Person und auch völlig unabhängig davon, zu welchem Ergebnis solche Ermittlungen führen“.

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