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Das Logo des Onlinedienstes Discord.

© IMAGO/NurPhoto/Bearbeitung: TSP | imago images

Ukraine-Invasion, Tag 959: Die russische Sperre des Onlinedienstes Discord stellt das eigene Militär vor Probleme

Selenskyj kommt am Freitag nach Berlin, Moskau will zwei Dörfer in Region Kursk zurückerobert haben. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

dass Russland seit Beginn seines Angriffskriegs in der Ukraine die Kontrollen in Online-Medien noch mehr verschärft und auch nicht vor Sperren bestimmter Dienste zurückschreckt, ist bekannt. Die nun angekündigte Sperre aber stellt das eigene Militär vor Probleme, wie die „Washington Post“ berichtet (Quelle hier).

Es geht um den Onlinedienst Discord, eine Plattform für Echtzeitkommunikation. Der Zugang zu der Messaging-Plattform soll „aufgrund der Verletzung von Anforderungen der russischen Gesetzgebung eingeschränkt“ werden. Discord ermöglicht laut „Washington Post“ Audio-Streaming zwischen großen Gruppen und dass diese Bildschirme gemeinsam nutzen könnten. Etwas, dass Nutzer von Computerspielen gern gebrauchten – aber auch das russische Militär.

In auf Telegram veröffentlichten Videos, die russische Soldaten aufgenommen und mit Militärbloggern geteilt hatten, sei Discord oft auf Bildschirmen in den Kommandozentralen zu sehen gewesen, heißt es in dem Bericht weiter. Entsprechend gebe es jetzt Unmut über die angekündigte Sperre – und eine Debatte darüber, wie Russlands Bürokratie das Militär behindert.

Militärblogger, welche die Invasion in der Ukraine positiv sehen und oftmals einen direkten Draht zu den in der Ukraine kämpfenden Einheiten haben, machten sich über den Schritt lustig. Sie behaupteten, die Entscheidung habe die russischen Truppen überrumpelt und sie ohne angemessene Kommunikation gelassen, schreibt die „Washington Post“. „Man hätte einen Ersatz schaffen und die Befehlshaber über die Pläne informieren müssen, damit die Arbeit an der Front nicht einfach so unterbrochen wird“, schrieb demnach ein Blogger. Das nenne man „über den Tellerrand hinausschauen“.

Das Hauptproblem sei dabei gar nicht die Sperre an sich, sondern die Tatsache, dass Russland seinen Truppen keine Alternative bieten könne, schrieb demnach ein weiterer Militärblogger auf Telegram. Ähnliche Systeme seien zwar in der Entwicklung, aber das Verteidigungsministerium habe es versäumt, diese in den Alltag der Soldaten einzubinden. Und so blieb diesen eben nur die Alternative, entsprechende Dienste aus dem Ausland zu nutzen – was neben Discord auch Telegram ist.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj offenbar kurz vor Beginn des russischen Angriffskrieges dazu aufgefordert, einen Nachfolgeplan für den Fall aufzustellen, dass er getötet oder gefangen genommen werde. Dies schreibt der bekannte US-Journalist Bob Woodward in seinem neuen Buch „War“. Mehr hier.
  • Wegen der Absage des Besuchs von US-Präsident Joe Biden in Deutschland werden nach Angaben der Bundesregierung auch alle weiteren geplanten multilateralen Treffen nicht stattfinden. So werde kein Treffen mit den Staats- und Regierungschefs der USA, Frankreichs und Großbritanniens geben, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Mehr im Newsblog.
  • Trotz der Verschiebung des großen Ukraine-Solidaritätsgipfels kommt aber der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Deutschland. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird er am Freitag in Berlin Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier treffen. Zuerst hatte „Bild“ darüber berichtet.
  • Der bei einem Gefangenenaustausch freigekommene Ex-US-Soldat Trevor Reed ist Behördenangaben zufolge in Russland wegen seines Kampfeinsatzes für die Ukraine in Abwesenheit verurteilt worden. Reed habe sich 2023 der „ukrainischen Armee freiwillig als Söldner angeschlossen“, teilte das russische Ermittlungskomitee mit. Wegen „Söldnertums“ sei er zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. 
  • Die russische Armee hat nach eigenen Angaben zwei Dörfer in der russischen Grenzregion Kursk von der Ukraine zurückerobert. Die „Offensivoperationen“ seien fortgesetzt und dabei „die Orte Nowaja Sorotschina und Pokrowski befreit“ worden, zitierten russische Nachrichtenagenturen die russischen Truppen.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zu Gesprächen in Kroatien eingetroffen. „Mit Ministerpräsident (Andrej) Plenkovic werden wir eine weitere Verteidigungszusammenarbeit, die Behandlung von unseren verwundeten Kämpfern und auch den Wiederaufbau der Ukraine diskutieren“, schrieb er auf X. 
  • Früher war Deutschland in Russland beliebt - doch wegen der Unterstützung für die Ukraine sieht eine Mehrheit von Russen und Russinnen Deutschland mittlerweile als feindliches Land. „Der entscheidende Umbruch war der Beginn des Krieges gegen die Ukraine“, sagte der russische Soziologe Lew Gudkow in Berlin bei der Vorstellung einer Studie zum russischen Deutschland-Bild.
  • Russland hat die Recherchen des US-Journalisten Bob Woodward zu wiederholten Gesprächen von Kreml-Chef Wladimir Putin mit dem früheren US-Präsidenten Donald Trump zurückgewiesen. „Nein, das ist nicht der Fall“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der russischen Nachrichtenwebsite „RBK“.
  • Nach russischen Angaben sind mehrere Regionen im Westen des Landes erneut von ukrainischen Drohnen angegriffen worden. Die Luftabwehr habe 47 Drohnen abgeschossen, erklärt das Verteidigungsministerium in Moskau auf Telegram. Allein im Gebiet Brjansk, das an die Ukraine und Belarus grenzt, seien rund 24 Drohnen zerstört worden.
  • In der Slowakei haben Privatleute mehr als vier Millionen Euro für den Kauf von Kriegsmaterial für die Ukraine gespendet. Die Aktion „Munition für die Ukraine“, an der sich 70.000 Slowaken beteiligten, wurde ins Leben gerufen, nachdem die Regierung von Ministerpräsident Robert Fico die staatliche Militärhilfe für das Nachbarland gestrichen hatte. 
  • Das Bundesverteidigungsministerium plant weitere, umfangreiche Unterstützung für die Ukraine. „Wir selbst haben gerade erst noch mal 400 Millionen Euro zusätzlich durch den Bundestag bewilligt bekommen, allein für das Jahr 2024, sagt Christian Freuding, Leiter des Sonderstabes Ukraine, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

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