
© REUTERS/UKRAINIAN ARMED FORCES/Uncredited
Ukraine-Invasion, Tag 961: September war offenbar verlustreichster Monat für russische Truppen
Scholz sichert Selenskyj bei Berlin-Besuch weitere Militärhilfe zu, Vier Tote bei russischem Luftangriff in Region Odessa. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Die russische Vollinvasion in der Ukraine wird für beide Seiten immer blutiger – und immer mehr Opfer sind zu beklagen. Was die Zahl der Toten und Verwundeten angeht, so gibt es nur Schätzungen, da insbesondere Moskau keine Zahlen bekannt gibt.
Neueste US-Schätzungen gehen in Bezug auf die russische Armee davon aus, dass der September für Moskau der blutigste Monat seit Beginn des Krieges war. So berichtet die „New York Times“.
Denn Russland hat nicht nur seinen Vormarsch in der Ostukraine intensiviert, sondern musste auch den ukrainischen Angriff auf die Grenzregion Kursk abwehren. Nach Schätzungen von US-Beamten stieg daher die Zahl der im Krieg getöteten Russen auf 115.000 und die der Verwundeten auf 500.000.
Amerikanische und britische Militäranalysten bezifferten die Verluste demnach auf durchschnittlich mehr als 1200 pro Tag, etwas mehr als die bisherige Höchstzahl, die im Mai erreicht worden war. Das „Wall Street Journal“ hatte im September, auch unter Berufung auf US-Beamte, ebenfalls russische Opferzahlen vermeldet. Dort ging man von 200.000 Toten und 400.000 Verwundeten aus.
Dass die Verluste aufseiten Moskaus so hoch sind, liegt auch an der Taktik der Armee, die als „Fleischwolf“ bekannt geworden ist. Rekruten werden massenhaft losgeschickt, um die Stellungen der Ukrainer zu stürmen – ohne Rücksicht auf Verluste. „Es ist eine Art russischer Kriegsführung, dass sie das Problem weiterhin mit Masse angehen“, zitiert die „New York Times“ einen hochrangigen US-Militärbeamten.
Trotz dieser großen Verluste gelinge es Moskau aber immer noch, jeden Monat 25.000 bis 30.000 neue Soldaten zu rekrutieren, was die Zahl derjenigen, die getötet oder verwundet worden sind, ausgleiche. Dadurch steht die Frage, ob Russland eine neue Massenmobilisierung anstrebt, derzeit weniger im Raum.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Eine deutliche Mehrheit der Deutschen wünscht sich, dass Bundeskanzler Olaf Scholz nach fast zwei Jahren Funkstille wieder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin spricht. In einer Umfrage von YouGov im Auftrag der dpa sprachen sich 59 Prozent für ein Telefonat der beiden aus. Nur 26 Prozent sind dagegen, 15 Prozent machten keine Angaben. Mehr hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist am Freitag in Berlin eingetroffen. Er wurde im Kanzleramt von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßt. Scholz kündigte zu Beginn des Treffens umfangreiche weitere Militärhilfe der westlichen Partner an. Mehr in unserem Newsblog.
- Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter hatte vor dem Deutschland-Besuch von Selenskyj die Bedeutung einer klaren Unterstützung der Ukraine hervorgehoben. Es werde zu wenig deutlich gemacht, was auf dem Spiel steht, sagte Kiesewetter im ARD-„Morgenmagazin“.
- Nach dem Tod einer ukrainischen Journalistin in russischer Haft ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft in der Ukraine wegen eines möglichen Kriegsverbrechens. Nachdem sich der Tod von Victoria Roschtschyna bestätigt habe, seien die bisher auf ihr Verschwinden bezogenen Ermittlungen neu definiert worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit.
- Das Feuer auf einer von der Ukraine angegriffenen Öl-Anlage auf der Krim ist örtlichen Behörden zufolge auch nach fünf Tagen noch nicht vollständig gelöscht. Die Feuerwehr befinde sich weiter vor Ort, teilte der Leiter der von Russland eingesetzten Verwaltung mit.
- Papst Franziskus hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Vatikan zu einem privaten Gespräch empfangen. Bei dem Treffen bat Selenskyj den Pontifex um Unterstützung für von Russland verschleppte Kinder und inhaftierte Erwachsene, wie der Präsident bei Telegram mitteilte.
- In Russland ist ein Mann wegen mutmaßlicher Pläne für einen Brandanschlag auf ein Rekrutierungsbüro zu 18 Jahren Haft verurteilt worden. Der 45-Jährige sei von einem Militärgericht der Zusammenarbeit mit einem ausländischen Staat, der Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und eines Anschlagsversuchs schuldig gesprochen worden, teilte der FSB mit.
- Vor dem Hintergrund ausgeweiteter Militärplanungen hält der deutsche Nato-General Christian Badia deutlich höhere Verteidigungsausgaben für nötig. „Zwei Prozent reichen für Deutschland nicht. Es muss Richtung drei Prozent gehen“, sagte Badia der „Süddeutschen Zeitung“.
- Bei einem russischen Raketenangriff in der südukrainischen Region Odessa sind nach Angaben der dortigen Behörden vier Menschen getötet worden. Eine ballistische Rakete habe ein zweistöckiges Gebäude getroffen, in dem Zivilisten gelebt und gearbeitet hätten.
- Der tschetschenische Machthaber und Putin-Verbündete Ramsan Kadyrow hat einem Medienbericht zufolge russischen Abgeordneten vorgeworfen, ein Mordkomplott gegen ihn zu schmieden. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete, Kadyrow habe drei Abgeordneten aus benachbarten Regionen vorgeworfen, ein Attentat zu planen.
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