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Ukrainische Soldaten fahren mit Militärfahrzeugen an einem Grenzübergang zu Russland (Symbolbild).

© REUTERS/Viacheslav Ratynskyi

Ukraine-Invasion, Tag 917: Wie drei ukrainische Soldaten die Kursk-Offensive erleben

Ukraine weitet Angriffe auf Treibstofflager in Russland aus + Sechs Tote bei russischen Angriffen im Osten der Ukraine + Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Bereits seit Anfang August läuft die ukrainische Offensive in der russischen Grenzregion Kursk. Und nach und nach werden mehr Details über die Operation bekannt. Doch wie haben ukrainische Soldaten, die daran beteiligt sind und waren, dies erlebt und was denken sie darüber? Drei von ihnen haben ihre Erfahrungen mit der „Ukrainska Pravda“ geteilt.

Die Online-Zeitung sprach etwa mit dem 27-jährigen Valerii, einem Grenzsoldaten in Sumy (die Namen wurden aus Sicherheitsgründung geändert). Vor der Offensive, so sagt er, war es in der Gegend eigentlich relativ ruhig, nur gelegentlich gab es Angriffe. Eher seien russische Aufklärungstruppen zu sehen gewesen, die die Region mit Drohnen ausspähten.

Von der Offensive selbst hätten die Grenzsoldaten erst am Morgen selbst um 5 Uhr erfahren – auch wenn man gehört habe, dass etwas passieren könnte.

Eine Offensive auf russischem Gebiet ist für uns eine Form der Verteidigung.

Der Soldat Sanchez gehört den Aufklärungstruppen der Ukraine an

Er und seine Kameraden hätten live mitbekommen, wie die ersten Bataillone eintrafen, Drachenzähne entfernten und mit einem Minenräumfahrzeug anrückten. „Unsere Reaktion war ungefähr so: ‚Was ist da los?‘“ Valerii vermutet, die Russen hätten mit der Offensive gerechnet, aber nicht in diesem Ausmaß. Die vorderen Stellungen an der Kontaktlinie hätten sie schnell verlassen, aber dahinter hätten sie ausgeharrt.

Der 33-jährige Shen wiederum ist Soldat der Luftangriffstruppen und war dabei, als die Ukraine Dorf für Dorf vorrückte. „Wir hatten den Verdacht, dass es im Gebiet Kursk eine Offensive geben würde“, sagte er der „Ukrainska Pravda“ – und zwar schon ein Jahr zuvor.

Er und seine Kameraden hätten im Vorfeld Operationen trainiert, die sie nun brauchen: auf Hinterhalte achten, Straßen räumen usw. Dennoch hätten sie über die Operation selbst relativ wenig Informationen gehabt. Erst zwei, drei Stunden vor Beginn hätten ihnen ihre Kommandeure mitgeteilt: „Ihr werdet gleich nach Russland eindringen.“

Sanchez ist 25 Jahre alt und gehört den Aufklärungstruppen an. Er war gerade auf Familienurlaub, als er in die Region Sumy verlegt wurde. „Als ich dort ankam, war die Operation bereits im Gange“, berichtet er.

Angst habe er nicht gehabt, er sei sogar begeistert gewesen: „Endlich eine Operation, die Sinn macht.“ Es sei richtig gewesen, den Krieg nach Russland zu bringen: „Eine Offensive auf russischem Gebiet ist für uns eine Form der Verteidigung.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Die Ukraine weitet ihre Angriffe auf Treibstofflager in Russland aus. Im Bezirk Kamenski der Oblast (Verwaltungseinheit) Rostow standen am Mittwoch nach einem Drohnenangriff mehrere Tanks in Flammen. „Es gibt keine Verletzten“, teilte Gouverneur Wassili Golubew im Kurznachrichtendienst Telegram mit. Mehr hier.
  • Die Ukraine bereitet das Kriegsjahr 2025 vor. Militärbeobachter berichten über die Aufstellung neuer Brigaden aus Männern, die ins Ausland geflohen sind. Doch ihre Einberufung ist schwierig. Mehr hier.
  • Ein russischer Mörder ist aus dem Gefängnis entlassen worden, um im Krieg in der Ukraine zu kämpfen. Anschließend soll er erneut eine ältere Frau getötet haben und wurde laut BBC ein zweites Mal freigelassen, um an die Front zurückzukehren. Das berichtet der Sender unter Berufung auf Verwandte der ermordeten Frau. Mehr hier.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Tochter seines Cousins Anna Ziwiljowa zur Staatssekretärin des russischen Verteidigungsministeriums befördert. Das geht aus dem täglichen Lagebericht des britischen Verteidigungsministeriums hervor, der via X veröffentlicht wurde. Mehr im Newsblog.
  • Das größte Problem der Ukraine im Kampf gegen Russland ist nach Einschätzung ihres Außenministers Dmytro Kuleba die Furcht der eigenen Verbündeten vor einer Eskalation. Die Verbündeten schreckten daher davor zurück, neue Maßnahmen zur Unterstützung der Ukraine zu genehmigen, sagt Kuleba.
  • Die ukrainischen Truppen sind nach Einschätzung des US-Geheimdienstes CIA entschlossen, das von ihnen eroberte russische Territorium „für eine gewisse Zeit“ zu halten. Eine zu erwartende russische Gegenoffensive werde ein schwieriger Kampf werden, sagt CIA-Vize-Direktor David Cohen.
  • Die Ukraine will künftig kein russisches Gas mehr nach Europa leiten – aus Moskau kam daran scharfe Kritik. „Eine solche Entscheidung der Ukraine wird den Interessen der europäischen Verbraucher, die weiterhin russisches Gas kaufen wollen, ernsthaft schaden“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz hat betont, dass die Vorbereitung für den 50-Milliarden-Dollar-Kredit an die Ukraine weit fortgeschritten ist. Man werde die Planungen der westlichen G7-Staaten und der EU jetzt „schnell und zügig“ voranbringen, sagte Scholz nach einem Treffen mit dem britischen Premierminister Keir Starmer.
  • Die ukrainische Drohnenrakete „Palianyzia“ soll in der Herstellung etwa eine Million Dollar kosten. Das teilte der ukrainische Minister für digitale Transformation, Mychajlo Fedorow, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Associated Press mit. Demnach erwartet der Minister, dass die neue Drohnenrakete die Situation im Krieg verändern wird.
  • Bei russischen Angriffen in der ostukrainischen Region Donezk sind nach Angaben des örtlichen Gouverneurs mehrere Menschen getötet worden. „Am Morgen haben die Russen vier Menschen getötet und ein Haus in Ismajliwka zerstört“, erklärte Wadym Filaschkin im Onlinedienst Telegram.
  • Russische Regierungsvertreter haben offenbar versucht, den Besuch des Generaldirektors der Internationalen Atomenergie-Organisation, Rafael Mariano Grossi, im Kernkraftwerk Kursk dafür zu nutzen, um die Ukraine für einen radiologischen Zwischenfall verantwortlich zu machen. Das geht aus dem jüngsten Lagebericht der US-amerikanischen Denkfabrik „Institute for the Study of War“ (ISW) hervor.

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