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Flüchtlinge aus dem Sudan warten mit ihrer Habe nahe der südsudanesischen Grenzstadt Renk.

© dpa/Eva-Maria Krafczyk

UN besorgt über „schockierende Berichte“: Über 14 Millionen Vertriebene im Sudan

Grassierende sexuelle Gewalt, Hunger und immer mehr Vertriebene: Im Sudan herrscht unvorstellbares Leid. Doch den Vereinten Nationen fehlt Geld, um den Menschen zu helfen.

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In einem Bericht für den UN-Menschenrechtsrat zeichnen unabhängige Experten ein düsteres Bild der Menschenrechtslage im Sudan. Sie sehen plausible Anzeichen für Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit beider Konfliktparteien in dem nordostafrikanischen Land. Besonders in der Hauptstadt Khartum und der Region Darfur seien schwere Menschenrechtsverstöße festgestellt worden, heißt es in dem in Genf veröffentlichten Bericht.

Die Zahl der Menschen, die wegen der Gewalt auf der Flucht sind, ist inzwischen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) auf über 14 Millionen gestiegen. Es sei die größte Vertreibungskrise weltweit, erklärte IOM-Chefin Amy Pope am Dienstag. Dennoch erhalte die Lage im Sudan zu wenig Aufmerksamkeit.

Im Sudan ist vor rund eineinhalb Jahren ein blutiger Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und dessen früherem Stellvertreter, Mohamed Hamdan Daglo, ausgebrochen. Während Al-Burhan die reguläre Armee SAF hinter sich hat, kommandiert Daglo die Miliz RSF, der sich weitere bewaffnete Gruppen angeschlossen haben.

Seither wurden Zehntausende Menschen getötet, etwa 25 Millionen Menschen brauchen Hilfe zum Überleben.

Schwere Verstöße vor allem gegen Frauen- und Kinderrechte

Die UN-Untersuchungsmission für den Sudan warf der paramilitärischen Miliz RSF derweil massive sexuelle Gewalt gegen Zivilistinnen vor. In den von ihr kontrollierten Gebieten seien Gruppenvergewaltigungen weitverbreitet, Frauen und Mädchen würden verschleppt und als Sexsklavinnen gehalten, erklärte die vom UN-Menschenrechtsrat eingesetzte Gruppe am Dienstag.

Zwar seien auch Fälle dokumentiert, in denen die Armee und mit ihr verbündete Gruppen sexualisierte Gewalt ausübten. Aber die Mehrheit der Vergewaltigungen und geschlechterspezifische Verbrechen sei durch die RSF verübt worden.

Beide Konfliktparteien betrieben Entführungen und Zwangsrekrutierungen von Kindern und Jugendlichen, so die Experten. Willkürliche Festnahmen, Luftangriffe der Armee auf Wohngebiete und Plünderungen ziviler Einrichtungen wie Krankenhäuser, Vorratslager und privaten Eigentums vor allem durch die RSF prägten den Konflikt seit dessen Beginn. Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und Vertreter der Zivilgesellschaft, die Rechtsverstöße dokumentierten, würden eingeschüchtert und bedroht.

Der UN fehlt Geld zur Hilfe

Der IOM zufolge sind inzwischen elf Millionen Menschen innerhalb des Sudan auf der Flucht, rund 3,1 Millionen haben außerhalb Schutz gesucht. Mehr als die Hälfte der Menschen auf der Flucht seien Frauen, über ein Viertel Kinder unter fünf Jahren, sagte Pope. Viele hätten mehrfach fliehen müssen und könnten sich nicht mit dem Nötigsten versorgen.

„Die Hälfte der Bevölkerung braucht Hilfe. Sie haben keine Unterkunft, Trinkwasser oder Gesundheitsversorgung“, sagte Pope. „Was wir am verzweifeltsten brauchen, ist die Hilfe der internationalen Gemeinschaft.“ Lediglich etwas mehr als die Hälfte der von den UN benötigten 2,7 Milliarden US-Dollar für die Sudan-Hilfe für dieses Jahr hat die Weltorganisation bislang erhalten. (dpa, epd)

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