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Die Stadt Nuuk in Grönland.

© REUTERS/LEONHARD FOEGER

US-Plan für Grönland: Trump setzt offenbar auf Überzeugungsarbeit statt Zwang

Der Präsident hat mehrfach erklärt, er wolle, dass sich Grönland den USA anschließt. Einem Medienbericht zufolge gibt es einen offiziellen Plan, um die Stimmung der Bevölkerung dort zu beeinflussen.

Stand:

Donald Trumps Wunsch, Grönland den USA einzuverleiben, ist nicht neu. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte der US-Präsident mit der Idee gespielt, gab sie dann aber auf. Nun hat sie jedoch an Ernsthaftigkeit gewonnen. Offenbar so sehr, dass es sogar einen offiziellen Plan für die Übernahme gibt, wie die „New York Times“ („NYT“) berichtet. Dieser setze vor allem auf Überzeugungsarbeit statt Zwang.

Die knapp 57.000 Grönländerinnen und Grönländer, so der Plan, sollen sich freiwillig den USA anschließen. Der Nationale Sicherheitsrat sei zuletzt mehrfach zusammengekommen, um darüber zu beraten, berichtet die Zeitung unter Berufung auf einen US-Behördenvertreter. Vor kurzem seien zudem an mehrere Regierungsstellen offizielle Anweisungen für das weitere Vorgehen verschickt worden.

Wir sind bereit, Milliarden von Dollar zu investieren, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und euch reich zu machen.

Donald Trump, US-Präsident, an die Grönländer gerichtet

Trump hatte in einer Pressekonferenz Anfang Januar auch wirtschaftlichen Zwang und militärische Gewalt nicht ausgeschlossen, um Grönland zu annektieren. Militärische Optionen seien aber nie ernsthaft in Betracht gezogen worden, zitiert die Zeitung den Behördenvertreter. Stattdessen seien Werbung und Kampagnen in den sozialen Medien im Gespräch, um die öffentliche Meinung auf der Insel zu beeinflussen.

So soll etwa an die gemeinsamen Wurzeln der Inuit in Grönland und jener im US-Bundesstaat Alaska erinnert werden. Ob das ein überzeugendes Argument wäre, ist fraglich. Die Inuit in Alaska sind dem Bericht zufolge stärker von Armut und Gesundheitsproblemen betroffen als der Rest der US-Bevölkerung.

Grönlands strategische Lage zwischen USA und Russland.

© Grafik: Tsp/Boettcher

Tatsächlich hat das öffentliche Buhlen um Grönland bereits begonnen. So schrieb Trump im März in einem Beitrag auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social an die Menschen auf der Insel gerichtet: „Wir sind bereit, Milliarden von Dollar zu investieren, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und euch reich zu machen.“

Zudem, so ein häufiges Argument von Trumps Beratern, könnten nur die USA Grönland vor Russland und China schützen. Dänemark tue angesichts der Bedrohungen durch die beiden Staaten zu wenig für die Sicherheit Grönlands.

Auch über finanzielle Anreize wird der „NYT“ zufolge beraten. So erwäge die Regierung, den Grönländern eine jährliche Pro-Kopf-Zahlung in Höhe von 10.000 Dollar in Aussicht zu stellen. Die Überlegung sei, dass diese Kosten durch Einnahmen aus dem Abbau grönländischer Bodenschätze, wie Seltene Erden, Kupfer, Gold und Öl ausgeglichen würden.

Grönland ist weitgehend autonom, gehört aber offiziell zu Dänemark. Die Insel spielt eine wichtige Rolle für die militärische Kontrolle der Arktis. Darüber hinaus ist sie reich an Rohstoffen. Außerdem verlaufen in der Region wichtige Schifffahrtsrouten. Grönland und Dänemark haben die US-Besitzansprüche mehrfach deutlich zurückgewiesen. 

Sollten die Umwerbungsversuche aus Washington erfolglos bleiben, schreibt die „NYT“, sei es durchaus möglich, dass Trump doch noch auf Eskalation setze. (noe)

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