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Ukraine-Invasion Tag 923: Ukrainische Rekruten bereiten sich auf einen neuen Kampf vor
41 Tote bei russischem Raketenangriff auf Poltawa. Putin in der Mongolei. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Die ukrainische Armee ist bei ihrer Offensive in Kursk Anfang August rasch vorgerückt. In den vergangenen Wochen verlangsamte sich der Vormarsch jedoch. Der Krieg ist kräftezehrend und die Ukraine braucht für ihren Abwehrkampf gegen Russland immer neue Leute.
Der BBC-Korrespondent Nick Beake hat sich nun an einem geheimen Ausbildungsort in der Region Tschernihiw umgesehen (Quelle hier). Neue Soldaten werden hier im Schnelldurchlauf für das Schlachtfeld bereit gemacht.
Erstaunlich ist dabei das Alter vieler neuer Rekruten, das offenbar zwischen 40 und 50 Jahren liegt. Darunter ist auch Rostyslav, der Frau und zwei Kinder hat und eigentlich Fahrer ist. „Wir leiden schon so lange, wir müssen etwas tun. Wir können nicht einfach da sitzen, während sie unser Territorium erobern.“
Die Männer haben bereits eine 30-tägige Grundausbildung hinter sich, nun sollen sie lernen, mit aus Großbritannien gelieferter medizinischer Ausrüstung, ihre Kameraden zu versorgen: Knochenbrüche, Schusswunden, schwere Blutungen. Was jetzt nur quasi eine Trockenübung ist, könnte in den nächsten Wochen und Monaten schnell zur Realität werden. Ein Soldat, der den BBC-Korrespondenten begleitet, erzählt, dass die Neuen nicht an die Front geschickt werden sollen, wenn sie nicht über ausreichende Kampffertigkeiten verfügen würden. „Wir werden sie nicht in den Tod schicken“, sagt er.
Maxim, ein 30-jähriger Bauarbeiter, soll der Jüngste der Gruppe sein. „Wir müssen trainieren, trainieren und nochmals trainieren. Je mehr wir trainieren, desto mehr werden wir hier lernen. Das wird uns an der Front helfen“, sagt er und ergänzt: „Wir sind bereit, unser Land entweder im Donbass oder in Kursk zu verteidigen.“
Präsident Selenskyj will eine weitaus stärkere amerikanische und europäische Unterstützung bei der Luftverteidigung. Er will dringend die Erlaubnis für den Einsatz von Langstreckenraketen für tiefere Angriffe auf Russland. Rostyslav unterstützt das. „Wir würden Moskau gern angreifen, um diesen schmutzigen Krieg zu beenden. Kinder und Zivilisten leiden, alle leiden.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Bei einem russischen Raketenangriff sind in der zentralukrainischen Stadt Poltawa nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens 41 Menschen getötet worden. „Mehr als 180 Menschen wurden verletzt“, teilte Selenskyj auf Telegram mit. Zwei ballistische Raketen seien auf dem Gelände einer Hochschule und eines benachbarten Krankenhauses eingeschlagen. Mehr dazu hier.
- Wegen des Vorwurfs des „Verrats“ ist ein prominenter Wissenschaftler in Russland zu 15 Jahren Straflager verurteilt worden. Ein Moskauer Gericht sprach den Forscher Alexander Schipljuk wegen „Verrats von Staatsgeheimnissen“ für schuldig, wie die Nachrichtenagentur Tass meldete.
- Russlands Präsident Wladimir Putin ist trotz seines internationalen Haftbefehls mit allen Ehren bei seinem Staatsbesuch in der Mongolei empfangen worden. Präsident Uchnaagiin Chürelsüch begrüßte Putin vor einer Ehrengarde, ein Mädchen überreichte ihm Blumen. Die Entscheidung der Mongolei, Putin nicht festzunehmen, sorgte insbesondere bei der Ukraine für Kritik. Das sei ein schwerer Schlag für den Internationalen Gerichtshof und das Strafrechtssystem, erklärte der Sprecher des Außenministeriums. Mehr dazu hier.
- Durch russische Luft- und Artillerieangriffe auf ukrainisches Gebiet sind nach Behördenangaben mehrere Zivilisten getötet und verletzt worden. In der Stadt Saporischschja schlugen nach einem Besuch von Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montagabend Geschosse ein und töteten zwei Menschen. Ein Opfer sei ein achtjähriger Junge, schrieb Gebietsgouverneur Iwan Fedorow auf Telegram.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ein Treffen mit dem Chef der Internationalne Atomenergie-Organisation (IAEO) in Kiew angekündigt. Es soll nach dem Besuch von Rafael Grossi im Atomkraftwerk Saporischschja stattfinden, sagt Selenskyj in einem in den sozialen Medien veröffentlichten Video. Leider sei es der Ukraine in dieser Phase des Krieges nicht möglich, die Kontrolle über das Kraftwerk zurückzugewinnen.
- Die UN hat sich besorgt über das Verbot der eng mit Russland verbundenen ukrainisch-orthodoxen Kirche in der Ukraine gezeigt. Das dem Verbot zugrunde liegende Gesetz gebe „Anlass zu ernsthaften Bedenken hinsichtlich der Achtung der internationalen Menschenrechtsnormen, insbesondere der Religionsfreiheit“, sagte die Sprecherin des UN-Hochkommissariat für Menschenrechte, Ravina Shamdasani. Die UN brauche aber noch Zeit, um das Gesetz genauer zu prüfen.
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