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Ukraine-Invasion, Tag 940: Wie der Kreml Russlands Jugend auf seine Propaganda einschwört
Von der Leyen kündigt neue Finanzhilfen für Ukraine an, Ukraine wirft Russland Angriff auf Altenheim in Sumy vor. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Seit Beginn der russischen Vollinvasion in der Ukraine hat der Kreml um Machthaber Wladimir Putin auch die Jugend des Landes vermehrt im Fokus, um sie auf Linie zu bringen: Es gibt militärische Programme an den Schulen und jede Menge patriotische Botschaften. Bei vielen verfangen diese Botschaften auch, wie die „Washington Post“ schreibt (Quelle hier).
Die Zeitung stellt unter anderem Maryana Naumova vor, „eines der frischesten Gesichter der Kriegspropagandamaschine“ Putins, wie es in dem Artikel heißt. Die 25-Jährige habe eine Sendung auf dem vom Kreml kontrollierten Fernsehsender Channel One, 85.000 Abonnenten auf Telegram und trete regelmäßig in Jugendforen, Universitäten und Talkshows auf.
Laut der „Post“-Journalistin Francesca Ebel hat die junge Frau von den meisten großen Schlachten des Krieges in der Ukraine berichtet. Und natürlich beschreibt sie das russische Militär nicht als Invasionsmacht, sondern nennt sie Befreier der russischsprachigen Bevölkerung in der Ostukraine – und übernimmt damit das Narrativ des Kreml, um den Krieg zu rechtfertigen. Naumova gehörte auch zu den Gästen bei Putins Ansprache an die Nation am ersten Jahrestag der Invasion in die Ukraine.
„Diese neue Generation wird mit dem Gedanken erzogen, dass der Westen uns hasst“, sagte ein ehemaliger hoher Kreml-Beamter, der immer noch in Regierungskreisen tätig ist und nur unter der Bedingung der Anonymität mit der „Washington Post“ sprach. „Jetzt muss jeder, auch die jungen Leute, für den Krieg sein, für traditionelle Werte und die Religion – man muss sich als Patriot aufspielen.“
Wer diesem Weg folgt, kann schnell belohnt werden. Für diesen Weg hat sich auch Mikhail Dschnjakow entschieden. Er informiert sich über westliche Wirtschaftsmedien, aber auch über die Webseite des Kremls und staatliche Nachrichtenagenturen. Sein Ziel: in die Politik zu gehen. Mit gerade einmal 21 Jahren beherrscht er „bereits fließend die politische Sprache Russlands“, schreibt die „Washington Post“. So betont er etwa, dass es in Russland keine politischen Gefangenen gebe, da das russische Recht eine solche Bezeichnung nicht vorsehe.
Aber es gibt sie auch, diejenigen, die das Land nicht verlassen haben und dennoch nicht der Propaganda des Kremls folgen wollen. So wie Jegor Balazeikin: Er wurde im Alter von 16 Jahren verhaftet und verbüßt eine sechsjährige Haftstrafe wegen versuchten Terrorismus. Er hatte aus Protest gegen den Krieg Molotowcocktails auf zwei Militärrekrutierungsbüros geworfen, Schaden hatten diese nicht angerichtet.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will der Ukraine gegen Widerstand aus Ungarn neue EU-Finanzhilfen in Höhe von bis zu 35 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Das kündigte sie auf der Plattform X an. Mehr hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den Gegenangriff auf Russland in der Grenzregion Kursk als Erfolg bezeichnet. Der militärische Chefkoordinator der deutschen Ukraine-Hilfe schätzt die Situation dagegen anders ein. Mehr hier.
- Ein russisches Nachrichtenportal und die BBC haben nach eigenen Angaben mehr als 70.000 im Ukraine-Krieg getötete russische Soldaten identifiziert. „Wir haben die Namen von 70.112 russischen Soldaten identifiziert, die in der Ukraine getötet wurden, aber die tatsächliche Zahl liegt wahrscheinlich viel höher“, teilte der russische Dienst der BBC mit. Mehr im Newsblog.
- Die Ukraine hat die Verwendung von Telegram für Regierungs-, Armee- und Sicherheitsmitarbeiter weitgehend verboten. Das teilte der Nationale Verteidigungs- und Sicherheitsrat im Onlinedienst Facebook mit.
- Behörden und Militär in der russischen Region Kursk sollen einem Bericht zufolge womöglich Hinweise auf einen ukrainischen Vorstoß gehabt haben. Das berichtete der „Guardian“ unter Berufung auf angebliche russische Dokumente, die das ukrainische Militär bei seiner Kursk-Offensive entdeckt haben will.
- Das ukrainische Außenministerium hat auf den Vorschlag des polnischen Außenministers Radoslaw Sikorski reagiert, die Krim unter UN-Mandat zur Vorbereitung eines Referendums zu stellen. Das Ministerium betonte, der Status der Krim als ukrainisches Territorium stehe nicht zur Diskussion.
- Die ukrainische Luftabwehr hat 61 von 70 russischen Drohnen in der Nacht abgeschossen, wie die Luftwaffe des Landes mitteilt. Außerdem sei eine von vier russischen Raketen zerstört worden.
- Die Regierung in Moskau mahnt den Westen, die Warnungen vor einer Freigabe von Waffen mit größerer Reichweite gegen Ziele im russischen Landesinneren nicht zu ignorieren. In dem Fall ändere sich die Natur des Konflikts, erklärte Außenministeriums-Sprecherin Maria Sacharowa.
- Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow hat Elon Musk beschuldigt, einen Tesla-Cybertruck deaktiviert zu haben, den er angeblich im August von dem Tech-Milliardär erhalten habe. Musk habe den Cybertruck „vor Kurzem aus der Ferne abgeschaltet“, erklärte er bei Telegram.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ging in seiner Abendbotschaft auf einen russischen Angriff auf die Großstadt Sumy ein. Nach Angaben des Innenministeriums wurde eine Frau getötet und mindestens 13 Menschen wurden verletzt. „Russland musste wissen, dass dies ein Altenheim ist - keine Militärbasis, kein Militärobjekt“, sagte er.
- Die ukrainischen Streitkräfte haben die Schlagkraft der russischen Armee im Gebiet Donezk nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj erheblich geschwächt. Dennoch, sagte der Staatschef in seiner Abendansprache, dass die Situation äußerst schwierig bleibe.
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