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Eine Frau und ihr Kind gehen in die unterirdische Schule.

© IMAGO/UKRINFORM/IMAGO/Vyacheslav Madiyevskyy

Ukraine-Invasion Tag 924: 30 Stufen führen hinab in Charkiws unterirdische Schule

Hälfte der ukrainischen Regierung tritt zurück, Scholz sagt Ukraine weitere Flugabwehrsysteme Iris-T zu. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

durch den Krieg haben viele ukrainische Kinder seit mehr als zwei Jahren kein Schulgebäude mehr von innen gesehen. Die Stadt Charkiw hatte daher vor einiger Zeit damit begonnen, eine unterirdische Schule zu errichten (wir berichteten an dieser Stelle). Nun wurde sie eröffnet – und die „Washington Post“ hat sich dort umgeschaut (Quelle hier).

Die Schule wurde rund sechs Meter unter der Erde gebaut und verfügt über einen langen Korridor, von dem die Klassenzimmer abgehen, der in hellen Farben gestrichen ist, schreibt die Zeitung. Sie verfügt über ein ausgeklügeltes Lüftungssystem und die Wände sind mit Hinweisen zu Notausgängen im Falle einer Evakuierung versehen. 30 Stufen führen hinab zu ihr. Zwar vermissen die Kinder ihre alte Schule mit den Fenstern, aber viele sind froh, überhaupt wieder vor Ort lernen zu können.

So wie die 16-jährige Polina. Sie sei es leid gewesen, in ihrem Zimmer auf den Computer zu starren, als sie am Fernunterricht teilnahm. Zweieinhalb Jahre lang war sie nicht mehr in einem Schulgebäude. Sie wollte ihre Freunde wiedersehen, ihre Lehrerin umarmen, und sie wollte in die Schule gehen, ohne Angst zu haben, zu sterben. Über das neue Schuljahr sagt sie der „Washington Post“: „Ich möchte so viele Erinnerungen wie möglich schaffen.“

Auch für die Lehrer ist der Moment, in dem die Schule feierlich ihren Betrieb aufnahm, etwas Besonderes. Natalya Varavva, Chemielehrerin in der 11. Klasse, spricht von einem „unglaublichen Glücksgefühl“. Ihre Schüler sind viel älter und reifer geworden, seit sie sie zum letzten Mal gesehen hat. Aber der Krieg hat sie auch geprägt: Bei jedem Geräusch, das an eine Rakete erinnert, springen sie vor Schreck auf.

Iryna Chernomaz, die Direktorin der Schule, sagt scherzhaft, sie erkenne viele von den Schülern nicht wieder, weil so viel Zeit vergangen ist. „Sie sind erwachsen geworden. Sie sind reifer geworden. Die Mädchen und Jungen sind jetzt so erwachsen.“ Für sie selbst steht eigentlich der Ruhestand bevor, aber das unterirdische Gebäude wurde gerade erst eröffnet. Jetzt zu gehen, das wäre Verrat, sagt sie. Denn es gebe so viel zu tun in diesem neuen Schuljahr.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Ein russischer Unteroffizier soll nahe der ukrainischen Stadt Awdijiwka in der Oblast Donezk durch einen Oberst mit einer höchst umstrittenen Disziplinarmaßnahme malträtiert worden sein. Demnach soll der 37-jährige russische Soldat durchgehend fünf Tage lang an einen Baum gekettet worden sein. Mehr hier.
  • Die USA erwägen offenbar eine Lieferung von Raketen mit höherer Reichweite an die Ukraine. Allerdings müsse die Regierung in Kiew noch mehrere Monate auf die Raketen warten, da die USA vor einer möglichen Lieferung noch technische Probleme lösen müssten, teilen mehrere US-Insider mit. Mehr hier.
  • Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat nach eigenen Angaben einen Plan parat, mit dem der Krieg in der Ukraine „garantiert“ beendet werden kann. Diesen könne er aber nur bekannt geben, wenn er die Präsidentschaftswahl am 5. November gewinnt, sagte er in einem Interview. Mehr hier.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz sagt der Ukraine weitere Flugabwehrsysteme vom Typ IRIS-T zu. Acht Systeme IRIS-T SLM und neun Systeme IRIS-T SLS seien verbindlich für die Ukraine bestellt, sagte Scholz am Bundeswehrstandort Todendorf. „Jeweils zwei davon werden noch dieses Jahr geliefert, der Rest ab 2025.“ Mehr im Newsblog.
  • Nach schweren russischen Raketenschlägen gegen die westukrainische Stadt Lwiw hat Polens Regierungschef Donald Tusk Unterstützung beim Wiederaufbau der zerstörten Häuser angekündigt. „Lwiw braucht Hilfe! Ziel des russischen Angriffs war das Stadtzentrum. Viele historische Altbauten wurden beschädigt“, schrieb Tusk auf der Plattform X.
  • Das ukrainische Parlament hat nach Angaben der Abgeordnetenkammer den Rücktritt von vier Ministern akzeptiert. Mit dem ebenfalls vorliegenden Rücktrittsgesuch von Außenminister Dmytro Kuleba habe man sich jedoch nicht befasst. Es wird damit gerechnet, dass dies am Donnerstag geschieht. 
  • Russland hat nach eigenen Angaben eine weitere Ortschaft nahe der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk im Osten der Ukraine eingenommen. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, die russische Armee habe das rund 30 Kilometer von Pokrowsk gelegene Dorf Karliwka „vollständig befreit“.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat einen Besuch des chinesischen Staatschefs Xi Jinping beim bevorstehenden Treffen der Brics-Staaten im Oktober in Russland angekündigt. „Wie vereinbart, erwarten wir den chinesischen Präsidenten Xi Jinping auf dem Brics-Gipfel“, sagte Putin am Mittwoch bei einem Treffen mit dem chinesischen Vizepräsidenten Han Zheng.
  • Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht sieben Marschflugkörper und 22 Drohnen abgeschossen. Insgesamt habe man bei den nächtlichen russischen Angriffen 42 Luftziele ausgemacht: 29 Drohnen und 13 Raketen. 

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