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Ein Tomahawk-Marschflugkörper fliegt vor bewölktem Himmel (Archivbild).

© imago/ZUMA Press

Um Eskalation mit Russland zu vermeiden: USA wollen bei möglichen Tomahawk-Zielen offenbar mitbestimmen

Donald Trump erwägt, die Ukraine mit weitreichenden Marschflugkörpern auszustatten. Einem Medienbericht nach hätten die USA dann beträchtliche Kontrolle über Angriffe in Russland.

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Am Freitag wird der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu einem weiteren Besuch im Weißen Haus erwartet. Bei dem Treffen mit US-Präsident Donald Trump soll es um Tomahawk-Marschflugkörper gehen, die Kiew gerne hätte, um damit Ziele des Militärs und der Energieinfrastruktur tief in Russland anzugreifen. Das könnte die Kriegskosten für Russland deutlich in die Höhe treiben, dreieinhalb Jahre nach Beginn der großangelegten Invasion, die der russische Machthaber Wladimir Putin trotz aller diplomatischen Bemühungen Trumps fortsetzt.

Mit ihrer Reichweite von mehr als 1000 Kilometern fliegen die Tomahawk weiter als alle anderen, bisher an die Ukraine gelieferten Raketen und Marschflugkörper. Zur Einordnung: Von der ukrainischen Grenze bis nach Moskau sind es ungefähr 450 Kilometer. Die Reichweite allein macht die Tomahawk schon zu einer brisanten Waffe. Hinzu kommt, dass mit einer Lieferung auch eine größere Involvierung der USA in den ukrainischen Abwehrkrieg gegen Russland verbunden sein könnte, wie die „Financial Times“ (FT) berichtet.

Ukraine braucht US-Abschusssysteme – und die USA werden bei den Zielen mitreden

In der Regel werden Tomahawk von passenden Schiffen oder U-Booten aus abgefeuert, die die Ukraine jedoch nicht hat, wie die „New York Times“ bereits berichtete. Auch seien keine Abschussvorrichtung für den Landgebrauch vor Ort. Daher ist die Ukraine auch beim Abfeuern auf US-Produkte angewiesen, sie könnte zum Beispiel ein System namens Typhon nutzen.

Die US-Armee präsentiert das Typhon-System bei einer Übung in Iwakuni, Japan.

© REUTERS/TIM KELLY

Es gebe nicht viele dieser Abschussvorrichtungen, sagte der österreichische Militärexperte Franz-Stefan Gady der „FT“. Doch die Abhängigkeit von den USA würde offenbar noch an anderer Stelle deutlich werden. Denn Gady nach würde die US-Armee bei der Auswahl der Tomahawk-Ziele mitreden: „Die USA würden die Zielauswahl wahrscheinlich streng überwachen, um eine Eskalation zu verhindern.

Zu diesem Zweck könnten die USA auch eigenes Personal mit den Tomahawk in die Ukraine schicken – keine direkten Militärangehörigen, wohl aber „US-amerikanische Vertragspartner, die bei ihrem Einsatz unterstützen würden“. So sagte es ein hochrangiger westlicher Beamter aus dem Verteidigungsbereich der „FT“. Durch diese Inanspruchnahme von Militärfirmen würde man sich auch das lange Training der ukrainischen Soldaten sparen.

Wie wird Russland reagieren?

Allerdings, so steht zu befürchten, könnte Russland die Involvierung der USA als direkte Kriegsbeteiligung werten. Überhaupt zeigte sich Moskau in dieser Woche rhetorisch bereits auffällig aggressiv, als auf die mögliche Tomahawk-Lieferung mit Atomdrohungen reagiert wurde – obwohl die USA öffentlich verfügbaren Informationen nach über keine nuklear bestückten Tomahawk verfügen.

Was die Eskalationsgefahr angeht, winkte ein hochrangiger Nato-Beamter gegenüber der „FT“ bereits ab. Der Kreml würde auf eine Tomahawk-Lieferung wahrscheinlich nur mit „unverantwortlicher Rhetorik“ reagieren, „die ein wenig nukleares Säbelrasseln beinhaltet“, sowie mit verstärkten Angriffen innerhalb der Ukraine.

Für die Ukraine könnte die Liefermenge der Tomahawk ein Knackpunkt werden. Dem Bericht nach haben die USA seit dem Jahr 2022 nur 202 dieser Marschflugkörper gekauft, wovon mindestens 124 im Kampf gegen die Huthi und den Iran verschossen wurden. Der Bestand ist insgesamt zwar größer, jedoch erwarten manche Beobachter trotzdem keine großen Mengen für die Ukraine. Auf nur 20 bis 50 Stück schätzt ein Experte die Lieferung. Ein ehemaliger Pentagonmitarbeiter rechnet hingegen mit „hunderten“ Tomahawk für die Ukraine.

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