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Ukrainischer Verteidigungsminister soll verhandeln: Selenskyj nimmt nicht an Waffenruhe-Gesprächen in Istanbul teil
Die geplanten Gespräche zwischen der Kiew und Moskaus verzögern sich. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisiert die Zusammensetzung der russischen Delegation.
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Die ursprünglich für Donnerstagnachmittag in Istanbul geplanten direkten Gespräche über eine mögliche Waffenruhe zwischen der Ukraine und Russland könnten sich nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verzögern. Die Gespräche könnten am Donnerstagabend oder auch erst am Freitag stattfinden, erklärte Selenskyj nach einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag in Ankara. Die ukrainische Delegation sei unterwegs nach Istanbul, sagte er.
Selenskyj bedauerte die Zusammensetzung der russischen Delegation und erklärte, die Russen würden die Gespräche „leider nicht ernst genug“ nehmen. Zuvor hatte Selenskyj erklärt, bei den russischen Vertretern handele es sich um eine „Schein“-Delegation mit unklarem Mandat. Nach Angaben des Kreml werden für Russland Präsidentenberater Wladimir Medinski und mehrere Vize-Minister an den Gesprächen teilnehmen.
Die ukrainische Delegation ist nach den Worten Selenskyjs hingegen „auf höchster Ebene“ angesiedelt. Geleitet werde sie von Verteidigungsminister Rustem Umerow. „Das Außenministerium, das Präsidialamt, die Armee, unsere Geheimdienste“ seien vertreten, „um jegliche Entscheidungen zu treffen, die zu einem gerechten Frieden führen können“, sagte Selenskyj.
Moskau weist Kritik an eigener Delegation zurück
Die Delegationen aus Russland und der Ukraine sollten ab Donnerstagabend in Istanbul über eine mögliche Waffenruhe für die Ukraine verhandeln. Es wären die ersten direkten Verhandlungen zwischen beiden Seiten seit mehr als drei Jahren. Die russische Delegation kam nach Angaben russischer Staatsmedien bereits am Morgen in der Türkei an.
Das russische Außenministerium wies die Kritik zurück, dass Moskau lediglich die zweite Reihe schickt. Es seien die qualifiziertesten Fachleute gekommen, sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Diese Experten seien bereit und kompetent für die Gespräche über alle Themen: „Internationales Recht – bitte, die Situation am Boden – bitte, Fragen der Kampfhandlungen – bitte“, führte sie aus.
Moskau betrachte die Gespräche mit Kiew als Fortsetzung der gescheiterten Verhandlungen zu Beginn seiner Invasion in der Ukraine im Jahr 2022, sagte der russische Delegationsleiter Medinski in Istanbul. Das russische Team verfüge über die „notwendigen Kompetenzen“ für die Verhandlungen. Die russischen Vertreter würden „nach möglichen Lösungen und Berührungspunkten suchen“.
Trump und Rubio rechnen nicht mit Fortschritten
US-Präsident Donald Trump rechnete derweil nicht mit Fortschritten bei den Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe, bevor er sich nicht selbst mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin getroffen habe. „Ich glaube nicht, dass etwas passieren wird, (...) bis er und ich uns treffen“, sagte Trump an Bord der Air Force One auf dem Weg von Katar in die Vereinigten Arabischen Emirate. „Aber wir müssen eine Lösung finden, weil zu viele Menschen sterben“, fügte er hinzu.
Auch sein Außenminister Marco Rubio äußerte sich pessimistisch. „Wir haben keine hohen Erwartungen daran, was morgen passieren wird“, sagte Rubio am Donnerstagabend im türkischen Antalya. Er glaube nicht, dass es einen Durchbruch in den Gesprächen über eine Waffenruhe in der Ukraine geben werde, bis Trump und Putin sich „Angesicht zu Angesicht gegenüber sitzen“, fügte er hinzu.
Selenskyj war am Donnerstag nach Ankara geflogen, nachdem er Putin aufgefordert hatte, zu direkten Gesprächen ebenfalls in die Türkei zu kommen und damit zu beweisen, dass er einen Frieden anstrebe. Er sei nach wie vor zu direkten Gesprächen mit Putin bereit. „Ich bin hier, wir sind bereit für direkte Verhandlungen“, erklärte Selenskyj nach dem Treffen mit Erdogan. Mittlerweile hat das ukrainische Präsidentenflugzeug den türkischen Luftraum allerdings verlassen.
Trump sagte auf eine Nachfrage von Journalisten mit Blick auf Putins Abwesenheit: „Es war klar, dass er nicht kommen würde. Er wollte kommen, aber er dachte, ich würde auch kommen. Er kam nicht, weil ich nicht da war.“ (AFP/dpa/Reuters)
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