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Kardinal Matteo Zuppi.

© REUTERS/REMO CASILLI

„Um jedes Kind der Anonymität zu entreißen“: Kardinal verliest stundenlang Namen von toten Minderjährigen des Gaza-Kriegs

Im Gazakrieg sind Tausende Kinder und Jugendliche getötet worden. Ein prominenter Kardinal macht nun mit einer besonderen Aktion auf sie aufmerksam.

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Mit einer ungewöhnlichen Geste an einem symbolträchtigen Ort hat Kardinal Matteo Maria Zuppi gegen den Gaza-Krieg protestiert. In einem stundenlangen Gebetsmarathon verlas er jeweils Name und Alter von mehr als 12.000 Babys, Kindern und Jugendlichen, die seit dem 7. Oktober 2023 auf palästinensischer wie israelischer Seite getötet wurden.

Die Aktion des Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz und weiterer Vorleser dauerte vom Nachmittag bis in den Donnerstagabend. Sie fand am Gedenkort Marzabotto in der Nähe von Bologna statt, wo die Nazis 1944 mehr als 770 Zivilisten erschossen, darunter 213 Kinder unter 13 Jahren.

„Wir wollen an die Namen erinnern, um jedes einzelne Kind zu ehren und der Anonymität zu entreißen. Alle haben die gleiche Würde“, betonte der Erzbischof von Bologna: „Jeder Name eines ermordeten Kindes ist eine Bitte an Gott, aber auch an die Menschen, sich von diesem Unrecht berühren zu lassen“, sagte Zuppi in den Ruinen der 1944 von SS-Truppen niedergebrannten Kirche von Casaglia: „Wir hoffen, dass dies alle dazu bewegt, andere Wege zu finden und das Leben Unschuldiger nicht zu gefährden.“

Tod durch Bomben, Heckenschützen, Hunger

Bei der stundenlangen Aktion wurde eine 469 Seiten lange Liste mit den Namen Tausender palästinensischer und Dutzender israelischer Minderjähriger verlesen, die seit dem 7. Oktober 2023 getötet wurden. Viele starben durch Bomben und Heckenschützen sowie in Folge mangelnder medizinischer Versorgung und Unterernährung. „Wir hoffen, dass dies zu angemessenen Reaktionen führt: Das Leid der Kinder muss am stärksten spürbar sein“, erklärte Zuppi.

Zuppi (69), seit 2015 Erzbischof von Bologna und seit 2022 Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, war in den vergangenen drei Jahren wiederholt als Sondergesandter des Papstes für einen Dialog zwischen Russland und der Ukraine im Einsatz. Zur Erinnerung an die SS-Massaker gegen italienische Partisanen vom 29. September bis 1. Oktober 1944 wurde bei Marzabotto der „Gedenkpark Monte Sole“ errichtet.

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung im Gazastreifen liegt bei 17,7 Jahren. Knapp die Hälfte der Menschen ist 14 Jahre oder jünger. (KNA)

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